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Tristan und Isolde

Handlung in drei Aufzügen von Richard Wagner (1813-1883)
Libretto von Richard Wagner nach dem
Versroman «Tristan» von Gottfried von Strassburg

In deutscher Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 5 Std. 10 Min. inkl. Pausen nach dem 1. Akt nach ca. 1 Std. 30 Min. und nach dem 2. Akt nach ca. 3 Std. 30 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.

Gut zu wissen

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Die Zeit ist reif für ein neues Ring-Abenteuer in Zürich! Intendant Andreas Homoki hat seine Ring-Pläne, die er seit längerem hegt, in Ruhe reifen lassen. Gemeinsam mit Gianandrea Noseda, dem neuen Generalmusikdirektor des Opernhauses, der im romantischen Opern-Repertoire zu Hause ist und nun mit Wagners Tetralogie seinen Einstand in Zürich feiert, bringt er ihn als Regisseur selbst auf die Bühne.

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Die geniale Stelle


…davon muss man schweigen

Vier Verse aus Richard Wagners «Tristan und Isolde»

Für König Marke bricht eine Welt zusammen: Der Held Tristan, für den er alles getan hat, den er zum Thronerben gemacht hat, auf dessen dringliche Bitte hin er die irische Königstocher Isolde geheiratet hat – der Mensch, dem er am meisten vertraute, hat ihn mit Isolde betrogen. Verzweifelt fragt er seinen Adoptivsohn nach dem Grund für dieses Handeln, und der sagt: «O König, das – / kann ich dir nicht sagen; / und was du frägst, / das kannst du nie erfahren.»

Was für eine kaltschnäuzige Antwort! Nicht nur, dass Tristan die Antwort verweigert, er scheint ihn auch noch zu verhöhnen. Denn die Redundanz der beiden Sätze, die er äussert, kann doch nur Hohn sein. Das wird sichtbar, wenn man seine Antwort leicht paraphrasiert: «Das sage ich dir nicht, also wirst du es nie erfahren.» Warum tut Tristan das? Es ist doch kaum denkbar, dass Wagner seinen Helden als Zyniker entlarven und damit aller Sympathien beim Publikum berauben will, das sein Schicksal doch noch eine lange Strecke mit Interesse verfolgen soll. Lässt sich dieser Antwort also ein anderer, verborgener Sinn abgewinnen?

Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die oben gegebene Paraphrase den Inhalt unauffällig entstellt. Denn es heisst: «…das kann ich dir nicht sagen», nicht «will» oder «werde». Diese Formulierung ist doppelsinnig: Sie bedeutet entweder, dass etwas nicht in Worten ausgedrückt werden kann, oder aber einfach «ich weiss es nicht». In beiden Fällen verschwindet der Eindruck des Hohns sofort: Wenn Tristan nicht weiss oder nicht in Worten ausdrücken kann, warum das geschehen ist, ist es nicht seine Absicht, es Marke zu verschweigen. Nun kann man ausschliessen, dass Tristan den Grund seines Handelns nicht kennt, es bleibt also nur, die beiden ersten Verse ganz wörtlich zu verstehen: Tristan ist unfähig, den Grund zu nennen.

Aber warum dann noch die nur leicht variierte Wiederholung dieser Aussage? Wenn Tristan es ihm nicht sagen kann, wird Marke es nie erfahren. Warum muss das noch einmal betont werden? Bei wiederholtem Lesen fällt ein Wort mehr und mehr auf, das ebenfalls doppeldeutig ist: «erfahren». «Etwas erfahren» kann heissen, dass man eine Information empfängt, oder aber, dass man etwas erlebt – eine Erfahrung macht. Versteht man das Wort in diesem letzteren Sinne, ist offensichtlich, dass die beiden Sätze keineswegs dasselbe besagen, sondern grundsätzlich verschiedene Aspekte des Gedankens beleuchten.

Tristans Handeln liegt eine alles verändernde Erfahrung zugrunde: Als Isolde und er glaubten, Gift genommen zu haben und dem Tod unmittelbar gegenüber zu stehen, erkannten sie blitzartig, dass ihre Selbstidentifikation mit ihren sozialen Rollen ein Irrtum war: «Ich bin ja gar nicht die gedemütigte Königin, ich bin ja gar nicht der gepriesene Held, ich bin meine Liebe, die ich fast verraten hätte.» Mit dieser Erkenntnis sind die beiden den Konventionen des höfischen Lebens, der Welt des Tages für immer entronnen: «Trennen konnt’ uns sein Trug, doch nicht mehr täuschen sein Lug.» Die Erkenntnis, dass die Welt, die sie bisher bewohnten, eine Täuschung ist, befreit sie, trennt sie aber auch unwiderruflich von allen, die ihre neu gewonnene Gewissheit nicht teilen. Tristan kann diese Erfahrung nicht in Worten vermitteln, Marke müsste selbst erfahren, also selbst erleben, was Tristan und Isolde erfahren haben, und das ist dem König nicht möglich. Man kann von Wagners poetischen Leistungen halten, was man will, man wird aber nicht bestreiten können: Wer diese, die Grenzen menschlichen Verstehens transzendierende, Idee in vier knappe und präzise Verse zu fassen vermag, ist unbestreitbar ein Dichter. 

Text von Werner Hintze.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 93, Juni 2022.
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Preludes and Interludes

Diese CD bietet einen Querschnitt durch Richard Wagners orchestrales Schaffen und präsentiert unseren ehemaligen Generalmusikdirektor Fabio Luisi am Pult eines der profiliertesten Opernorchester Europas – der Philharmonia Zürich. mehr


Audio-Einführung