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Nabucco

Dramma lirico in vier Teilen von Giuseppe Verdi (1813-1901)
Libretto von Temistocle Solera

Musikalische Leitung Fabio Luisi Inszenierung Andreas Homoki Bühnenbild Wolfgang Gussmann Kostüme Wolfgang Gussmann, Susana Mendoza Bühnenbildmitarbeit Thomas Bruner Lichtgestaltung Franck Evin Choreografische Mitarbeit Kinsun Chan Choreinstudierung Janko Kastelic Dramaturgie Fabio Dietsche

In italienischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 2 Std. 30 Min. inkl. Pause nach dem 1. Teil nach ca. 1 Std. 10 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Einführungsmatinee am 02 Jun 2019.

Vergangene Termine

Juni 2019

So

23

Jun
19.00

Nabucco

Oper von Giuseppe Verdi, Premiere, Premieren-Abo A

Mi

26

Jun
19.00

Nabucco

Oper von Giuseppe Verdi, Premieren-Abo B

Sa

29

Jun
19.00

Nabucco

Oper von Giuseppe Verdi, Samstag-Abo, Verdi-Abo

Juli 2019

Di

02

Jul
19.00

Nabucco

Oper von Giuseppe Verdi, Dienstag-Abo C

Fr

05

Jul
19.00

Nabucco

Oper von Giuseppe Verdi, Freitag-Abo A

Di

09

Jul
19.30

Nabucco

Oper von Giuseppe Verdi, Dienstag-Abo D, Italienische Oper-Abo

Fr

12

Jul
19.00

Nabucco

Oper von Giuseppe Verdi, Freitag-Abo B

Gut zu wissen

Kurzgefasst

Nabucco

Kurzgefasst

Nabucco

Trailer «Nabucco»

Porträt


Lebendige Charaktere erschaffen

Der Bariton Michael Volle gab bei der Premiere 2019 sein Rollendebüt als Nabucco in Giuseppe Verdis gleichnamiger Oper. Mit dieser Rolle straft er einmal mehr all jene Lügen, die ihn vornehmlich als Sänger im Wagner-Repertoire sehen.

Am Boden krümmt sich ein alter Mann. Kurz zuvor hatte er sich die Krone Assyriens aufs Haupt gesetzt und sich in frevelhaftem Wahn als Gott Babylons und der besiegten Hebräer huldigen lassen. Ein Blitzstrahl hat ihn zu Boden geschleudert. Jetzt ist der gefürchtete Assyrerkönig Nabukadnezar nur noch ein elender Wurm. Ein Getreuer eilt herbei, dem Alten aufzuhelfen, während im Hintergrund seine vermeintliche Tochter Abigaille Macht und Krone an sich zu reissen versucht. «Wie erwach’ ich denn?» fragt Michael Volle. «Du erwachst aus einer Art Ohnmacht und versuchst zu verstehen, was soeben geschehen ist», erklärt Regisseur Andreas Homoki. Der grossgewachsene, stattliche Bariton nickt und streift sich ein Paar Knieschoner über. Das Stürzen, Niederknien und Sich-Aufrappeln strapaziert seine bereits lädierten Kniegelenke, doch wenn es um die Wahrhaftigkeit, die Glaubwürdigkeit einer Figur, einer Situation geht, kennt der Sänger keine Schonung. Sein Credo: «Wir wollen nicht nur den Schöngesang pflegen, sondern auch lebendige Charaktere erschaffen.» Deshalb wird diese kurze Szene wieder und wieder geprobt, bis jede Geste, jede Bewegung stimmt. Nabucco, ein Gotteslästerer, getrieben von Superbia und Herrschsucht – wie sieht Michael Volle, der diese Rolle erstmals verkörpert, den zwielichtigen Herrscher? Zusammen mit sieben Geschwistern in einem württembergischen Pastorenhaus pietistischer Prägung aufgewachsen, muss ihn diese Selbstüberhebung reichlich befremden. Volle lacht sein schallendes Lachen: «Ist allerdings schon ’ne gute Weile her!» Er würde auch einen pietistischen Pfarrer spielen, Hauptsache, die Partie gibt nicht nur musikalisch, sondern auch dramaturgisch was her.

Was ihn dagegen an Nabucco fasziniert, ist die Fallhöhe dieser Gestalt. Da geht es um einen zwischen Machtgier und Kindesliebe zerrissenen Menschen, der in einem Anflug von geistiger Umnachtung eine existenzielle Krise durchlebt. «Natürlich vollzieht sich die Wandlung ein bisschen schnell, okay, aber so ist halt Oper!» Natürlich schätzt Michael Volle auch die Musik, die bereits den aussergewöhnlichen Musikdramatiker – es handelt sich um Verdis dritte Oper – verrät. Und die er nach Falstaff, Ford, Posa, Amonasro, Germont und Macbeth jetzt für sich entdeckt.

Neugier und die Lust an Neuem zeichnet Michael Volle, der von 1999 bis 2007 Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich war, noch immer aus. Damit hat er sich offenbar erfolgreich gegen eine Schubladisierung durch Intendanten und Agenten wehren können, was ein Blick auf sein Repertoire nahelegt: Mozart, Weber, Humperdinck, Tschaikowski, Strauss, Wagner, Verdi, Debussy, Zemlinsky, Berg bis hin zu Offenbach und Lehár. Doch der Sänger relativiert: «Als meine Karriere – Pereira sei Dank! – in Zürich so richtig Schub erhielt, war ich mit Wagner und Strauss vor allem im deutschen Fach beheimatet». Man habe ihm nichts anderes zugetraut, erst seit etwa zehn Jahren erschliesse er sich nun auch das italienische Fach, was mit dem Falstaff letztes Jahr an der Berliner Staatsoper an Bedeutung zunahm, wobei er deswegen der «heil’gen deutschen Kunst» nicht untreu werde, fügt er augenzwinkernd in Anspielung auf Hans Sachs hinzu, der inzwischen eine seiner Paraderollen, vielleicht sogar fast ein wenig sein Alter Ego geworden ist. Dennoch: «Ich werde bis ans Ende meiner Tage so vielseitig wie möglich fahren – es ist einfach zu schön. Und neben der Oper gibt es ja auch noch das Konzert. Bach!»

Richtig, die pfarrherrliche Herkunft hatten wir bereits erwähnt, wo der Thomaskantor sozusagen der Hausgott war. Michael Volle sang und singt noch heute liebend gern Bach. Zum Beispiel mit der Akademie für Alte Musik Berlin, wo er mitten im Orchester, fast wie ein weiteres Instrument, Bach-Kantaten interpretiert. Das legt die Frage nahe, warum der Sänger sich nicht mal eine barocke Opernpartie vornimmt. Bedächtiges Kopfwiegen, und dann: «Natürlich tolle Musik, aber es sind da doch eher die hohen Stimmen, die im Zentrum stehen. Also pflege ich das barocke Repertoire im Konzert. Und nicht nur Bach», fügt er hinzu.

Vor seiner Opernlaufbahn hat Volle viel Neue Musik gemacht, war 1984 auch Gründungsmitglied der «Neuen Vocalsolisten», heute eines der führenden Ensembles in diesem Bereich. Das war eine ausgezeichnete Schulung bezüglich Disziplin und raschem Lernen. In näherer Zukunft steht King Lear von Aribert Reimann im Raum, eine Bühnenfigur, die möglicherweise Ähnlichkeiten mit Nabucco hat – jedenfalls ein Opernstoff, den auch Verdi lange mit sich herumgetragen hat, ohne ihn schliesslich zu vertonen.

Die Perspektiven und Pläne sind schier unerschöpflich: «Boris, Rigoletto, Macbeth. Und Mozart sowieso, jederzeit!» Aber auch gibt es das Vorurteil, dass einer, wenn er mit Wagner, Verdi, Puccini angefangen habe, nicht mehr Mozart singen könne. Bei solcher Engstirnigkeit kann der sonst in sich ruhende Volle durchaus heftig werden: «Da werde ich schon sauer, denn ich wage zu behaupten, dass mir Mozart leichter fällt denn je. Mozarts Musik ist sowieso Balsam und Hygiene für die Stimme. Man wäre überrascht wie frisch ich als Mozart-Sänger klinge – ha!» Und haut bekräftigend auf den Tisch. Unlängst hat er den Almaviva mit seiner zweiten Frau, der Schweizer Sopranistin Gabriela Scherer, als Contessa konzertant gesungen – «es war wie ein Heimkommen». Was bliebe denn noch, was der musikalische Allrounder noch nicht gesungen hat? Operette vielleicht? Vor Jahren hat er in der Zürcher Fledermaus den Dr. Falke im Team Harnoncourt / Flimm gemacht; doch in einer Fassung als Bariton den Eisenstein zu geben – «Ah, diese Musik». Oder den Danilo in der Lustigen Witwe – «Herrlich, ich liebe ihn, da ist etwas im Tun, aber ich sage noch nichts.» Die Überheblichkeit, mit der gewisse Intendanten die Operette abtun, findet Volle völlig fehl am Platz. Platte bis schwachsinnige Libretti gebe es schliesslich auch in der Oper. Nicht umsonst hätten in den 1960er-Jahren die Elite der klassischen Sänger Operette gemacht. Aber es verlange eine sorgfältige Regie.

Schliessen wir den Bogen zu Nabucco mit Belsazar, einem ebenfalls legendären assyrischen Potentaten, der sich der Gotteslästerung schuldig macht. Heinrich Heine schildert das nächtliche Gelage in einer packenden Ballade, Robert Schumann hat das Gedicht kongenial vertont. Also: Wie haben Sie es mit dem Liedgesang, Herr Volle? Obwohl er schon mehr als dreissig Jahre im Metier ist, gerät er auch bei diesem Thema ins Schwärmen. Schumann, Wolf und vor allem Schuberts Winterreise … nur leider komme er viel zu wenig dazu. Die Bühnenauftritte füllen gut vier Fünftel seiner künstlerischen Agenda. Und neben Bühne und Konzertpodium gäbe es ja auch noch anderes im Leben, sagt Michael Volle, dem man die Neigung zum Bonvivant durchaus ansieht. Auch freut er sich, dass er jetzt, als arrivierter Künstler, seinen beiden Kindern aus zweiter Ehe mehr Zeit schenken kann als damals, als die Karriere im Aufbau war. «Und wenn wir, meine Frau und ich, zu sehr ins Fachsimpeln geraten, holen uns die beiden schon wieder runter.»

Darum nur noch eine letzte Frage: Was würden Sie einem jungen Kollegen, einer Kollegin mit auf den Weg geben? «Jeder muss seine Erfahrungen letztlich selber machen. Doch eines gilt jederzeit: Nehmt es ernst, nehmt es wichtig, kniet euch mit Haut und Haaren rein! Nur so werdet ihr wahrhaftige Sänger.» – In der Probe von soeben hat es Michael Volle exemplarisch vorgemacht.


Text von Bruno Rauch.
Foto von Carsten Sander.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 70, Juni 2019.
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Gespräch


Eine Familie in Zeiten des Umbruchs

«Nabucco» ist die Erfolgsoper des jungen Verdi. Ausgehend vom Konflikt zwischen den Babyloniern und den Hebräern entwickeln Andreas Homoki und Fabio Luisi ein Familiendrama mit der Königstochter Abigaille im Zentrum. Ein Gespräch aus dem Jahr 2019 über die Kühnheiten des Dramatikers Verdi, die in «Nabucco» zum ersten Mal zum Ausdruck kommen.

