Orphée et Euridice
Tragédie (Drame-héroïque) in vier Akten von Christoph Willibald Gluck (1714-1787)
Bearbeitung von Hector Berlioz (1859)
Libretto von Pierre-Louis Moline nach Ranieri de’ Calzabigi
In französischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer ca. 1 Std. 35 Min. Keine Pause. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Gut zu wissen
Pressestimmen
«Eine Art zweite Wirklichkeit, eine Mischung aus klassischer
Opernübertragung und surreal anmutendem «Geisterspiel»»
Neue Zürcher Zeitung, 16.02.2021«Diese Inszenierung, seine dritte am Opernhaus Zürich, ist ein echter, lustiger, trauriger Marthaler.»
Tagesanzeiger, 15.02.2021
«Eine sehr ambivalente Inszenierung, die nachdenkt über unsere
Sterblichkeit, über unser Leben und die Liebe.»
Deutschlandfunk Kultur, 14.02.2021
«Marthaler ist ein unerhört musikalischer Regisseur. Er lässt die sensationelle Altstimme von Nadeshda Karjasina als Orphée in ihrer ultravioletten Tiefe und ihrer infraroten Wärme wirken, gönnt ihr Ruhe für ihre Wahnsinnskade Ankernz beim Entschluss, in die Unterwelt zu fahren, um die tote Euridice wieder ins Leben zu holen; er schafft Ruhe, damit die harmonischen Ellipsen und figurativen Abbrüche in der Orchestermusik ihre eigene erzählerische Kraft entfalten können.»
Frankfurter Allgemeine, 16.02.2021
Zwischenspiel, 12. Februar 2021
Anna Viebrock – Bühnenräume mit Geschichte(n)
Anna Viebrock ist die Bühnen- und Kostümbildnerin von Christoph Willibald Glucks Oper «Orphée et Euridice», die wir in der Inszenierung von Christoph Marthaler zeigen. Im Gespräch mit Kathrin Brunner erzählt sie vom Zauber des Alltäglichen, über ihre Theateranfänge mit Christoph Marthaler und darüber, warum die Komponistenpersönlichkeiten Erik Satie und Charles Ives eine so grosse Faszination auf sie ausüben. Zum Podcast
Gespräch: «Orphée et Euridice»
Im Einführungsgespräch zur Neuproduktion «Orphée et Euridice» aus dem Jahr 2021 sprechen Kathrin Brunner, Dramaturgin am Opernhaus Zürich, und Malte Ubenauf, Dramaturg des Regisseurs Christoph Marthaler, über die Besonderheiten dieser Oper.
Auf dem Pult
Gluck schreibt in dieser Oper innovative Ballettmusik. Dazu gehören der Tanz der Furien und der unmittelbar darauf folgende Tanz der seligen Geister. Der atmosphärische Wechsel vom Hades ins Elysium (das Paradies für die Toten, die am Ende aller Leiden die ewige Ruhe gefunden haben), ist gut zu hören. Gluck komponierte den Geistertanz für Soloflöte mit Streicherbegleitung, und es kommt nicht von ungefähr, dass gerade diese Passage zu einem Klassiker geworden ist. Rein technisch gesehen ist es kein schwieriges Solo. Die Kunst besteht vielmehr darin, musikalische Subtilitäten zum Klingen zu bringen. Die gesamte Solo-Stelle hat eine einfache dreiteilige Form. Der erste Teil, das Menuett, besteht aus einer eleganten, grosszügigen Melodie, die für mich Bilder von pastoraler Ruhe unter blauem Himmel hervorrufen. Der zweite Teil ist in kontrastreichem Moll geschrieben und stört die Ruhe des A-Teils. Für mich kommt hier einerseits ein Gefühl der Angst zum Ausdruck, das ein direktes Echo auf die Tänze der Furien ist, und andererseits widerspiegelt es Orpheus’ tiefe Traurigkeit über den Verlust von Euridice. Danach taucht die idyllische Landschaft des A-Teils wieder auf. Es ist bei dieser Stelle wichtig, gut mit der zweiten Flöte zu kommunizieren. Damit die Stimmen ineinander verschmelzen, müssen wir uns bezüglich Vibrato, Lautstärke und Klangfarbe absprechen, wir müssen die Atemzüge für die langen Phrasen genau einteilen und abwechselnd atmen, wo es uns Gluck erlaubt. Grundsätzlich versuche ich immer, mit meiner Flöte zu singen und Gefühle zu vermitteln. Bei der Arbeit an dieser Passage in meinen Studienzeiten und der Vorbereitung auf Orchesterwettbewerbe habe ich immer davon geträumt, diese Stelle einmal beieiner richtigen Orphée-Aufführung spielen zu können. Jetzt ist dieser Traum wahrgeworden. Das bedeutet mir sehr viel.
— Seohyeon Kim
Orphée et Euridice
Synopsis
Orphée et Euridice
Orpheus beklagt den Tod Eurydikes und fleht Gott Jupiter an, er möge die geliebte Gefährtin zurück ins Leben holen. Sollte Jupiter sich verweigern, werde er, Orpheus, in den Hades hinabsteigen und Eurydike selbst aus dem Totenreich herausführen. Wenig später erscheint der Liebesgott Amor und berichtet Orpheus, dass ihm die Befreiung Eurydikes gestattet werde. Allerdings müsse Orpheus zunächst die Wächter des Hades für sich einnehmen und dürfe sich auf dem Rückweg keinesfalls nach Eurydike umsehen.
Orpheus begibt sich in den Hades und trifft dort auf die Furien, die den Eingang des Totenreichs bewachen. Mit seinem Gesang versucht er, die wilden Gestalten zu besänftigen, was ihm nach einiger Zeit gelingt.
Im Elysium besingen Eurydike und einige selige Geister die Schönheit dieses himmlischen Ortes. Als Orpheus eintrifft, ist Eurydike zunächst nicht zu sehen. Als sie schliesslich erscheint, kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch als Orpheus ihrem Blick ausweicht, gerät sie in Zweifel. Liebt Orpheus sie noch? Weshalb hat er den Weg auf sich genommen, wenn er sie nicht mehr ansehen möchte?
Orpheus ignoriert schliesslich die Bedingung der Götter und dreht sich zu Eurydike um. In diesem Moment stirbt die Geliebte. Als Orpheus dies erkennt, entscheidet er, sich selbst zu töten, um bei Eurydike sein zu können. Da erscheint erneut Gott Amor und führt Eurydike zurück ins Leben.