Un Ballo
Un Ballo
Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto
Disrupted
Un Ballo
Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto
Behind the Mirror
Un Ballo
Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto
Maraschino Cherries
Un Ballo
Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto
Dauer 1 Std. 40 Min. inkl. Pause nach dem 1. Teil nach ca. 45 Min.
Vergangene Termine
März 2017
28
Mär19.30
Un Ballo
Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto, Premiere, Theater Winterthur
31
Mär19.30
Un Ballo
Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto, Theater Winterthur
April 2017
02
Apr14.30
Un Ballo
Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto, Theater Winterthur
Juni 2017
22
Jun19.00
Un Ballo
Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto, Ballett-Abo Klein
23
Jun19.00
Un Ballo
Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto, Ballett-Abo Gross
Gut zu wissen
Un Ballo
Kurzgefasst
Un Ballo
Un Ballo war Jiří Kyliáns erstes Ballett für die Nachwuchscompagnie des Nederlands Dans Theaters, das er in seiner über zwanzigjährigen Direktionszeit als die führende zeitgenössische Compagnie Europas etabliert hat. Maurice Ravels Menuett aus Le Tombeau de Couperin und seine Pavane pour une infante défunte bilden den musikalischen Hintergrund für diese «Übung für Musikalität und Sensibilität zwischen männlichen und weiblichen Partnern». Noch kürzer ist Kyliáns eigene Beschreibung seines Stücks: «Ein Tanz, Musik, mehr nicht».
Eigens für das Junior Ballett entstanden die Beiträge von Filipe Portugal und Benoît Favre, die als Tänzer des Balletts Zürich schon mehrfach mit ihren jungen Kolleginnen und Kollegen gearbeitet und als Choreografen immer wieder für Aufsehen gesorgt haben. Während Filipe Portugal in Behind the Mirror zum 2. Satz aus Dmitri Schostakowitschs Erstem Klavierkonzert einen ausdrucksstarken und technisch überaus anspruchsvollen Pas de deux entwickelt, konfrontiert Benoît Favre die Juniortänzer mit Jazzklängen des Schweizer Gitarristen Joel Gilardoni.
Grotesker Humor und emotionale Tiefe vereinen sich in den Arbeiten des aus Barcelona stammenden Choreografen Cayetano Soto. Gegenwärtig ist er Hauschoreograf beim Ballet British Columbia im kanadischen Vancouver. Dass nichts ist, wie es scheint, zeigen die sechs Tänzer, die in seiner energiesprühenden Choreografie Maraschino Cherries ihr weibliches Ich entdecken.
Vier Tänzer erzählen
Un Ballo
Jiří Kylián
Auf Jiří Kyliáns Choreografie Un Ballo freue ich mich sehr. Es wird das erste Mal sein, dass ich in einem Ballett von ihm tanze. Das Stück wirkt absolut zeitlos, und ich kann kaum glauben, dass es bereits vor über 25 Jahren entstanden ist. Kylián hat es 1991 für die Nachwuchsformation des Nederlands Dans Theaters (NDT II) kreiert. Mich beeindruckt vor allem die Eleganz und die Raffinesse, mit der Kylián hier zu Werke geht. Auf drei vom Charakter her völlig verschiedene Pas de deux folgt ein Teil für sechs Paare, die aber nur scheinbar das Gleiche machen. Jede Bewegung bei Kylián atmet eine unglaubliche Musikalität. Hier hat er zwei berühmte Kompositionen von Maurice Ravel verwendet, das Menuett aus Le Tombeau de Couperin und die Pavane pour une infante défunte. Obwohl beide Stücke am Anfang des 20. Jahrhunderts komponiert wurden, weisen sie doch in die Barockzeit zurück. Gerade in meinem Pas de deux muss ich oft an eine höfische Atmosphäre denken. Ein grosses Glück für uns Juniortänzer war, dass wir die Choreografie mit Kyliáns Assistenten Urtzi Aranburu einstudieren konnten. Er hat lange im Nederlands Dans Theater getanzt und kennt das Stück wie kein Zweiter. Urtzi hat mir die Tür zu Kylián geöffnet und uns Tänzer für die vielen kleinen Details sensibilisiert, die Un Ballo zu etwas Besonderem machen. Kylián hat sein Stück als «Übung für Musikalität und Sensibilität zwischen männlichen und weiblichen Partnern» bezeichnet. Um es tanzen zu können, kommt es vor allem auf Präzision, aber auch auf die richtige Mischung von Virtuosität und Überschwang an. Spektakulär finde ich auch das Ende, aber das darf ich hier ja noch nicht verraten.