Andreas Homoki und Fabio Luisi, mit Nabucco bringt ihr gemeinsam die erste grosse Erfolgsoper von Giuseppe Verdi auf die Bühne. Was macht den jungen Opernkomponisten Verdi eurer Meinung nach attraktiv?
Fabio Luisi: Unter Verdis frühen Opern ragt Nabucco als ein besonders reifes Werk hervor – reif nicht einmal in musikalischer, sondern vor allem in dramaturgischer Hinsicht. Verdi lehnt sich zwar an Vorbilder wie Donizetti und Bellini an, entfernt sich aber zugleich von ihnen: Er begreift, dass Oper nicht nur eine musikalische Umschreibung von Ereignissen oder eine Zurschaustellung vokaler Virtuosität ist, sondern Theater. Viele Regisseure tun sich ja schwer mit dem dramatischen Rhythmus von Belcanto­-Opern, weil selbst bei sehr gut strukturierten Werken wie beispielsweise Donizettis Lucia di Lammermoor das Augenmerk mehr auf den retardierenden Momenten als auf dem Vorantreiben der Handlung liegt. Mit Nabucco entwickelt Verdi eine ganz neue Einstellung: Hier wird das Essenzielle fokussiert und mit grosser, atemloser Spannung erzählt. Diese Oper ist ein Geniestreich und der Beginn eines Modells, an das Verdi später sehr erfolgreich angeknüpft hat.
Andreas Homoki: Dem kann ich nur zustimmen! Verdis Fokus aufs Wesentliche kommt mir als Regisseur sehr entgegen. Er kümmert sich in Nabucco beispielsweise überhaupt nicht darum, Situationen durch ausgeklügelte Hintergrundinformationen plausibel zu machen. Er lässt die Hintergründe und Motivationen des Geschehens sogar ganz bewusst und konsequent unscharf. Informationen, die nicht die augenblickliche Handlung betreffen, sondern bereits Geschehenes kolportieren, werden ganz schnell abgehandelt und manchmal fast grotesk verkürzt, mit dem Ziel, sofort wieder im dramatischen Jetzt-Moment zu sein. Diese zugespitzte Erzählweise reizt mich als Regisseur sehr, ist aber auch herausfordernd, weil man gezwungen ist, eine Form zu finden, die nicht naturalistisch ist, sondern ganz auf die Regeln des Theaters vertraut. Die Personen treffen wie Spielfiguren aufeinander und müssen aus dem jeweiligen Moment heraus ihre ganze Wirkung entfalten.

Diese Wirkung entfalten sie aber nicht nur in dramatischen Szenen, sondern auch in reflektierenden Arien. Sind das die Momente, die noch eher an die musikalischen Vorgänger Verdis erinnern?
Homoki: Verdi geht von der Form seiner Vorgänger aus, konzentriert sich aber stark auf die Figuren und geht – in Nabucco ganz besonders – ziemlich rücksichtslos gegen Konventionen und Erwartungen vor. Dafür wurde er von einigen Kritikern auch angegriffen und als roh und ungehobelt gescholten. Andererseits wusste Verdi natürlich genau, dass er die Virtuositätsansprüche bedienen und effektvolle Arien schreiben muss, um erfolgreich zu sein.
Luisi: Verdi wollte nicht unbedingt ein Revolutionär sein! Bis zum Erfolg des Nabucco war er ein wenig beachteter junger Komponist. Sein primäres Ziel war es deshalb, eine gute Oper zu schreiben. Allerdings hat er einen wesentlichen Punkt schon damals gut begriffen, nämlich, dass die Kunst nicht im Hinzufügen, sondern im Weglassen besteht. Er bündelt all seine Energie in den Figuren, ihren Emotionen und einer spannungsgeladenen Handlung. Die Konventionen seiner Vorgänger sind also formal noch da, aber nicht mehr wegweisend.

Der Librettist Temistocle Solera ist in Nabucco mit historischen und biblischen Fakten des Stoffes sehr frei umgegangen. Worum geht es im Kern?
Homoki: Um es einmal anders aufzuzäumen, als man es erwarten würde: Es ist die Geschichte einer Familie, nämlich die Geschichte Nabuccos, der zwei Töchter hat. Als Anführer des babylonischen Reichs war dieser Vater einst ein einflussreicher Machtmensch. Doch nun wankt sein System, ihm schwinden die Kräfte, und dem polytheistischen System der Babylonier steht als Utopie ein neues, moderneres System gegenüber, nämlich die monotheistische Weltanschauung der Hebräer. Der persönliche Familienkonflikt findet also vor dem Hintergrund eines grossen Umbruchs statt. Es bricht eine neue Zeit an, welche Babylon letztlich zum Einsturz bringen wird. Abigaille, die vermeintlich erstgeborene Tochter Nabuccos, versucht verzweifelt, das alte System zu retten, indem sie den Vater vom Thron stürzt und selber die Macht übernimmt. Fenena, die andere Tochter, spürt die Zeitenwende und wechselt «die Seiten». An diesem Ablösungsprozess des Alten durch das Neue zerbricht letztlich auch diese Familie. Abigaille ist die Verliererin, weil sie den Untergang des alten Systems nicht aufhalten kann. Wie so oft bei Verdi wird auch hier gezeigt, wie eine Familie durch die Verstrickungen in einen politischen Kontext zerrissen wird.

Das tragische Schicksal der Abigaille scheint Verdi stärker interessiert zu haben als das zukunftsweisende der Fenena. Zwar gibt es in dieser Oper – was bei Verdi selten ist – mit Fenena und Ismael ein Liebespaar, das am Ende auf eine gemeinsame Zukunft hoffen darf. Im Vergleich zu Abigaille sind diese beiden Partien aber relativ klein ausgefallen...
Homoki: Bei der Ausarbeitung der Szenen stelle ich immer wieder fest, dass Abigaille das Zentrum des Stückes bildet. Diese Oper ist die tragische Geschichte der Abigaille, und so werden wir das auch zeigen. Was ich an Verdi so bewundere, und was ihn auszeichnet, ist die Empathie, die er für jede seiner Figuren empfindet. Er bezieht keine Stellung für oder gegen sie, und er verurteilt Abigaille nicht als «machthungrige Furie», wie das fälschlich oft interpretiert wird.
Luisi: Abigaille ist eine ganz grosse Persönlichkeit, eine intelligente und instinktive Kämpferin. Sie hat Züge, die wir später in Verdis Schaffen bei Lady Macbeth oder bei Manrico im Trovatore wiederfinden, sie besitzt eine unglaubliche animalische Kraft. Für Verdi als Komponisten ist ein solcher Charakter natürlich hochattraktiv. Es ist interessant, die Partien von Abigaille und Nabucco musikalisch zu vergleichen, denn die Musik unterstreicht auch den Stand ihrer Macht: Nabuccos Herrschaftsposition ist breit abgestützt, weshalb seine Musik auch eher in die Breite geht. Abigaille hingegen kämpft um ihre Position, was sich musikalisch in vertikalen, völlig überspitzten emotionalen Ausbrüchen äussert.
Homoki: Aber sie hat auch eine ganz weiche Seite, die in ihrer ersten Arie durchbricht, wenn sich herausstellt, dass sie in den gleichen Mann verliebt ist wie ihre Schwester.
Luisi: Das zeigt, wie verletzlich sie eigentlich ist und woher ihre Härte kommt: nämlich aus der privaten Situation, dass sie als Liebende und später auch noch als nicht­leibliche Tochter Nabuccos zurückgewiesen wird.
Homoki: Wobei diese Unterscheidung in eine echte und eine falsche Tochter für mich nicht ins Gewicht fällt. Das ist nur eine kleine Zusatzinformation, die Verdi zu Beginn des zweiten Akts einstreut, die aber gleich in den dramatischen Ereignissen untergeht, welche für mich die eigentlich spannenden Momente des Stücks ausmachen. Entscheidend ist für mich, dass die eine Tochter nicht akzeptiert, dass die Zeiten sich ändern, während die andere versteht, welche Richtung die Veränderungen nehmen.

Macht ist ein Thema, das nur wenige Jahre später in Macbeth ins Zentrum von Verdis Interesse rückt. Liegt sein Augenmerk auch in diesem Stück schon auf den Fragen der Macht?
Homoki: Nein, jedenfalls kommt es in diesem Stück nicht zu Machtkämpfen, die mit Waffen entschieden werden müssen. Die Macht hat man, oder man hat sie nicht. Das wird auch in der Inszenierung sehr zeichenhaft die Königskrone zeigen.
Luisi: In Macbeth zeigt Verdi dann, wie man an die Macht kommt, aber auch wie fragil sie ist, wie kompromisslos man sich ihr verschreiben muss und wie sich Macht durch diese brutale Konsequenz selbst zerstört. In Nabucco sind die Machtverhältnisse hingegen nur eine Nebenschiene dieser Familientragödie, aus deren Spannungsfeld sich das ganze Stück entwickelt.
Homoki: Dieses Spannungsfeld ist für die Inszenierung ganz zentral. Ohne den Fokus auf diesen familiären Konflikt wäre es schwierig, die Motivation der Figuren zu zeigen, besonders dann, wenn sich der Kontrast – was ja immer wieder geschieht – immens vergrössert und durch den Chor, der die beiden Völker der Babylonier und Hebräer repräsentiert, ins Monumentale gesteigert wird.

Dem Chor kommt in dieser Oper eine tragende Rolle zu. Die Szene der in Babylon gefangenen Hebräer, die ihr Schicksal beklagen, der «Gefangenenchor», gehört zu den bekanntesten Stücken von Verdi überhaupt. Oft wurde der Wunsch nach Freiheit, der darin zum Ausdruck kommt, mit dem Willen des italienischen Volkes in Verbindung gebracht, das 1842, im Jahr der Nabucco- Uraufführung, selbst unter der Fremdherrschaft der Österreicher gelitten hat. Fabio, wie stehst du als Dirigent und als Italiener zu dieser Thematik?
Luisi: Dass man Nabucco und insbesondere den Gefangenenchor für politische Zwecke vereinnahmte, hat bereits zu Verdis Lebzeiten begonnen. Dass der Chor in der Folge gar als «heimliche Nationalhymne» Italiens bezeichnet wurde, finde ich aber absurd, denn ein Chor von Gefangenen kann keine Hymne sein. Die Diskussion, «Va pensiero» zur Nationalhymne von Italien zu machen, ist sehr alt – zum Glück ist es nie dazu gekommen!

Trotzdem ist der Gefangenenchor in seiner Rezeptionsgeschichte immer wieder als Zeichen des Widerstands gegen die politische Fremdbestimmung gedeutet worden. Ein prominentes Beispiel findet sich in der Sissi-Trilogie mit Romy Schneider: Als die österreichische Kaiserin die Scala in Mailand besucht, stimmt das Publikum als Protest den «Va pensiero»-Chor an...
Luisi: Diese Abneigung gegenüber der österreichischen Fremdherrschaft gab es in Mailand tatsächlich. Und Verdi, der mit seiner Musik starke Emotionen auslöste, wurde im Lauf der Zeit zu einer wichtigen Identifikationsfigur der italienischen Unabhängigkeitsbewegung stilisiert. Diese Bestrebungen, die österreichische Fremdherrschaft abzustreifen und eine neue Ordnung herbeizuführen, begannen in Italien unmittelbar nach dem Fall Napoleons, also genau in der Zeit, in der Verdi aufgewachsen ist...