Deia Cabalé, Frankreich
Disrupted
Benoît Favre
Mit den Proben zu Benoîts Stück haben wir bereits im September vorigen Jahres begonnen. Von Woche zu Woche hat sich die Choreografie weiterentwickelt, und ich bin jetzt sehr gespannt auf die Premiere. Der lange Probenprozess hat uns zusammengeschweisst. Meine Tänzerkollegen habe ich in dieser Zeit wirklich kennen- und schätzengelernt. Dass Benoît selbst noch Tänzer ist, war für uns ein grosser Vorteil. Seine choreografischen Vorstellungen kann er sehr genau beschreiben. Er kann alles vormachen und sieht sofort, wo und wie man etwas verbessern kann. Nicht nur mental, sondern auch physisch ist er Teil seiner Kreation. So reflektiert wie Benoît selbst ist auch das Stück. Auch bei meinem Solo merke ich, dass er es mehr nach innen als nach aussen gedacht hat. Bei einer Uraufführung dabei zu sein, ist für uns Tänzer immer spannend. Unsere Rolle besteht nicht nur darin, darauf zu warten, dass der Choreograf uns Schritte gibt, sondern auch eine für ihn angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, ihn zu inspirieren, indem wir mit ihm gemeinsam nach Umsetzungsmöglichkeiten für seine Ideen suchen. Benoît ist sehr offen für unsere Vorschläge. Ein wichtiger Bestandteil der Choreografie sind drei verschiebbare Metallrahmen. Sie schaffen ständig neue Räume und neue Beziehungen zwischen den Tänzern. Ich habe viel modernes Ballett getanzt. Deshalb hat es mir Spass gemacht, mir Benoîts Bewegungsrepertoire anzueignen. Er setzt sehr auf die Wirbelsäule, den Oberkörper. Die experimentelle Musik von Joel Gilardini hilft mir sehr dabei, meine eigene Geschichte in dieser Choreografie zu finden. Schliesslich geht es ja um mehr als nur um Schritte.
Giuditta Vitiello, Italien
Behind the Mirror
Filipe Portugal
Ich tanze in Filipe Portugals Pas de deux Behind the Mirror, den er zum zweiten Satz aus Schostakowitschs Erstem Klavierkonzert choreografiert. Es ist das erste Mal, dass ein Choreograf eigens für mich als Tänzer choreografiert. Das macht die Proben mit ihm zu einem grossen Erlebnis. Bereits nach der ersten Woche hatten wir das choreografische Grundmaterial erarbeitet. Wenn man fast täglich zwei Stunden an solch einem Stück arbeitet, geht es einem in Fleisch und Blut über. Was Filipe in seinem Pas de deux erzählen will, kann man sowohl aus einer rein tänzerischen als auch aus einer allgemein menschlichen Perspektive betrachten: Eine Tänzerin ist in einer Situation, in der sie aufgeben will. Sie will nicht mehr tanzen. Ihr Partner versucht, ihr das Selbstvertrauen zurückzugeben und sie wieder zum Tanzen zu ermutigen. Es geht um Partnerschaft, um Vertrauen und gegenseitige Inspiration. Es ist eine tolle Herausforderung, diesen Prozess im Lauf des Stücks sichtbar zu machen. Meine Tanzpartnerin Aurore Lissitzky beeindruckt mich immer wieder mit ihrer unglaublich schnellen Auffassungsgabe und der Art, wie sie Emotion sofort mit dem Schrittmaterial verbinden kann. Filipe geht beim Choreografieren sehr einfühlsam und individuell auf uns beide ein. Aus seinen Proben kommt man immer mit dem Gefühl, wieder ein Stück vorangekommen zu sein. Schostakowitschs ausdrucksstarke Musik eignet sich fantastisch für diese Geschichte. In Behind the Mirror ist alles drin, was man über das partnerschaftliche Verhältnis zweier Tänzer in einem Pas de deux lernen kann.