... und in dieser Hinsicht ist die Parallele zwischen der Epoche, in der die Handlung von Nabucco angesiedelt ist, und dem Zeitalter Verdis natürlich interessant. Andreas, inwiefern hat das historische Italien des 19. Jahrhunderts eine Bedeutung für die Inszenierung?
Homoki: Den Hintergrund für die privaten Konflikte dieses Stücks bildet, wie wir gesehen haben, die Polarität zwischen einer alten und einer neuen Ordnung. Es war uns wichtig, diesen Kontrast, der sich besonders deutlich über die beiden Chorgruppen erzählen lässt, auch ästhetisch stark hervorzuheben. Und so kam ich zusammen mit meinem Bühnen­ und Kostümbildner Wolfgang Gussmann auf die Idee, den Gegensatz zwischen dem Bürgertum und der als Fremdherrschaft empfundenen Aristokratie in der Zeit Giuseppe Verdis zu zeigen. Es geht uns dabei aber nicht um historischen Realismus oder eine konkrete zeitliche Verortung, sondern um einen ganz plakativen, scharfen Gegensatz. Der Konflikt zwischen der sich restaurierenden Aristokratie und dem Zurückdrängen der bürgerlichen Kräfte ist ein beherrschendes Europa­-Thema des frühen 19. Jahrhunderts; in unserer Inszenierung zeigen wir diesen Konflikt als eine Art Parabel über den Fortschritt...
Luisi: Bei Verdi geht es immer um den Fortschritt. Das sehen wir später auch deutlich in Werken wie I vespri siciliani, Don Carlo oder Simon Boccanegra. Es geht immer um die Idee einer neuen Freiheit, die der alten und verkrusteten Art, ein Volk zu führen, entgegengesetzt ist.
Homoki: Verdi scheint politisch viel bewusster zu denken als seine Vorgängerkollegen, denen es oft reichte, ihre Handlung in einem konfliktreichen Millieu anzusiedeln, wie beispielsweise Bellini in I puritani...
Luisi: In I puritani wird die Ordnung als unveränderbar dargestellt. Bei Verdi hingegen wird sie immer in Frage gestellt. Die Charaktere stehen bei ihm für die verschiedenen Richtungen: Abigaille für das Festhalten an der alten Macht, die Hebräer für den Gedanken der Freiheit.

Eine grosse Partie hat Verdi für Zaccaria, den geistigen Führer der Hebräer, komponiert. Durch seine tiefe Gläubigkeit stärkt er den Mut und die Hoffnung seines geknechteten Volks...
Homoki: Zaccaria und der Oberpriester des Baal sind für uns nur Repräsentanten der jeweiligen Ordnungen. Die Partie des Baal­-Priesters ist viel kleiner, weil er der Sprecher der reaktionären Fraktion ist: er muss seine Ordnung nicht erklären, weil sie die bestehende ist. Zaccaria repräsentiert hingegen die Seite, die für Verdi sympathischer ist, nämlich die neue Idee der Zukunft. Zaccaria formuliert diese neue Ordnung und treibt sie voran. Das bewegt Verdi zu einer grösseren, ausführlicheren Partie, die von uns auch mit mehr Empathie begleitet wird.

Die Geschichte hat uns gezeigt, dass neue Ordnungen nicht immer mit Erfolg einhergehen und nicht immer die besseren sind. Im Nachhinein wurde etwa auch an der Risorgimento-Bewegung kritisiert, dass sie von einer elitären Minderheit und unter geringer Beteiligung der Bevölkerung durchgesetzt wurde. Ist Verdi sich dessen bewusst, wenn er seine Oper mit dem Tod Abigailles tragisch enden lässt?
Luisi: Nein, soweit denkt Verdi als junger Enthusiast nicht. Er vertritt in Nabucco einen idealistischen Standpunkt: Die Tatsache, dass eine neue Ordnung sich gegen eine alte durchsetzen kann, ist für ihn per se positiv.


Das Gespräch führte Fabio Dietsche.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 70, Juni 2019.
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Fotogalerie

 

Szenenbilder «Nabucco»

Sommers Oper to go

«Das Götzenbild stürzt plötzlich in sich selbst zusammen.» - Mit diesem Special Effect endet die grosse Befreiungsoper «Nabucco» von Giuseppe Verdi. «Sommers Oper to go» präsentiert Ihnen die Story in 10 Minuten.


Volker Hagedorn trifft...


Donato Renzetti

Donato Renzetti ist eine Art Lordsiegelbewahrer der italienischen Dirigiertradition. Seit vielen Jahrzehnten steht der Italiener am Pult der renommiertesten Orchester und vermittelt den Geist und das Knowhow italienischen Musiziertemperaments. Am Opernhaus Zürich dirigiert er ab dem 11. September die Wiederaufnahme von Giuseppe Verdis «Nabucco». Zu Zürich hat er neuerdings eine ganz persönliche Beziehung: Er war der Lehrer von Gianandrea Noseda, dem Generalmusikdirektor des Opernhauses. Der 72-jährige Renzetti ist ein hochgeschätzter und überaus erfolgreicher Ausbilder von Dirigiertalenten

«Dii-daa-ba-ba-ba-daa-daa…» Wenn ich mit etwas nicht gerechnet habe bei diesem Gespräch, dann damit, dass mir ein 72 Jahre alter italienischer Dirigent nach zwei Minuten den Imperial March aus Star Wars vorsingt. Aber das tut er, tausendvierhundert Kilometer entfernt von mir, in Pesaro sitzend. Dass einer wie Donato Renzetti seinen Rossini, Verdi, Puccini rauf und runter kennt, ist klar. Aber John Williams? Nun, der ist nicht so weit davon entfernt. Bis vor einer halben Stunde hat der Maestro ein Programm mit Dvořák, Gershwin und eben der Musik aus Star Wars geprobt, für ein Konzert im nahen Macerata – und bei der Gelegenheit festgestellt, dass Williams’ Thema wie das berühmte Duett aus Puccinis Manon Lescaut beginnt: «Nell’occhio tuo profondo». Das singt er auch gleich vor. Zugeschaltet ist auch Ettore Volontieri, der junge Agent des Maestro, zum Übersetzen. So kann Renzetti in seiner Muttersprache etwas weiter ausholen als auf Englisch. Ein heiteres, breites, braungebranntes Gesicht hat er, wellige weisse Haare bis fast zu den Schultern, und die entspannte Stimme eines Geniessers. Ich habe bald das Gefühl, mit ihm auf einer Piazza zu sitzen, während er mit Vergnügen die Spurensuche fortsetzt. Puccini seinerseits, tief beeindruckt von Strawinsky, habe die letzte Arie der Liù seiner Turandot aus dem Sacre du printemps geholt, «Tu, che di gel sei cinta». Man kann es in der Sacre-Partitur nachlesen: Flöten und Bratschen bei Ziffer 50. Nein, kein Plagiat, eher eine kreative Verneigung. Und dann gebe es da in Turandot noch einen Gruss an Alexander Borodins Fürst Igor, zwei Fünf-Achtel-Takte, singulär im italienischen Opernrepertoire bis dahin.
Wenn das so weiter geht, werde ich in dieser Stunde gar nicht mehr erfahren, wie Renzetti selbst zur Oper, zur Musik gekommen ist. Aber als er zu La bohème erwähnt, dass er in Karajans berühmter Produktion 1963 an der Scala mitgespielt habe, als Schlagzeuger, stutze ich. Mit dreizehn??? «Er war der jüngste Orchestermusiker in ganz Europa», wirft Ettore ein. Nun muss der Maestro noch weiter ausholen und erklären, wie es dazu kam, dass er als Siebtklässler aus der tiefsten Provinz, einem Städtchen in den Abruzzen, im Orchestergraben des Haupttempels der italienischen Oper landete. «Schlagzeugspielen war in meinem Körper von Anfang an», meint er, «in meiner Familie waren alle Schlagzeuger.» Schon sein Vater war mit der Banda grossgeworden, einem Blasorchester aus Amateuren, wie es sie in unzähligen italienischen Kleinstädten gab. Torino di Sangro, etwa auf der Höhe von Rom nahe der adriatischen Küste gelegen, hatte 3000 Einwohner, und in der Banda spielten 70 davon. «Daran sehen Sie, wie wichtig in der Provinz die Musik war, kultiviert auf populäre Weise. Wenn wir Opernthemen spielten, wurden die Gesangspartien von Trompete und Posaune übernommen. Das ist eine sehr alte Tradition im Zentrum und im Süden Italiens.» Hier also entfaltete sich Donatos Perkussionstalent in Mozartschem Tempo, hier antwortete schon der Grundschüler auf die Frage nach «il tuo futuro»: «Ich will Dirigent werden und nach New York.» Bei dem Vorhaben blieb er auch als Gymnasiast, zum Entsetzen des Vaters. Der wünschte seinem Sohn, bei allem Talent, «einen soliden Beruf, etwas in der Wirtschaft». Es war die Mutter, die Donato heimlich beim Konservatorium in Mailand anmeldete.
Schlagzeug brauchte er ja nicht mehr zu studieren, dafür Klavier, Violine, Komposition, Dirigieren. Sein erstes Dirigat ergab sich, als der Leiter eines Mailänder Sonntagsorchesters aus Amateuren, in dem Donato Renzetti als Schlagzeugprofi mitwirkte, nicht zur Probe erschien. «Sie wussten, dass ich Dirigieren studierte, also baten sie mich, einzuspringen. Daraus wurden fünf Jahre, in denen ich dort dirigierte und Erfahrungen machen konnte.» 
Unterdessen wurde er in den späten 1960ern als Schlagzeuger zunehmend gebraucht bei zeitgenössischer Musik. «Die Orchester waren darauf nicht vorbereitet, es war ein grosses Glück für mich, dauernd gefragt zu werden. Ich spielte John Cage, Iannis Xenakis, Luciano Berio… Das hat mir Spass gemacht. Ob es für die Zuhörer auch ein Spass war, da bin ich nicht so sicher.» Mit 27 Jahren hatte er sein Dirigentendebüt an einer richtigen Bühne: Rossinis Il signor Bruschino in Bologna. Bei der Gelegenheit verliebte er sich in die argentinische Sopranistin Silvia Baleani, und umgekehrt, und für immer. «Es ist auch traurig, davon zu sprechen», sagt er. «Ich habe sie vor zwei Monaten verloren, nach 45 Jahren. Und das erste, was ich nach ihrem Tod zu dirigieren hatte, war… Bruschino!»
Ich habe mir Silvia Baleanis Carmen auf YouTube schon vorher angehört, grossartig. Wie viele aus dieser Generation hat sie eine besondere, mühelose, bezwingende Wucht und Persönlichkeit, die man heute nicht oft findet. Warum eigentlich nicht? «Italien», sagt er, «hatte eine unbeschreibliche Vielfalt. Jedes Städtchen hatte ein Theater und wollte eine Oper produzieren. Es fehlten die Mittel, also gab es nur ein, zwei Tage Probe. Unglaubliche Möglichkeiten für unerfahrene Sänger, sich auf der Bühne zu präsentieren. Piero Cappuccilli erzählte mir, dass er vor seinem Debüt als Rigoletto an der Scala die Rolle schon 350 Mal in kleinen Theatern gesungen hatte. So hatte er Zeit, die Rolle zu formen.» Diesen Nährboden gebe es nicht mehr. Doch Renzetti ist nicht nostalgisch. «Leute wie ich sind Brücken von dort in die Zukunft.» In den 45 Jahren seit seinem Debüt ist ungeheuer viel passiert. Der Wunsch des Grundschülers wurde wahr. Er wurde ein international gefragter Orchesterleiter. Er kam nicht nur bis nach New York an die MET, sondern weiter, nach Dallas, Chicago, San Francisco, Buenos Aires, Tokio und alle bedeutenden Häuser.
Drei Jahre später ergriff der Mann aus den Abruzzen seinen dritten Beruf. Donato Renzetti begann, sein Dirigentenhandwerk als Lehrer weiterzugeben. Die Dreijahreskurse, die er seit 1986 in Pescara unfern seines Geburtsorts gab, zogen bald die Talentiertesten an. 1992 kam ein Konservatoriumsabsolvent zu ihm, «etwas schüchtern, sehr ernst und sehr gut vorbereitet.» Renzetti nahm ihn im Auto mit von Milano nach Pescara. «Ich spielte ihm auf der Fahrt Pop vor, musica leggiera, denn er sprach nur über klassische Musik. Er brauchte einen breiteren Horizont.» Der junge Mann, Gianandrea Noseda, der Generalmusikdirektor des Opernhauses Zürich, wurde einer seiner besten Schüler. Zum Dirigieren, sagt Renzetti, gehört nicht nur die Technik, die als «Skelett» für jeden in dem Beruf unabdingbar sei, sondern auch die Kenntnis der sozialen und politischen Bedingungen der Musik, des Kontexts, der Biografien. Ganz wichtig ist ihm, dass seine Schüler sich nicht nur mit Opern befassen, sondern auch mit dem sinfonischen Repertoire. Und mit der Vielfalt der Musiksprachen. «Ich glaube nicht an Spezialistentum. Ein Dirigent muss viele Stile kennen. Man kann nicht alles gut machen, aber alles verstehen. Und natürlich kann ein deutscher Dirigent grossartig italienische Opern dirigieren. Umgekehrt ebenso.» Womit wir bei zwei noch unerfüllten Träumen von ihm wären: Tristan und Isolde, «Tristano», wie er sagt, und Pelléas et Mélisande.
«Ich bin noch jung», sagt der 72-Jährige lachend, um dann klarzustellen: «Diese Opern kapiert man nicht als junger Mann. Man braucht Reife, die Erfahrungen des Lebens.» Aber Wagner und Debussy sind nicht die Komponisten, mit denen er am liebsten essen ginge. «Das kann nur Rossini sein», sagt er und erzählt eine Geschichte. «Rossini hat zweimal in seinem Leben geweint. Einmal, als seine Mutter starb, der er immer schrieb, während er komponierte. Das andere Mal, als er in Paris einen fantastischen Truthahn zubereitet hatte, un tacchino, und der Braten vom Boot in den Fluss fiel. Für ihn war die Küche so wichtig wie die Mutter!» Für Renzetti wäre Rossini jetzt wohl noch aus anderen Gründen ein willkommener Tafelfreund. Zum einen sitzt der Maestro ja in der Geburtsstadt des Komponisten. Und zum anderen verdankt er ihm die Liebe seines Lebens.

Das Gespräch führte Volker Hagedorn.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 94, September 2022.
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Gespräch


Wenn Italien die Stimme erhebt

Das Singen ist in Italien politisch und für das Zusammengehörigkeitsgefühl von grosser Bedeutung. Auch der berühmte Gefangenenchor aus Verdis «Nabucco» spielt dabei eine Rolle. Manche stilisierten ihn zur heimlichen Nationalhymne, die Rechtspopulisten benutzten ihn als Propagandalied. Ein Gespräch mit der Journalistin und Italienkennerin Birgit Schönau über die nationale Ikone Verdi und die politischen Stimmlagen der Gegenwart aus dem Jahr 2019.

Birgit Schönau, zu seinen Lebzeiten war Giuseppe Verdi eine nationale Ikone. Man hat ihn zu einem Protagonisten des Risorgimento, der italienischen Unabhängigkeitsbewegung, verklärt. Wie sieht man Verdi im Italien der Gegenwart?
Verdi ist in Italien auf jeden Fall noch präsent, namentlich in Mailand, wo er 1901, wenige Meter vom Teatro alla Scala entfernt, gestorben ist. Verdi hatte der Stadt ein Altersheim für Künstler gestiftet, das heute noch existiert. Aber nicht nur deshalb wird er wie ein Halbgott verehrt. Vor neun Jahren ist in den Zeitungen beispielsweise eine hitzige Debatte entbrannt, als die neue Spielzeit der Scala nicht mit einer Verdi­-Oper, sondern ausgerechnet mit der Walküre seines grossen Antipoden Richard Wagner eröffnet wurde. Im Geschichtsunterricht wird Verdi nach wie vor in einem Atemzug mit Giuseppe Garibaldi genannt, als ob die beiden gemeinsam das Risorgimento angeführt hätten. Auch wenn eigentlich piemontesische Politiker in der Kommandozentrale der Unabhängigkeitsbewegung sassen: Verdi und Garibaldi waren tatsächlich die beiden grossen Charismatiker des Risorgimento.

Lassen Sie uns kurz über die Hintergründe des Risorgimento sprechen, weil Italiens Unabhängigkeitsstreben ja gerne mit Nabucco, Verdis erster Erfolgsoper, in Verbindung gebracht wird. Das Risorgimento erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Was war das Anliegen dieser politischen Bewegung?
Das Kernanliegen des Risorgimento war die Befreiung Italiens von verschiedenen Fremdherrschaften. Nach Napoleons Niederlage und dem Wiener Kongress von 1815 war Italien zum Spielball der europäischen Grossmächte geworden: Norditalien wurde von den Habsburgern, Süditalien von den Bourbonen beherrscht, dazwischen lagen der Kirchenstaat und zahlreiche Satellitenstaaten. Die Idee von einem geeinten Italien gab es als Konstrukt hingegen schon sehr lange: Bereits innerhalb des Römischen Reichs hatte Italien eine Sonderstellung. Zumindest die Stadtstaaten im Mittelalter und der Renaissance konnten sich erfolgreich gegen Fremdherrschaft behaupten. Die Bewegung des Risorgimento hat diese Idee eines unabhängigen Nationalstaats wieder aufgegriffen und vorangetrieben.

Wie war eine einheitliche Bewegung in so unterschiedlich geprägten Teilgebieten möglich?
Das Risorgimento war eine sehr heterogene Bewegung. Es gab ganz unterschiedliche Bestrebungen, die Reichseinigung durchzuführen. Neben unitaristischen wurden auch föderalistische Modelle diskutiert. Hinzu kam eine stark katholisch geprägte Fraktion im Kirchenstaat. Am Ende haben dann die Piemontesen das Rennen gemacht. Sie waren am besten organisiert und in der Lage, ein Heer aufzustellen: Vittorio Emanuele, der König von Piemont, engagierte den erfolgreichen Guerillakämpfer Giuseppe Garibaldi und ging zusammen mit seinem Ministerpräsidenten Cavour daran, den Süden Italiens systematisch zu erobern.

Das klingt aber nicht nach einer friedlichen Vereinigung …
Es war auch keine friedliche Vereinigung! Es wurde später so verbrämt, als wären Garibaldis Truppen überall als Befreier aufgenommen worden. Das stimmt aber nicht. Die kriegerischen Eroberungskämpfe wurden durch – teils vorgetäuschte – Volksbefragungen legitimiert. Aber vor allem in Neapel ist bis heute das Gefühl verbreitet, nicht wirklich zum italienischen Nationalstaat zu gehören. Die Piemontesen und Reichseiniger werden in Süditalien noch immer von vielen als Eroberer angesehen. Selbst Verdi hat dort nicht den Ruf, den er in Mailand geniesst. Die Scala in Mailand wird heute als Nationaltheater Italiens betrachtet; dort ist der Staatspräsident jeweils am 7. Dezember zur Eröffnung der neuen Spielzeit zugegen. Aber zur Spielzeiteröffnung des Teatro San Carlo in Neapel, das eigentlich das grössere, ältere und traditionsreichere Haus ist, fährt er eben nicht hin. Und das wird dort durchaus registriert. Es gibt also auch so viele Jahre nach der Reichseinigung immer noch eine starke Identifizierung der Nationalkultur mit Norditalien.

Sind also die bis heute schwelenden Konflikte zwischen Nord­ und Süditalien die Folge dieser erzwungenen Einigungsbewegung?
Es war ein Problem, dass diese Bewegung vom Norden ausging und von einer elitären Minderheit durchgeführt wurde, denn der Norden war damals kulturell und ökonomisch deutlich weiter entwickelt als der Süden. Man orientierte sich an Nordeuropa, und in Norditalien entstand bald ein florierendes Manufakturwesen. So sind zum Beispiel die Angehörigen der Familie Agnelli, die später das Fiat­-Werk begründeten, während des Risorgimento durch Seidenraupenzucht zu sehr reichen Grossgrundbesitzern geworden. Der Süden Italiens war hingegen nach wie vor absolut feudal geprägt. Dort herrschten zum Teil bis nach dem Zweiten Weltkrieg ökonomische Zustände wie im Mittelalter. Und das Schlimme ist, dass Süditalien noch heute lediglich die Hälfte des Sozialprodukts des Nordens erwirtschaftet, aber doppelt so viele Arbeitslose hat. Der Süden ist heute abgehängter als je zuvor. Das Risorgimento hat also mit Erfolg zum Abstreifen der Fremdherrschaft geführt, während es eine Einheit Italiens bis heute nicht gibt.

Existiert also immer noch die Sehnsucht nach der Einheit der italienischen Nation?
Ja, auf jeden Fall! Heute sogar stärker als früher. Zwischen Turin und Palermo liegen zwar immer noch 1500 Kilometer, aber wenigstens kann man heute miteinander reden. Das war im 19. Jahrhundert nicht so. Damals waren die Dialekte so verschieden, dass man sich überhaupt nicht verständigen konnte. Man hatte andere historische Voraussetzungen, unterschiedliche Wirtschaftssysteme und verschiedene Sprachen.

Eine überregional verständliche Sprache war hingegen die Musik. Kommen wir noch einmal konkreter auf die Rolle Giuseppe Verdis im Risorgimento zurück. Was war sein Beitrag?
Verdi war kein politischer Kopf dieser Bewegung, aber ein extrem wichtiger Kommunikator. Die starken und bewegenden Werke des jungen Verdi, zu denen Nabucco in besonderem Mass zählt, stiessen in den politisch bewegten Zeiten auf Begeisterung. Es ist also nicht erstaunlich, dass sich ein Mythos um Verdi und um besonders beliebte Stücke von ihm bildete, wie beispielsweise um den eingängigen Gefangenenchor aus Nabucco. Dabei ist sein eigentliches Risorgimento­-Werk, die Oper La battaglia di Legnano, im Revolutionsjahr 1848 entstanden, also in einer Zeit, in der diese politische Bewegung schon weiter fortgeschritten war. Darin kolportiert Verdi die Ereignisse um die Lega Lombarda, jene Vereinigung der norditalienischen Städte, die sich im 12. Jahrhundert gegen den römisch­deutschen Kaiser Barbarossa verschworen haben und sein Heer in der Schlacht von Legnano besiegten. Genau darauf berief sich viel später auch die in den 1980er-­Jahren entstandene Separatistenbewegung Lega Lombarda.