Cohen Aitchison-Dugas, Kanada
Maraschino Cherries
Cayetano Soto
Bevor ich diese Spielzeit zum Junior Ballett nach Zürich gekommen bin, habe ich bei Introdans getanzt – einer zeitgenössischen Compagnie, die im niederländischen Arnhem zu Hause ist. 2014 war ich dabei, als der katalanische Choreograf Cayetano Soto dort sein Stück Maraschino Cherries erarbeitet hat. Der Titel sagt schon ganz viel über dieses Ballett. Die eingelegten Kirschen, die man vor allem als Garnitur von Cocktails verwendet, sind bitter und süss zugleich. Und dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, zeigt Cayetano auch in seinem Stück, in dem ganze viele überbordende Ideen, szenische Verrücktheiten und Bewegungsfantasien zusammen kommen. Cayetano Soto hat damals direkt auf die Qualitäten der ihm zur Verfügung stehenden Tänzer gesetzt. Er hat sie für seinen Stil adaptiert und in ein neues Licht gerückt, in dem sie noch besser zur Geltung kommen. Tempo und Witz sind sehr charakteristisch für dieses Stück, in dem die Jungs den Hauptpart haben. Mit viel Humor werden traditionelle Männerrollen aufs Korn genommen. Am Beispiel drei ganz unterschiedlicher Männerpaare entlarvt er diese Vorstellungen auf sehr witzige Weise als veraltete Klischees. An dem Stück gefallen mir vor allem seine positive Energie und der Reichtum an Kontrasten. Musikalisch spannt es einen weiten Bogen – von Beethovens Neunter Sinfonie bis zu einem Chanson von Charles Aznavour, der hier auf Spanisch singt. Mit Introdans haben wir Maraschino Cherries in vielen Ländern aufgeführt. Mal sehen, wie sie beim Publikum in der Schweiz ankommen! In Arnhem war die Compagnie insgesamt älter und hatte natürlich eine andere Energie. Deshalb bin ich sehr gespannt, wie sich das jetzt mit dem Junior Ballett anfühlen wird und ob wir Cayetano Sotos Ideen auch in der neuen Besetzung gerecht werden.
Ricardo Macedo, Portugal
Dieser Beitrag ist erschienen im MAG 47, März 2017.
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Michael Küster trifft Benoît Favre
Wie bitte? Ob er als einziger Schweizer Tänzer im Ballett Zürich einen Heimvorteil habe? Die Frage bringt Benoît Favre zum Lachen. «In solch einer internationalen Compagnie ist es völlig unerheblich, wo du herkommst. Hier wirst du einzig und allein an deinen Leistungen gemessen», sagt er in seinem fast perfekten Deutsch, das man durchaus für seine Muttersprache halten könnte. Geboren ist er jedoch in der Westschweiz, in der Nähe von Neuchâtel. Dort hat alles angefangen.
«Ich tanze, so lange ich denken kann», erinnert er sich an seine Kinderzeit. Seine beiden Geschwister hatten mit dem Tanzen begonnen, und als Jüngster musste der kleine Benoît ihnen einfach nacheifern. So war es dann auch fast selbstverständlich, dass er mit 12 nach Zürich ging, um sich an der dortigen Tanz Akademie ausbilden zu lassen. Eine richtige Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Schon bald regnete es Preise bei wichtigen Tanzwettbewerben in Berlin, Solothurn und Lausanne. Um Bühnenerfahrung und Selbstvertrauen zu gewinnen, sei das die beste Schule gewesen. 2012 holt Christian Spuck den frisch gebackenen Akademieabsolventen ins Junior Ballett und nimmt ihn zwei Jahre später ins Ballett Zürich auf. Es mag eigenartig klingen, doch auf der Bühne scheint sich Benoît Favre in eine andere Person zu verwandeln. «Privat», so bekennt er, «bin ich ein eher scheuer und verschlossener Typ. Deshalb versuche ich, auf der Bühne eine andere Seite von mir zu zeigen und mich, so gut es geht, in die jeweilige Rolle zu versetzen. Egal, ob es sich um ein Handlungsballett oder eine abstrakte Choreografie handelt.» Schon früh begreift Benoît, dass Tanz und Choreografie für ihn zwei Seiten einer Medaille sind. Ganz genau erinnert er sich, wie ihn seine Lehrerin Arlette Kunz für das Improvisieren begeisterte und ihm eine DVD von William Forsythe mit unterschiedlichsten Improvisationstechniken in die Hand drückte. «Das hat damals eine neue Tür für mich geöffnet. Stundenlang habe ich das geschaut, nachgemacht und weiterentwickelt. Ich hatte immer Lust, meine eigenen Sachen zu kreieren.» Dabei ist das Finden der eigenen choreografischen Sprache ein langwieriger Prozess. Als Tänzer im Ballett Zürich ist Benoît Favre tagtäglich mit den unterschiedlichsten choreografischen Handschriften konfrontiert. Ist das nicht eher verwirrend, wenn man sich selbst als Choreograf finden will? «Ganz im Gegenteil», erwidert er. Eine wahre Ideenfundgrube sei das, und scherzend ergänzt er: «Wenn ich nur noch choreografieren würde, hätte ich Angst, mich zu wiederholen, weil ich keine neue Inspiration kriege.» Neben der Kanadierin Crystal Pite, die er vor Jahren bei einem Tanzfestival erlebte und deren Arbeiten er seitdem im Internet verfolgt, begeistern ihn vor allem die Stücke von Jiří Kylián: «Ich bin immer wieder fasziniert, wie er Erwartungen unterläuft. In seinen Choreografien kommt es immer anders, als man denkt. Das versuche ich in meinen Arbeiten auch.» Die eigene Signatur zu beschreiben, fällt ihm indes nicht leicht. «Das müssen doch andere machen», meint er bescheiden. Doch wer seine Arbeiten Shift, Identities oder Sandbox I im Rahmen der Reihe «Junge Choreografen» gesehen hat, erinnert sich an sehr geerdete Tänzer mit überaus wendigen Oberkörpern. «Ich verzichte auf überflüssige Bewegungen von Armen und Beinen», erklärt Benoît. «Immer mehr merke ich beim Choreografieren, dass alles vom Oberkörper ausgeht. Von dort kommt der Impuls, dem alles andere folgt. Ich stelle mir gern vor, dass alles, was auf der Bühne passiert, miteinander verbunden ist. Eine Ursache hat immer eine Wirkung.» Bei fast allen seinen Choreografien hat Benoît Favre mit Juniortänzern gearbeitet, und fast scheint das sogar ein Erfolgsrezept zu sein. Mit seinem Stück broken_line gewann er 2015 den ersten Choreografie Wettbewerb beim Tanzolymp Berlin. Auch jetzt geniesst er das Arbeiten mit den Juniors: das minutiöse Feilen an kleinen