Als Lega Nord zog sie Anfang der neunziger Jahre ins italienische Parlament ein und trat 1994 als Koalitionspartner in die erste Regierung von Silvio Berlusconi ein.
Genau. Und hier kommt in musikalischer Hinsicht eine perfide Wendung ins Spiel: Genau diese Separatistenbewegung, die sich von Italien loslösen und ihren eigenen Staat Padanien gründen wollte, machte den Gefangenenchor «Va pensiero» zu ihrer Hymne! Durch diese Vereinnahmung seiner Musik wurde Verdi also aus der Rolle einer nationalen Identifikationsfigur gerissen und zur Ikone einer norditalienischen Autonomiebewegung gemacht.

Eine inhaltlich unsinnige und völlig verdrehte Propaganda­-Massnahme …
… mit einer neuen, interessanten Volte: Seit der Rechtspopulist und aktuelle Innenminister Italiens, Matteo Salvini, die Führung der Lega übernommen hat, hat Verdis Chor nämlich ausgedient. Wenn heute Salvini auftritt, dann erklingt «Nessun dorma», und selbst­verständlich geht es dabei nicht um historische Bezüge oder den Kontext dieser Arie in Giacomo Puccinis Turandot, sondern um den entscheidenden Slogan. Diese Arie gipfelt und endet im pathetisch auftrumpfenden letzten Wort «vincerò», «ich werde gewinnen», nur das zählt für Salvini. Der Gefangenenchor aus Nabucco wirkt neben «Nessun dorma» wie ein zarter Stossseufzer. Viel zu kompliziert für die populistische Propaganda im heutigen Italien. Salvini hat aus der Separatisten­-Lega eine landesweit agierende Rechtspartei gemacht, aber mit Verdi und dem Risorgimento hat das nichts mehr zu tun.

Ist die Kultur der Oper also ausge­rechnet im Land ihrer einstigen Hochblüte nur noch ein trauriges Kapitel? Während den Opernhäuser das Geld fehlt, müssen ihre Melodien für politische Propaganda hinhalten?
Italiens Opernhäuser werden, wie die gesamte Kultur, von der Politik sträflich kaputtgespart. Trotzdem darf man nicht unterschätzen, welche Wirkung die Musik in Italien nach wie vor hat. Nehmen wir das Festival della canzone italiana, das alljährlich in San Remo stattfindet und vier Abende lang im Staatsfernsehen übertragen wird. Als dort 2010 Emmanuele Filiberto di Savoia, der letzte Spross des Königshauses von Savoyen auftrat, löste das einen Skandal aus. Nicht wegen des kitschigen Songs «Italia, amore mio», sondern weil viele Italiener die Rückkehr der Savoyer aus dem Exil skandalös fanden. Wegen ihrer Verbindungen zum Faschismus durften sie jahrzehntelang nicht nach Italien einreisen: Und kaum war das Verbot aufgehoben, da sang einer der ihren in San Remo! Aber auch in diesem Jahr gab es wieder einen Skandal, weil das Festival von einem jungen Sänger namens Mahmood gewonnen wurde. Mahmood, der Italien unlängst auch beim Eurovision Song Contest vertreten hat, ist Sohn einer Italienerin und eines Ägypters und hat immer in Mailand gelebt. Die Rechtspopulisten hetzten gegen ihn. Ein Sänger mit seiner Herkunft dürfe nicht in San Remo gewinnen. Musik spaltet also in Italien nach wie vor die Gemüter und löst wichtige Debatten aus. Und wenn man von der Vereinnahmung durch die Rechtspopulisten absieht, dann ist gerade doch der Stolz auf die Kunst und insbesondere auf die Musik immens wichtig für ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Es ist doch auffällig, dass Italien auf eine sehr reiche Geschichte der Musik und der bildenden Kunst, aber nicht unbedingt der Literatur zurückblicken kann …
Das hängt vermutlich mit der Rolle der Kirche zusammen – und mit dem früher riesigen Anteil an Analphabeten. Um 1860, also zur Zeit der Reichsgründung, waren im Piemont 80 Prozent der Katholiken Analphabeten; in Sizilien konnte bis weit in die Nachkriegszeit die Hälfte der Bevölkerung nicht lesen und schreiben.

Erklärt das nicht ein stückweit die besondere Stellung der Musik in Italien und macht verständlich, wa­rum Giuseppe Verdi stärker als alle anderen Komponisten seiner Zeit zu einer nationalen Musikikone geworden ist?
Natürlich. Aber was gibt es denn Schöneres als einen nationalen Mythos, der sich um eine Opernmelodie wie Verdis Gefangenenchor rankt? Zumal sein Text «Va, pensiero, sull’ ali dorate», «Flieg’, Gedanke, auf goldenen Flügeln» kein bisschen nationalistisch ist. Im deutschen Sprachraum entstand um dieselbe Zeit das inhaltlich ganz ähnliche Lied «Die Gedanken sind frei».


Das Gespräch führte Fabio Dietsche.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 70, Juni 2019.
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Hinter dem Vorhang

Regisseur Andreas Homoki und der damalige Generalmusikdirektor Fabio Luisi sprechen vor der Premiere über die Besonderheiten von Verdis «Nabucco».

Fragebogen


Omer Kobiljak

Omer Kobiljak stammt aus Bosnien und studierte am Konservatorium Winterthur. In der Spielzeit 2017/18 wurde er Mitglied des Internationalen Opernstudios, seit 2019/20 gehört er zum Ensemble des Opernhauses. Zuletzt war er u.a. als Macduff in «Macbeth» und als Froh in «Das Rheingold» zu erleben.

Aus welcher Welt kommen Sie gerade?
Nicht aus den Sommerferien, sondern von den Bregenzer Festspielen, wo ich auf der Seebühne zwei Fürsten gesungen habe: Yamadori in Puccinis Madama Butterfly und Alexis in Giordanos Siberia. Es war eine schöne, aber auch turbulente Zeit: Die Butterfly-Premiere musste leider unmittelbar vor meinem Auftritt unterbrochen werden, weil über dem See ein Gewitter aufzog... An den übrigen Tagen habe ich die Zeit am Bodensee aber sehr genossen!

Auf was freuen Sie sich in der Wiederaufnahme von Nabucco?
Ich kenne die Inszenierung von Andreas Homoki bereits: In der Premierenserie 2019 habe ich darin nämlich die kleine Partie des Abdallo gesungen. Damals war ich noch Mitglied des Internationalen Opernstudios. Unterdessen gehöre ich zum Ensemble und freue mich sehr darauf, diesmal die erste Tenorpartie in dieser Oper singen zu dürfen, den Ismaele, den 2019 Benjamin Bernheim gesungen hat.

Wer ist Ismaele?
In Verdis Oper, in der es um die Gefangenschaft des hebräischen Volks in Babylon geht, steht er auf der Seite der Hebräer. Heimlich liebt er aber Fenena, die Tochter des Babylonierkönigs Nabucco, die im Lauf des Stücks zu seinem Glauben konvertiert. Ismaele wird aber auch von Abigaille geliebt, der anderen Tochter Nabuccos. Dass Ismaele ihre Liebe nicht erwidert, verletzt Abigaille schwer, setzt bei ihr Hass und Verzweiflung frei und trägt zu ihrem tragischen Schicksal bei.

Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt?
Ein wichtiger Schritt war für mich die Möglichkeit, hier im Internationalen Opernstudio anfangen zu dürfen. Aber ohne das Studium bei Jane und David Thorner, die mir das stimmliche und vor allem auch das mentale Werkzeug dafür mitgegeben haben, wäre ich wohl nicht so weit gekommen.

Welche CD hören Sie immer wieder?
Wahrscheinlich Puccinis La bohème in der Aufnahme mit Mirella Freni und Luciano Pavarotti, die Herbert von Karajan dirigiert. Die letzte Szene zwischen Rodolfo und Mimì berührt mich in dieser Fassung immer wieder aufs Neue.

Mit welchem Künstler würden Sie gerne essen gehen, und über was würden Sie sprechen?
Da gäbe es einige... Aber ich nenne auch hier Luciano Pavarotti. Seinetwegen habe ich angefangen zu singen! Und der Gesprächsstoff – sei es die Gesangstradition, in der er steht, oder das gute Essen – würde uns sicher nicht ausgehen.

Woran merkt man, dass Sie Bosnier sind?
An meinem Namen (lacht). Ich komme aus einer musikalischen Familie aus Bosnien, hatte aber das Glück, während des Bosnienkrieges in der Schweiz aufzuwachsen.

Was müsste passieren, damit die Welt auch in 100 Jahren noch existiert?
Ich glaube, das ist eine sehr subjektive Frage. Als Sänger bin ich auf jeden Fall froh, in einem Bereich arbeiten zu dürfen, der Menschen verbindet: Musik schafft es immer wieder, Menschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Ansichten zusammenzubringen.

Dieser Artikel ist erschienen in MAG 94, September 2022.
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Audio-Einführung zu «Nabucco»

Programmbuch

Nabucco

Nabucco

Synopsis

Nabucco

Synopsis

Nabucco

Biografien


Fabio Luisi, Musikalische Leitung

Fabio Luisi

Fabio Luisi stammt aus Genua. Er ist Generalmusikdirektor des Opernhauses Zürich, Music Director des Dallas Symphony Orchestra und Chefdirigent des Danish National Symphony Orchestra. Von 2011 bis 2017 war Fabio Luisi Principal Conductor der Metropolitan Opera in New York, zuvor Chefdirigent der Wiener Symphoniker (2005-2013), Generalmusikdirektor der Staatskapelle Dresden und der Sächsischen Staatsoper (2007-2010), Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des MDR Sinfonieorchesters Leipzig (1999-2007) und Musikdirektor des Orchestre de la Suisse Romande (1997-2002), mit dem er zahlreiche CDs aufnahm (Poulenc, Respighi, Mahler, Liszt, eine Gesamtaufnahme der sinfonischen Werke von Arthur Honegger und Verdis Jérusalem und Alzira). Er ist Musikdirektor des «Festival della Valle d’Itria» in Martina Franca (Apulien) und Gastdirigent renommierter Klangkörper, darunter das Philadelphia Orchestra, das Cleveland Orchestra, das NHK Tokio, die Münchener Philharmoniker, die Filarmonica della Scala, das London Symphony Orchestra, das Concertgebouw Orkest Amsterdam, das Saito Kinen Orchester sowie zahlreiche namhafte Opernorchester. Bei den Salzburger Festspielen trat er mit Richard Strauss’ Die Liebe der Danae und Die Ägyptische Helena hervor. Zu seinen bedeutendsten Dirigaten am Opernhaus Zürich zählen bisher u.a. die Neuproduktionen von drei Bellini-Opern sowie Rigoletto, Fidelio, Wozzeck und Verdis Messa da Requiem. Wichtige CD-Aufnahmen sind Verdis Aroldo, Bellinis I puritani und I Capuleti e i Montecchi, sämtliche Sinfonien von Robert Schumann sowie die Sinfonien und das Oratorium Das Buch mit sieben Siegeln des vergessenen österreichischen Komponisten Franz Schmidt. Ausserdem liegen verschiedene sinfonische Dichtungen von Richard Strauss und eine hochgelobte Aufnahme von Bruckners 9. Sinfonie mit der Staatskapelle Dresden vor. Für die Einspielungen von Siegfried und Götterdämmerung mit dem Orchester der Met erhielt er einen Grammy, 2013 wurde ihm der begehrte italienische Kritikerpreis Premio Franco Abbiati und 2014 der Grifo d’Oro der Stadt Genua verliehen. Er ist Träger des Bruckner-Ringes der Wiener Symphoniker sowie Cavaliere und Commendatore der italienischen Republik. Im 2015 neu gegründeten Label «Philharmonia Records» der Philharmonia Zürich erschienen unter seiner Leitung bisher Werke von Berlioz, Wagner, Verdi, Rachmaninow, Bruckner, Schubert, Rimski-Korsakow und Frank Martin sowie die DVDs zu Rigoletto (Regie: Tatjana Gürbaca), Wozzeck (Regie: Andreas Homoki), I Capuleti e i Montecchi (Regie: Christof Loy), die Messa da Requiem (Regie/Choreografie: Christian Spuck) und Das Land des Lächelns (Regie: Andreas Homoki).