Details, das Organisieren der Bewegungsabläufe. Ruhig, unaufgeregt und mit gedämpfter Stimme gibt er den Tänzern seine Instruktionen und Korrekturen. «Ich bin kein Kontrollfreak, sondern lasse den Tänzern in den Proben viel Freiheit. Ich mag, wenn sie selbständig arbeiten, experimentieren und meine Ideen weiterentwickeln. Manchmal ist es zwar gar nicht so leicht, ihre unbändige Energie zu kanalisieren, doch letztendlich verbindet uns alle ein gemeinsames Ziel.» Und das heisst Disrupted. Für seine neueste Kreation mit dem Junior Ballett hat Benoît Favre auch das Bühnenbild entworfen. Drei Metallrahmen werden von den Tänzern in immer neue Positionen gebracht. Die sich unaufhörlich verändernde Raumstruktur hat choreografische Konsequenzen: Was macht man mit den Tänzern in dem neu entstehenden Raum? «Am Anfang war mir nicht klar, ob das funktionieren würde. Aber jetzt bin ich ganz optimistisch, weil diese unerwarteten Positionswechsel auch immer eine andere Stimmung mit sich bringen.» In dem experimentellen Schweizer Gitarristen Joel Gilardini hat Benoît Favre einen leidenschaftlichen Mitstreiter gefunden. «Musik muss Platz für die Choreografie lassen, sie sollte sich nicht in den Vordergrund schieben», erklärt Benoît Favre und gerät schnell ins Schwärmen: «Joel und ich sind in ständigem Kontakt. Da er seine Musik eigens für mein Stück komponiert, können wir im Detail und sehr individuell aufeinander reagieren. Ich schicke ihm Videos von den Proben, und er sieht sofort, an welchen Ecken es noch klemmt. Mir gewährt dieses Arbeiten enorme choreografische Freiheit. Ein paar Minuten fehlen uns zwar noch, aber bis zum Beginn der Bühnenproben in Winterthur sollten wir dann auf der Zielgeraden sein.» Disrupted. Unterbrochen... abgetrennt... Ist das auch ein Hinweis auf anstehende Veränderungen im Leben von Benoît Favre? Tatsächlich wird er die Schweiz zum Ende dieser Saison Richtung Skandinavien verlassen. «Ich bin jetzt seit über zehn Jahren in Zürich. Es wird Zeit für eine Veränderung, und ich habe Lust auf etwas Neues.» Ab September wird er im Finnischen Nationalballett in Helsinki tanzen. Noch halten sich Abschiedsschmerz und Lust auf den Neubeginn die Waage. «Der Norden reizt mich sehr. Ich mag die Strukturiertheit und die Mentalität der Menschen dort. Ich hatte ein gutes Gefühl, als ich für die Audition dort war. Hoffentlich werde ich dort viel tanzen können.» Und, so möchte man hinzufügen, Choreografieren mit Sicherheit auch!
Text von Michael Küster
Dieser Beitrag ist erschienen im MAG 47, März 2017.
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Biografien
Benoît Favre, Choreografie, Bühnenbild
Benoît Favre
Benoît Favre ist Schweizer. Er wurde an der Ballettakademie Neuchâtel und an der Tanz Akademie Zürich ausgebildet. Er ist mehrfacher Preisträger des Internationalen Tanzwettbewerbs Solothurn (Goldmedaille 2010) und Gewinner der Goldmedaille beim Tanzolymp Berlin. Er war Finalist beim «Prix de Lausanne» 2011 und gewann den «Prix du Meilleur Suisse». Nach zwei Spielzeiten im Junior Ballett ist er seit der Saison 2014/15 Mitglied des Balletts Zürich. U. a. war er in Marco Goeckes Deer Vision zu sehen. In der Reihe «Junge Choreografen» präsentierte er die Choreografien Shift, Identities und Sandbox I. 2014 wurde er mit dem «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich» ausgezeichnet. Mit broken_line gewann er 2015 den ersten Choreografiewettbewerb beim Tanzolymp Berlin.
Jiří Kylián, Choreografie / Bühne / Lichtgestaltung (Konzept)
Jiří Kylián
Jiří Kylián wurde 1947 in Prag geboren und begann seine Ballettausbildung an der Schule des dortigen Nationaltheaters im Alter von 9 Jahren. Mit 15 Jahren wurde er ins Prager Konservatorium aufgenommen, dessen breitgefächerter Lehrplan neben den Fächern Klassisches Ballett, Modern Dance (Graham-Technik) und Folklore, Tanz- und Musikgeschichte, Musiktheorie und Instrumentalstudium (Klavier) auch eine Einführung in die Choreografie ermöglichte. Ein Stipendium des British Council ermöglichte Kylián 1967 ein Studium an der Royal Ballet School in London. Ein Jahr später trat er als Tänzer dem Stuttgarter Ballett bei. Zwar avancierte Kylián bald zum Solisten, aber sein besonderes Interesse gehörte von Anfang an der Choreografie. So entstand seine erste Choreografie Paradox noch im Rahmen eines Workshops der Noverre-Gesellschaft. Sein offensichtliches Talent eröffnete ihm schnell die Möglichkeit zu weiteren Choreografien – jetzt direkt für das Stuttgarter Ballett. Dazu zählen unter anderem Kommen und Gehen, Incantations, Der stumme Orpheus und Rückkehr ins fremde Land. 1973 choreografierte er in Den Haag Viewers, sein erstes Werk für das Nederlands Dans Theater. Weitere Aufträge dieser Compagnie folgten mit dem Ergebnis, dass Kylián zwei Jahre später zum Co-Direktor des NDT ernannt wurde. Den entscheidenden internationalen Durchbruch brachte 1978 sein Werk Sinfonietta zur Musik von Leoš Janáček. Im gleichen Jahr wurde Kylián zum Künstlerischen Direktor des NDT berufen. Aus seiner Zusammenarbeit mit dem Nederlands Dans Theater sind bis heute über 70 Choreografien entstanden, die mittlerweile auf der ganzen Welt zu sehen sind. Neben seiner choreografischen Arbeit schuf er neue Strukturen innerhalb des NDT. Zusätzlich zu dem bereits renommierten NDT I gründete er 1978 das NDT II, eine jüngere, besonders experimentierfreudige und athletische Compagnie, die sich aus Tänzern und Tänzerinnen zwischen 17 und 22 Jahren zusammensetzt, und 1991 das NDT III, das in der Tanzgeschichte eine Vorreiterfunktion übernahm, da es erstmals eine Compagnie für sehr erfahrene Tänzer und Tänzerinnen über 40 darstellte. Erst im August 1999 löste er sich von der Position des Direktors, um sich noch umfassendere persönliche Freiheit zu schaffen. Allerdings gab er damit die enge künstlerische Verbindung zum NDT nicht auf. Bis Dezember 2009 war er der Compagnie weiterhin als Hauschoreograf und künstlerischer Berater verbunden. Zu seinen jüngeren Werken zählen Arcimboldo 2000, Click – Pause – Silence, Birth-Day, Blackbird, 27’52’’, Claude Pascal, When Time Takes Time, Far too close, Last Touch, Toss of a Dice, Sleepless und – zum 25-jährigen Thronjubiläum von Königin Beatrix – Chapeau. In Zusammenarbeit mit dem Filmregisseur Boris Pavel Conan entstand 2006 vor der Kulisse eines tschechischen Braunkohletagebaus der Film CAR MEN. Für sein Werk wurde Jiří Kylián mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt u.a. die Carina-Ari-Medaille, den Westend Theatre Award der Stadt London, den Nederlandse Choreografie Prijs, den Hans Christian Andersen Ballett Award der Stadt Kopenhagen, den Sonia-Gaskell-Preis aus Amsterdam. Darüber hinaus wurde er Ehrendoktor der Juilliard School in New York, erhielt den Joost van den Vondel Award, den Ehrenpreis für Tanz und Choreografie 1998 des Institut del Teatre Barcelona und den Benois de la Danse 1998. Im Februar 2000 bekam Kylián den Lawrence Olivier Award für herausragende Leistungen im Tanz. Im September 2000 wurde ihm der Herald Archangel Award verliehen. Am Ende desselben Jahres erhielten KyIián und das NDT drei Nijinsky-Preise. Anlässlich der 20-jährigen Zusammenarbeit zwischen ihm und dem NDT wurde ihm 1995 einer der höchsten Ehrentitel der Niederlande verliehen, indem man ihn zum «Offizier des Ordens von Oranje-Nassau» ernannte. 2008 folgte die Ehrenmedaille des Ordens von Oranje-Nassau. Beim Ballett Zürich waren zuletzt seine Stücke Falling Angels, Wings of Wax und Gods and Dogs zu sehen.