Galakonzert Fabio Luisi05, 10 Jul 2025


Andreas Homoki, Inszenierung

Andreas Homoki

Andreas Homoki wurde als Sohn einer ungarischen Musikerfamilie 1960 in Deutschland geboren und studierte Schulmusik und Germanistik in Berlin (West). 1987 ging Andreas Homoki als Regieassistent und Abendspielleiter an die Kölner Oper, wo er bis 1993 engagiert war. In den Jahren 1988 bis 1992 war er ausserdem Lehrbeauftragter für szenischen Unterricht an der Opernschule der Musikhochschule Köln. Hier entstanden erste eigene Inszenierungen. 1992 führte ihn seine erste Gastinszenierung nach Genf, wo seine Deutung der Frau ohne Schatten internationale Beachtung fand. Die Inszenierung, die später auch am Pariser Théâtre du Châtelet gezeigt wurde, erhielt den französischen Kritikerpreis des Jahres 1994. Von 1993 bis 2002 war Andreas Homoki als freier Opernregisseur tätig und inszenierte u. a. in Köln, Hamburg, Genf, Lyon, Leipzig, Basel, Berlin, Amsterdam und München. Bereits 1996 debütierte er an der Komischen Oper Berlin mit Falstaff, es folgten Die Liebe zu drei Orangen (1998) sowie im Jahre 2000 Die lustige Witwe. 2002 wurde Andreas Homoki als Nachfolger von Harry Kupfer zum Chefregisseur der Komischen Oper Berlin berufen, deren Intendant er 2004 wurde. Neben seinen Regiearbeiten an der Komischen Oper Berlin inszenierte er u. a. am Théâtre du Châtelet in Paris, an der Bayerischen Staatsoper München, am New National Theatre Tokyo, an der Sächsischen Staatsoper Dresden und der Hamburgischen Staatsoper. Im Juli 2012 inszenierte er unter der musikalischen Leitung von William Christie David et Jonathas von Marc-Antoine Charpentier für das Festival in Aix-en-Provence – eine Produktion, die später auch u. a. in Edinburgh, Paris und New York gezeigt wurde. Seit Beginn der Spielzeit 2012/13 ist Andreas Homoki Intendant des Opernhaus Zürich und inszenierte hier u. a. Der fliegende Holländer (Koproduktion mit der Mailänder Scala und der Norwegischen Staatsoper Oslo), Fidelio, Juliette, Lohengrin (Koproduktion mit der Wiener Staatsoper), Luisa Miller (Hamburgische Staatsoper), Wozzeck, My Fair Lady (Komische Oper Berlin), I puritani, Medée, Lunea (von der Zeitschrift Opernwelt zur «Uraufführung des Jahres 2017/18» gekürt), Iphigénie en Tauride, Nabucco, Simon Boccanegra, Les Contes d’Hoffmann, Salome, den Ring des Nibelungen und Carmen. Andreas Homoki ist seit 1999 Mitglied der Akademie der Künste Berlin.

Ariadne auf Naxos22, 25, 28 Sep; 03, 06, 10, 13, 18, 22 Okt 2024 Simon Boccanegra27 Sep; 04, 13, 19, 25 Okt 2024 Der fliegende Holländer21, 24, 30 Nov; 06, 10 Dez 2024 Fidelio21, 25 Jan; 02, 08, 15 Feb 2025 Lohengrin13, 16, 24, 27 Apr; 04 Mai 2025 Salome29 Mai; 01, 07, 12, 15 Jun 2025 Elias09, 13, 17, 19, 21, 24, 26, 29 Jun; 02, 06 Jul 2025 Les Contes d’Hoffmann28 Jun; 01, 04, 09, 12 Jul 2025 Galakonzert Internationales Opernstudio07 Jul 2025


Wolfgang Gussmann, Bühnenbild / Kostüme

Wolfgang Gussmann

Wolfgang Gussmann arbeitet seit 1979 freischaffend als Bühnen- und Kostümbildner. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit den Regisseuren Andreas Homoki und Willy Decker, für den er von 2009 bis 2011 auch als künstlerischer Berater bei der Ruhrtriennale wirkte. Als regelmässiger Gast schafft er Ausstattungen u. a. an der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper München, der Hamburgischen Staatsoper, der Semperoper Dresden, der Staatsoper Stuttgart, der Deutschen und der Komischen Oper Berlin, der Ruhrtriennale, bei den Salzburger Festspielen, an der Opéra Bastille, am Théâtre du Châtelet in Paris, an der San Francisco Opera und der Metropolitan Opera New York sowie an den führenden Opernhäusern Italiens und Spaniens und in Genf, Amsterdam, Oslo, Kopenhagen und Brüssel. Wichtige Produktionen waren u. a. die Uraufführung von Das Schloss und Hänsel und Gretel an der Deutschen Oper Berlin, Die Frau ohne Schatten und Orphée in Genf, Wozzeck, Elektra, Carmen und Katja Kabanowa in Amsterdam, Rigoletto, Salome, Pique Dame und Pelléas et Mélisande in Hamburg, Eugen Onegin, Der fliegende Holländer, Tannhäuser und Boris Godunow in Paris, Lulu und Billy Budd an der Wiener Staatsoper sowie Die tote Stadt bei den Salzburger Festspielen. Für seine Verdienste um das kulturelle Leben in Frankreich wurde ihm 2001 der Orden «Chevalier des Arts et des Lettres» verliehen. In Zürich stattete er Willy Deckers Inszenierung von Il ritorno d’Ulisse in patria und The Turn of the Screw aus sowie Andreas Homokis Inszenierungen des Fliegenden Holländers, Lohengrin, Das Land des Lächelns und Nabucco aus.

Der fliegende Holländer21, 24, 30 Nov; 06, 10 Dez 2024 Lohengrin13, 16, 24, 27 Apr; 04 Mai 2025 Les Contes d’Hoffmann28 Jun; 01, 04, 09, 12 Jul 2025


Susana Mendoza, Kostüme

Susana Mendoza

Susana Mendoza begann ihre Karriere als Kostümassistentin in Köln, wo sie u. a. mit Gottfried Pilz und Andreas Reinhardt zusammenarbeitete. Von 1991 bis 1997 studierte sie Kostümbild an der Hochschule der Künste in Berlin. In dieser Zeit begann ihre Zusammenarbeit mit Wolfgang Gussmann, die sie u. a.an die Deutsche Oper Berlin, die Wiener und die Bayerische Staatsoper, die Pariser Opéra Bastille und an die Nederlandse Opera führte. Ausserdem kreierte sie die Kostüme für Manon Lescaut an der Nationale Reisopera in Rotterdam. Sie arbeitete u. a. mit Reto Nickler und seit 1998 intensiv mit der Regisseurin Sabine Hartmannshenn bei Produktionen wie Peter Grimes in Hamburg, Cavalleria rusticana/Pagliacci und Schule der Frauen am Theater Lübeck, Lulu an der Oper Göteborg, Werther in Nürnberg sowie Lucia di Lammermoor am Staatstheater Kassel. Weitere Arbeiten führten sie nach Innsbruck, Salzburg, Wien, Barcelona, New York, Düsseldorf und Köln sowie zur Ruhrtriennale. Sie entwarf die Kostüme für The Rake’s Progress und Lohengrin an der Deutschen Oper am Rhein, Falstaff und Die Fledermaus am Deutschen Nationaltheater in Weimar, Rinaldo und Il tabarro in Köln, Giovanna d’Arco und Romeo und Julia auf dem Dorfe in Bielefeld sowie Der fliegende Holländer, Il ritorno d’Ulisse in patria, The Turn of the Screw, Das verzauberte Schwein, Das Land des Lächelns und Nabucco am Opernhaus Zürich. Zuletzt folgten die Kostümentwürfe für Siegfried in Chemnitz, Das Land des Lächelns am Aalto-Theater in Essen, Die Blume von Hawaii, La Belle Hélène und Barbiere di Siviglia in Hagen, Les Contes d’Hoffmann in Zürich und Orphée aux enfers in Chemnitz.

Der fliegende Holländer21, 24, 30 Nov; 06, 10 Dez 2024 Lohengrin13, 16, 24, 27 Apr; 04 Mai 2025 Les Contes d’Hoffmann28 Jun; 01, 04, 09, 12 Jul 2025


Thomas Bruner, Bühnenbildmitarbeit

Thomas Bruner

Thomas Bruner ist in München geboren und in Garmisch-Partenkirchen aufgewachsen.
Nach einer Ausbildung zum Schreiner an den Schulen für Holz und Gestaltung des Bezirks Oberbayern studierte er an der Fachhochschule München Architektur. Seit 1992 ist er als freier Bühnenbildner tätig, u.a. regelmässig beim Kultursommer Garmisch-Partenkirchen.
Als künstlerischer Mitarbeiter von Harald Thor und Wolfgang Gussmann arbeitet er weltweit an diversen Opern- und Schauspielhäusern wie der Staatsoper München, der Wiener Staatsoper, dem Teatro Real in Madrid, der Opera Bastille in Paris, der Metropolitan Opera in New York, dem Teatro Colón in Buenos Aires und dem New National Theatre Tokyo. Zuletzt entstanden gemeinsam mit Wolfgang Gussmann die Bühnenbilder zu Nabucco und Les Contes d’Hoffmann (beide Regie: Andreas Homoki) am Opernhaus Zürich sowie in selbstständiger Arbeit Die Bernauerin bei den ORFF Festspielen (Regie: Angela Hundsdorfer). Seit 2009 leitet er gemeinsam mit Pe Hebeisen die künstlerische Umgestaltung des Michael-Ende-Kurparks in Garmisch-Partenkirchen nach eigenen Konzepten.