Cayetano Soto, Choreografie / Bühne und Kostüme
Cayetano Soto
Der katalanische, in Barcelona beheimatete Choreograf Cayetano Soto erhielt seine Ausbildung zum Tänzer am Instituto del Teatro seiner Heimatstadt sowie am Königlichen Konservatorium Den Haag. Nach einem ersten Engagement bei IT Dansa Barcelona wechselte er 1998 als Tänzer an das von Philip Taylor geleitete BallettTheater München am Gärtnerplatztheater. Dort entstanden ab 2002 seine ersten Choreografien. 2005 beendete Cayetano Soto seine aktive Tänzerlaufbahn und arbeitet seither international als freischaffender Choreograf. Seine Stücke wurden vom Stuttgarter Ballett, dem Nederlands Dans Theater, dem Hessischen Staatsballett, der Gauthier Dance Company und dem Royal Ballet of Flanders aufgeführt. Ausserdem arbeitete er mit Compagnien wie BJM Montréal, dem Perm Opera and Ballet Theatre, dem Ballet Hispanico, Tanz Luzerner Theater, dem Ballet X in Philadelphia und Northwest Dance Project in Portland. 2009 begann eine regelmässige Zusammenarbeit mit dem Aspen Santa Fe Ballet und der im niederländischen Arnheim beheimateten Compagnie Introdans. Für das Ballett Dortmund entstand das Ballett Carmen, das auch vom Ballett des Nationaltheaters Brno übernommen wurde. In der Nürnberger Kirche St. Egidien wurde seine Choreografie von Mozarts c-Moll-Messe aufgeführt. 2015 wurde Cayetano Soto für die Dauer von drei Spielzeiten zum Hauschoreografen des Ballet British Columbia (Ballet BC) im kanadischen Vancouver ernannt. Seine Choreografie ADASTRA für das Ballett São Paulo wurde 2015 als «Ballettproduktion des Jahres» ausgezeichnet. Er wurde mit zahlreichen Preisen bedacht. 2011 war er für seine Choreografie Uneven für die die russische Goldene Maske nominiert. Mit Maraschino Cherries tanzt das Junior Ballett erstmals eine Choreografie von Cayetano Soto.
Shlomi Miara, Kostüme
Shlomi Miara
Shlomi Miara wurde in Israel geboren. Seine Ausbildung erhielt er am L&L Goodman Bat-Dor Beer-Sheva Municipal Dance Center. Er tanzte in der Kamea Dance Company und im Israel Ballet. Seit voriger Saison ist er Mitglied des Junior Ballets.
Joke Visser, Kostüme
Joke Visser
Joke Visser arbeitete zehn Jahre als freischaffende Kostümdesignerin für das Holländische Nationalballett, das Nederlands Dans Theater und die Holländische Opernvereinigung, bevor sie 1987 fest beim Nederlands Dans Theater angestellt wurde. Bereits zwei Jahre später übernahm sie die Leitung der dortigen Kostümabteilung. Seitdem hat sie alle Kostüme für Jirí Kyliáns Produktionen geschaffen. In den vergangenen Jahren kreierte sie die Kostüme für Bella Figura, Wings of Wax, A Way A Lone, One of a Kind, Indigo Rose, Half Past, Doux Mensonges», Arcimboldo 2000, Click-Pause-Silence, Birth-Day, 27’52˝, Claude Pascal, When Time Takes Time, Far too close, Last Touch, Sleepless, Toss of a Dice, Chapeau, Tar and Feathers, Vanishing Twin, Gods and Dogs und Mémoires d’oubliettes. Neben ihrer Arbeit für weitere Choreografen betreut sie die Kostümausstattung der Kylián-Ballette weltweit.
Regula Mattmüller, Kostüme
Regula Mattmüller
Regula Mattmüller wurde in Basel geboren. Sie studierte Textildesign an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Seit fünfzehn Jahren ist sie in der Kostümabteilung des Opernhauses Zürich tätig, vorrangig für das Herrenballett. 2007 entwarf sie Bühne und Kostüme für Filipe Portugals Choreografie Road B. In den vergangenen Spielzeiten war sie für die Mitentwicklung des Kostümbildes bei den «Jungen Choreografen» verantwortlich, ausserdem war sie Bühnen- und Kostümbildnerin bei einer Reihe von Projekten in der freien Theater- und Tanzszene.