Les Contes d’Hoffmann28 Jun; 01, 04, 09, 12 Jul 2025 Der fliegende Holländer21, 24, 30 Nov; 06, 10 Dez 2024


Franck Evin, Lichtgestaltung

Franck Evin

Franck Evin, geboren in Nantes, ging mit 19 Jahren nach Paris, um Klavier zu studieren. Nachts begleitete er Sänger im Café Théâtre Le Connetable und begann sich auch für Beleuchtung zu interessieren. Schliesslich entschied er sich für die Kombination aus Musik und Technik. Dank eines Stipendiums des französischen Kulturministeriums wurde er 1983 Assistent des Beleuchtungschefs an der Opéra de Lyon. Hier arbeitete er u. a. mit Ken Russel und Robert Wilson zusammen. Am Düsseldorfer Schauspielhaus begann er 1986 als selbstständiger Lichtdesigner zu arbeiten und legte 1993 die Beleuchtungsmeisterprüfung ab. Besonders eng war in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit Werner Schröter und mit dem Dirigenten Eberhard Kloke. Es folgten Produktionen u. a. in Nantes, Strassburg, Paris, Lyon, Wien, Bonn, Brüssel und Los Angeles. Von 1995 bis 2012 war er Künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung der Komischen Oper Berlin und dort verantwortlich für alle Neuproduktionen. Hier wurden besonders Andreas Homoki, Barrie Kosky, Calixto Bieto und Hans Neuenfels wichtige Partner für ihn. Im März 2006 wurde Franck Evin mit dem «OPUS» in der Kategorie Lichtdesign ausgezeichnet. Seit Sommer 2012 arbeitet er als künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung an der Oper Zürich. Franck Evin wirkt neben seiner Tätigkeit in Zürich weiterhin als Gast in internationalen Produktionen mit, etwa an den Opernhäusern von Oslo, Stockholm, Tokio, Amsterdam, München, Graz sowie der Opéra Bastille, der Mailänder Scala, dem Teatro La Fenice, der Vlaamse Opera und bei den Bayreuther Festspielen.

Don Pasquale18, 22, 24, 31 Mai; 03 Jun 2025 Ariadne auf Naxos22, 25, 28 Sep; 03, 06, 10, 13, 18, 22 Okt 2024 Simon Boccanegra27 Sep; 04, 13, 19, 25 Okt 2024 Leben mit einem Idioten03, 08, 10, 14, 16, 22, 29 Nov; 01 Dez 2024 In 80 Tagen um die Welt17, 22, 24 Nov; 01, 07, 13, 14, 21, 26, 29 Dez 2024; 02, 05, 12, 14 Jan 2025 Der fliegende Holländer21, 24, 30 Nov; 06, 10 Dez 2024 Un ballo in maschera08, 11, 14, 17, 21, 28 Dez 2024; 05, 10, 15, 19 Jan 2025 Madama Butterfly22, 26, 29 Dez 2024; 01, 04 Jan 2025 Roméo et Juliette31 Dez 2024; 03, 08, 11, 17, 26 Jan 2025 Fidelio21, 25 Jan; 02, 08, 15 Feb 2025 Manon Lescaut09, 13, 16, 19, 23 Feb; 01, 06, 13, 16, 22 Mär 2025 Lohengrin13, 16, 24, 27 Apr; 04 Mai 2025 Salome29 Mai; 01, 07, 12, 15 Jun 2025 Elias09, 13, 17, 19, 21, 24, 26, 29 Jun; 02, 06 Jul 2025 Les Contes d’Hoffmann28 Jun; 01, 04, 09, 12 Jul 2025


Kinsun Chan, Choreografische Mitarbeit

Kinsun Chan

Der schweizerisch-kanadische Choreograf und Designer Kinsun Chan studierte Kunst, Grafikdesign und Tanz in den USA. Als Tänzer war er u.a. Mitglied des Balletts Zürich unter Heinz Spoerli sowie des Balletts Basel unter Richard Wherlock, wo er als Solist in Choreografien von Jiří Kylián, William Forsythe, Nacho Duato, Heinz Spoerli, Hans van Manen, Richard Wherlock und Ed Wubbe zu erleben war. Seine ersten eigenen Choreografien entstanden für die Reihe «Junge Choreografen» des Balletts Zürich sowie im Rahmen der Noverre-Gesellschaft am Stuttgarter Ballett. Kinsun Chans Arbeiten wurden seither vom Ballett Basel, dem Singapore Dance Theatre, dem Ballett der Staatsoper Hannover, der Royal Ballet School Antwerpen, der John Cranko Ballet School, der Hong Kong Academy of Performing Arts, der Ballett Akademie München, der Tanz Akademie Zürich sowie am Tiroler Landestheater, am Staatstheater Kassel und am Luzerner Theater aufgeführt. Die Choreografie Black on Black, kreiert für das Hong Kong Ballet, wurde zum Jacobs Pillow Dance Festival (USA) und zum Festival des Arts de Saint Sauveur (Kanada) eingeladen. Zwei seiner Variationen wurden beim Prix de Lausanne 2021 und 2022 aufgeführt (Echo und Rain). Kinsun Chan ist zudem als Choreograf für Opern tätig. Dabei arbeitete er u.a. mit Jens-Daniel Herzog, Michael Sturminger, Götz Friedrich, Dominique Mentha, Bernd Mottl, Frank Hilbrich, Tatjana Gürbaca, Sebastian Baumgarten und Andreas Homoki. Kinsun Chan ist seit Beginn der Spielzeit 2019/20 Leiter der Tanzkompanie am Theater St. Gallen und wird ab 2024/25 Künstlerischer Leiter des Semperoper Balletts.



Janko Kastelic, Choreinstudierung

Janko Kastelic

Janko Kastelic ist ein kanadisch-slowenischer Dirigent, Chorleiter, Pianist und Organist. Er begann seine musikalische Ausbildung in Kanada am Royal/Western Conservatory of Music und der St. Michael‘s Choir School. Er hat einen Abschluss in Dirigieren, Komposition und Musiktheorie von der Universität Toronto und setzte sein Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien fort. Seit 2017 ist er Chordirektor am Opernhaus Zürich. Er war einer der Kapellmeister der Wiener Hofmusikkapelle, Studienleiter des JET-Programms für junge Sänger am Theater an der Wien und Assistent bei den Bayreuther Festspielen sowie Gastchordirektor an der Hamburgischen Staatsoper. Zu den Positionen, die er im Lauf seiner Karriere bekleidet hat, gehört auch die Stelle des Generalmusikdirektors und Operndirektors am Slowenischen Nationaltheater Maribor, des Zweiten Chordirektors an der Wiener Staatsoper sowie des Korrepetitors an der Opéra National de Paris. Er war Assistenzprofessor an der Universität Ljubljana und Mentor an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Seine künstlerischen Leistungen sind dokumentiert auf mehreren Live-Aufnahmen, darunter Tschaikowskis Pique Dame und Schönbergs Moses und Aron. Er arrangierte und dirigierte auch Werke für die Feierlichkeiten zum Mozartjahr 2006. Zu seinen Arbeiten beim Klangbogen-Festival in Wien gehört die europäische Erstaufführung von Blochs Macbeth. Janko Kastelic ist auch ein engagierter Pädagoge, der sich der Förderung der nächsten Generation von Musikerinnen und Musikern verschrieben hat.

Rigoletto26 Apr; 03, 08, 11, 15 Mai 2025 Lucia di Lammermoor20, 24, 29 Sep; 06, 16, 26 Okt 2024 Simon Boccanegra27 Sep; 04, 13, 19, 25 Okt 2024 Leben mit einem Idioten03, 08, 10, 14, 16, 22, 29 Nov; 01 Dez 2024 Un ballo in maschera08, 11, 14, 17, 21, 28 Dez 2024; 05, 10, 15, 19 Jan 2025 Lohengrin13, 16, 24, 27 Apr; 04 Mai 2025 Les Contes d’Hoffmann28 Jun; 01, 04, 09, 12 Jul 2025 Galakonzert Fabio Luisi05, 10 Jul 2025 Der fliegende Holländer21, 24, 30 Nov; 06, 10 Dez 2024 Wir pfeifen auf den Gurkenkönig15, 21, 22, 25, 28, 29 Sep; 02 Okt 2024; 18, 19, 22, 23, 25, 28, 29, 31 Jan; 02, 05 Feb 2025


Fabio Dietsche, Dramaturgie

Fabio Dietsche

Fabio Dietsche studierte Dramaturgie an der Zürcher Hochschule der Künste sowie Querflöte bei Maria Goldschmidt in Zürich und bei Karl-Heinz Schütz in Wien. Erste Erfahrungen als Dramaturg sammelte er 2012/13 bei Xavier Zuber am Konzert Theater Bern, wo er u.a. Matthias Rebstocks Inszenierung von neither (Beckett/Feldman) in der Berner Reithalle begleitete. Seit 2013 ist er Dramaturg am Opernhaus Zürich, wo er sein Studium mit der Produktionsdramaturgie von Puccinis La bohème abschloss. Hier wirkte er u.a. bei den Uraufführungen von Stefan Wirths Girl with a Pearl Earring und Leonard Evers Odyssee, an der Kammeroper Jakob Lenz von Wolfgang Rihm und an der Schweizerischen Erstaufführung von Manfred Trojahns Orest mit. Er arbeitete u.a. mit Robert Carsen, Tatjana Gürbaca, Rainer Holzapfel, Andreas Homoki, Ted Huffman, Mélanie Huber, Barrie Kosky, Hans Neuenfels und Kai Anne Schuhmacher zusammen. Zurzeit studiert er berufsbegleitend Kulturmanagement an der Universität Zürich.

Simon Boccanegra27 Sep; 04, 13, 19, 25 Okt 2024 Madama Butterfly22, 26, 29 Dez 2024; 01, 04 Jan 2025 Roméo et Juliette31 Dez 2024; 03, 08, 11, 17, 26 Jan 2025 Manon Lescaut09, 13, 16, 19, 23 Feb; 01, 06, 13, 16, 22 Mär 2025 Die lustige Witwe04, 08, 16, 21, 26 Mär 2025 Jakob Lenz06, 08, 10, 14, 16 Mai 2025 Un ballo in maschera08, 11, 14, 17, 21, 28 Dez 2024; 05, 10, 15, 19 Jan 2025


Michael Volle, Nabucco

Michael Volle

Michael Volle studierte bei Josef Metternich und Rudolf Piernay. Nach Engagements an den Opernhäusern in Mannheim, Bonn, Düsseldorf und Köln war er Mitglied des Ensembles des Opernhauses Zürich und der Bayerischen Staatsoper in München. In Zürich war er u.a. als Marcello (La bohème), Jewgeni Onegin, Jeletzki (Pique Dame), Roland (Fierrabras), Sixtus Beckmesser, Hans Sachs (Meistersinger von Nürnberg) und Golaud (Pelléas et Mélisande) zu erleben. Gastspiele führten ihn an alle grossen Opernhäuser im In- und Ausland (u.a. Berlin, München, Hamburg, Dresden, London, Paris, Barcelona, Wien, Mailand, Florenz, New York) und zu bedeutenden Festspielen (u.a. Salzburg, Bregenz, Baden-Baden). Bei den Bayreuther Festspielen 2007 und 2008 sang er den Beckmesser, 2017 den Hans Sachs und 2023 den Holländer. Zuletzt war er an der Metropolitan Opera in New York, in Florenz in der Titelpartie von Verdis Falstaff, sowie als Hans Sachs an der Staatsoper Wien zu erleben. In Mailand beeindruckte er als Pater ecstaticus in Mahlers 8. Sinfonie und als Jochanaan in Salome. An der Hamburgischen Staatsoper brillierte er, neben Klaus Florian Vogt, in der Rolle des Wolfram in Wagners Tannhäuser. 2008 und 2023 wählte ihn die «Opernwelt» zum «Sänger des Jahres». Für seine Interpretation des Wozzeck wurde er 2009 mit dem Deutschen Theaterpreis «Der Faust» ausgezeichnet. Als Anerkennung für seine Leistungen auf der Bühne wurde ihm bei den «Oper! Awards 2023» der Preis in der Kategorie «Bester männlicher Sänger» verliehen. Am Opernhaus Zürich sang er zuletzt Wolfram in Tannhäuser (2012), die Titelpartie in Wagners Der fliegende Holländer (2016), Nabucco (2019) und Boris Godunow (2020).