Martin Gebhardt, Lichtgestaltung
Martin Gebhardt
Martin Gebhardt war Lichtgestalter und Beleuchtungsmeister bei John Neumeiers Hamburg Ballett. Ab 2002 arbeitete er mit Heinz Spoerli und dem Ballett Zürich zusammen. Ballettproduktionen der beiden Compagnien führten ihn an renommierte Theater in Europa, Asien und Amerika. Am Opernhaus Zürich schuf er das Lichtdesign für Inszenierungen von Jürgen Flimm, Grischa Asagaroff, Matthias Hartmann, David Pountney, Moshe Leiser/Patrice Caurier, Damiano Michieletto und Achim Freyer. Bei den Salzburger Festspielen kreierte er die Lichtgestaltung für La bohème und eine Neufassung von Spoerlis Der Tod und das Mädchen. Seit der Spielzeit 2012/13 ist Martin Gebhardt Leiter der Beleuchtung am Opernhaus Zürich. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn heute mit dem Choreografen Christian Spuck (u. a. Winterreise, Nussknacker und Mausekönig, Messa da Requiem, Anna Karenina, Woyzeck, Der Sandmann, Leonce und Lena, Das Mädchen mit den Schwefelhölzern, Dornröschen). Er war ausserdem Lichtdesigner für die Choreografen Edward Clug (u.a. Strings, Le Sacre du printemps und Faust in Zürich; Petruschka am Moskauer Bolschoitheater), Alexei Ratmansky, Wayne McGregor, Marco Goecke und Douglas Lee. Mit Christoph Marthaler und Anna Viebrock arbeitete er beim Händel-Abend Sale, Rossinis Il viaggio a Reims und Glucks Orfeo ed Euridice in Zürich sowie bei Lulu an der Hamburgischen Staatsoper. 2020 gestaltete er das Licht an der Oper Genf für Les Huguenots in der Regie von Jossi Wieler und Sergio Morabito. 2021 folgte Christian Spucks Orlando am Moskauer Bolschoitheater und 2022 Don Giovanni am New National Theatre Toyko.
Joop Caboort, Lichtgestaltung (Realisation)
Joop Caboort
Joop Caboort stammt aus Den Haag. Seit seinem 21. Lebensjahr ist er dem Nederlands Dans Theater (NDT) verbunden, wo er sämtliche Stationen der technischen Abteilung durchlief. 1970 wurde er Technischer Direktor des NDT und noch im gleichen Jahr wurde zum Haus-Lichtdesigner ernannt. Er entwarf das Lichtdesign für mehr als 200 Tanzproduktionen von Choreographen wie Hans van Manen, Jennifer Muller, Louis Falco, Glen Tetley, Nacho Duato und vor allem Jirí Kylián. Er arbeitete mit Bühnenbildnern wie Jean-Paul Vroom, William Katz, Walter Nobbe, Nadine Baylis, John Macfarlane und Michael Simon zusammen.
Kees Tjebbes, Lichtgestaltung (re-design)
Kees Tjebbes
Nach seinem Studium an der Kunstakademie Brüssel arbeitete Kees Tjebbes mit verschiedenen Theatern und Compagnien zusammen, darunter das Toneelgroep Theater, Introdans, Scapino Ballet Rotterdam und Nederlands Dans Theater. Bei Introdans und dem Scapino Ballet Rotterdam kreierte er das Lichtdesign für Neuproduktionen von Ed Wubbe, Nils Christe und Itzik Galili. Ausserdem arbeitete er mit Choreografen wie Mats Ek, William Forsythe und Ohad Naharin zusammen. Seit er 2000 für Jiří Kyliáns Click – Pause - Silence das Licht gestaltete, wirkt er bei fast allen Tanzproduktionen des Choreografen mit, u. a. bei 27’52’’, Claude Pascal, When Time Takes Time, Far too close, Last Touch, Sleepless, Toss of a Dice, Chapeau, Tar and Feathers, Vanishing Twin, Gods and Dogs und Mémoires d’oubliettes für das Nederlands Dans Theater sowie Il faut qu’une porte für das Ballett der Opéra de Paris. Er ist zudem als Lichtdesigner für sämtliche weltweit neu- oder wiederaufgeführten Kylián-Produktionen verantwortlich, arbeitet aber auch mit Choreografen wie Ken Ossola, Stephan Thoss, Crystal Pite, Yuri Possokhof und Didy Veldman zusammen.