Benjamin Bernheim, Ismaele

Benjamin Bernheim

Benjamin Bernheim studierte bei Gary Magby in Lausanne und war Mitglied des Internationalen Opernstudios und des Ensembles am Opernhaus Zürich. Der französische Tenor hat sich inzwischen als regelmässiger Gast an den renommiertesten Bühnen etabliert, u. a. an der Opéra de Paris, der Wiener und der Berliner Staatsoper und dem Royal Opera House Covent Garden. 2020 wurde er bei den Les Victoires de la Musique Awards als «Opernsänger des Jahres» ausgezeichnet und von Le Syndicat professionnel de la critique als «Musikalische Persönlichkeit des Jahres». Im selben Jahr erhielt sein Debütalbum einen «Diapason d’Or» und einen «Choc de Classica». Höhepunkte seiner bisherigen Karriere waren die Titelrolle in Faust (Opéra national de Paris, Lyric Opera of Chicago, Théâtre des Champs Elysées und Lettische Nationaloper), Roméo in Roméo et Juliette (Opéra national de Paris und Opernhaus Zürich), Rodolfo in La bohème (Opéra national de Paris, Opernhaus Zürich, Royal Opera House, Staatsoper Berlin und Wiener Staatsoper), Edgardo in Lucia di Lammermoor (Opernhaus Zürich, Wiener Staatsoper und Salzburger Festspiele) sowie Alfredo in La traviata (Teatro alla Scala, Royal Opera House, Opernhaus Zürich, Semperoper Dresden, Deutsche Oper, Opéra national de Bordeaux und Staatsoper Berlin). Er gab Liederabende u. a. bei den Salzburger Festspielen, dem Verbier Festival, beim La Grange au Lac, dem Théâtre des Champs-Élysées, der Philharmonie de Luxembourg und dem Wiener Konzerthaus. Jüngst gab er am Opernhaus Zürich sein Rollendebüt als Ruggero Lastouc in Puccinis La rondine. Benjamin Bernheim ist Exklusivkünstler der Deutschen Grammophon.



Georg Zeppenfeld, Zaccaria

Georg Zeppenfeld

Georg Zeppenfeld stammt aus dem westfälischen Attendorn und absolvierte zunächst ein Lehramtsstudium mit den Fächern Musik und Germanistik. An den Musikhochschulen in Detmold und Köln erhielt er parallel dazu seine Ausbildung in Konzert- und Operngesang, abschliessend bei Hans Sotin. Nach ersten Festengagements in Münster und Bonn wurde er 2001 von der Sächsischen Staatsoper Dresden verpflichtet, die bis heute seine künstlerische Heimat ist. Darüber hinaus gastiert er an nahezu allen grossen Opernhäusern Europas und der Vereinigten Staaten sowie an den weltweit wichtigsten Konzertorten. Sein Repertoire umfasst u. a. die grossen Verdi- und Wagnerpartien seines Fachs; eine Schlüsselrolle ist Sarastro, den er unter Claudio Abbado in Baden-Baden, an der Dresdner Semperoper, San Francisco Opera, New Yorker Met, Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele (unter Harnoncourt), Royal Opera House Covent Garden in London, Opernhaus Zürich und der Bayerischen Staatsoper sang. Seit 2010 ist er regelmäs­sig Gast bei den Bayreuther Festspielen. 2019 debütierte er als Hans Sachs in Die Meister­singer von Nürnberg bei den Salzburger Osterfestspielen unter Christian Thielemann. Im Konzert arbeitete er mit Dirigenten wie Pierre Boulez, Riccardo Chailly, Sir Colin Davis, Gustavo Dudamel, Daniele Gatti, Daniel Harding, Nikolaus Harnoncourt, Thomas Hengelbrock, Marek Janowski, Fabio Luisi, Lorin Maazel, Andris Nelsons, Marc Minkowski, Andris Nelsons, Antonio Pappano, Kirill Petrenko, Christian Thielemann und Franz Welser-Möst. Sein umfangreiches Schaffen ist auf zahlreichen CD- und DVD-Veröffentlichungen dokumentiert. 2015 wurde er zum «Kammersänger der Sächsischen Staatsoper Dresden» ernannt. 2024 singt er u. a. Hunding (Die Walküre) und Gurnemanz (Parsifal) bei den Bayreuther Festspielen, Hans Sachs (Meistersinger) und Heinrich (Lohengrin) an der Wiener Staatsoper sowie Gurnemanz an der Bayerischen Staatsoper.



Anna Smirnova, Abigaille

Anna Smirnova

Anna Smirnova stammt aus Moskau. Sie studierte in ihrer Heimatstadt und belegte Meisterkurse u.a. bei Elisabeth Schwarzkopf und Thomas Hampson. International trat sie 2007 in Erscheinung, als sie am Teatro alla Scala di Milano als Principessa de Bouillon (Adriana Lecouvreur) engagiert wurde, worauf sie in Kürze an alle grossen internationalen Häuser geladen wurde. So sang sie u. a. an der Metropolitan Opera New York, dem Royal Opera House Covent Garden, der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper und der Deutschen Oper Berlin die grossen dramatischen Mezzosopran-Partien wie Amneris (Aida), Eboli (Don Carlo), Azucena (Il trovatore), Preziosilla (La forza del destino), Marfa (Chowanschtschina) und Lyubasha (Die Zarenbraut) ebenso wie die Sopranpartien der Lady Macbeth (Macbeth), Santuzza (Cavalleria rusticana), Abigaille (Nabucco), Gioconda und Odabella (Attila). Zu ihren jüngsten Engagements zählen Turandot an der Wiener Staatsoper, an der Deutschen Oper Berlin und an der Oper Köln, Abigaille in Wien, Stuttgart, Berlin und Dresden sowie Amneris an der Deutschen Oper Berlin und am Grand-Théâtre de Genève. In Zürich war sie zuletzt 2017 als Ortrud in Lohengrin und 2019 als Abigaille in Nabucco zu erleben.

Lohengrin13, 16, 24, 27 Apr; 04 Mai 2025


Veronica Simeoni, Fenena

Veronica Simeoni

Veronica Simeoni, geboren in Rom, studierte Gesang am Konservatorium in Adria und bei Raina Kabaivanska. Als Gewinnerin zahlreicher Gesangswettbewerbe debü­tier­te sie als Cuniza in Verdis Oberto auf einer Japan-Tour­nee des Teatro Lirico Sperimentale di Spoleto. Seither sang sie an allen grossen ita­lie­ni­schen Opernhäusern un­ter Dirigenten wie Riccar­do Chailly, Asher Fisch, Lorin Maazel u.a. Unter Valery Gergiev verkörperte sie die Dido in Berlioz’ Les Troyens in Valencia in der Regie von La Fura dels Baus. Sie sang Fenena (Nabucco) und Giulietta (Les Contes d’Hoffmann) an der Mailänder Scala, Elisabetta (Maria Stuarda) in Bilbao, Hedwige (Guillaume Tell) beim Rossini Opera Festival in Pesaro, Adalgisa (Norma) in Madrid, Savonlinna und Turin, Azucena (Il trovatore) und Sélika (L’Africaine) in Venedig, Suzuki (Ma­dama Butterfly) in Verona und Verdis Requiem in Valencia unter Riccardo Chailly. Als Carmen war sie in Venedig, Bologna, Turin, Florenz, Rom und in der Arena di Verona zu erleben. 2017 sang sie Charlotte in Werther an der Met in New York und am Teatro Massimo di Palermo und Preziosilla (La forza del destino) in Amsterdam. In der Spielzeit 2018/19 war sie als Eboli (Don Carlo) in Bologna, in Beethovens 9. Sinfonie unter Zubin Mehta in Neapel und als Preziosilla am Royal Opera House London zu erleben. Am Opernhaus Zürich sang Veronica Simeoni u.a. Isoletta (Bellinis La straniera), Eboli, Sara (Roberto Devereux), Amneris (Aida), Giovanna Seymour (Anna Bolena) und zuletzt im Ballett Messa da Requiem. Auf CD ist sie im Verdi-Requiem unter Yuri Temirkanov zu hören.



Stanislav Vorobyov, Der Oberpriester des Baal

Stanislav Vorobyov

Stanislav Vorobyov stammt aus Russland und studierte am Moskauer Konservatorium. Er war Mitglied des Internationalen Opernstudios (IOS) und ist seit der Spielzeit 2018/19 Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich. Er war hier u.a. als Colline (La bohème), Alidoro (La Cenerentola), Oberpriester (Nabucco), Notar (Der Rosenkavalier), Reinmar von Zweter (Tannhäuser), Faust (Der feu­rige Engel), Zaretsky (Eugen Onegin), Cesare Angelotti (Tosca), Fünfter Jude und 1. Nazarener (Salome), Lord Rochefort (Anna Bolena), Dottor Grenvil (La traviata), Prospero Salsapariglia (Viva la mamma), Crébillon (La rondine) und Zuniga (Carmen) sowie als Roberto (I vespri siciliani) und Roucher (Andrea Chénier) zu hören. Ausserdem sang er Don Basilio (Il barbiere di Siviglia) bei den Bregenzer Festspielen, Nourabad (Les Pêcheurs de perles) an der Oper Vlaandern und in Luxemburg sowie Ombra di Nino (Semiramide) im Concertgebouw Amsterdam. An den Bregenzer Festspielen 2022 war er als Onkel Bonzo in Madama Butterfly und als Il capitano/L’ispettore in Umberto Giordanos Siberia zu erleben. 2023 kehrte er erneut als Onkel Bonzo nach Bregenz zurück.

Rigoletto26 Apr; 03, 08, 11, 15 Mai 2025 Un ballo in maschera08, 11, 14, 17, 21, 28 Dez 2024; 05, 10, 15, 19 Jan 2025 Madama Butterfly22, 26, 29 Dez 2024; 01, 04 Jan 2025 Salome29 Mai; 01, 07, 12, 15 Jun 2025 Les Contes d’Hoffmann28 Jun; 01, 04, 09, 12 Jul 2025 Wir pfeifen auf den Gurkenkönig18, 22, 23, 25, 29, 31 Jan; 02, 05 Feb 2025


Omer Kobiljak, Abdallo

Omer Kobiljak

Omer Kobiljak stammt aus Bosnien und wurde von 2008 bis 2013 von David Thorner am Konservatorium Winterthur ausgebildet. Er besuchte Meisterkurse bei Jane Thorner-Mengedoht, David Thorner und Jens Fuhr und erhielt 2012 beim Thurgauer Musikwettbewerb den Ersten Preis mit Auszeichnung. Im Jahr darauf sang er bei den Salzburger Festspielen einen Lehrbuben (Die Meistersinger von Nürnberg) unter Daniele Gatti. Ab 2014 studierte er an der Kalaidos Fachhochschule Aarau Gesang bei David Thorner. 2016 debütierte er als Baron von Kronthal (Lortzings Der Wildschütz) an der Operettenbühne Hombrechtikon. 2017 sang er an der Mailänder Scala in Die Meistersinger von Nürnberg. Ab 2017/18 war er Mitglied im IOS und war u.a. in Salome, Ronja Räubertochter, La fanciulla del West, Parsifal, Der fliegende Holländer sowie in La traviata zu erleben. In der Spielzeit 2018/19 sang er Lord Arturo Buklaw in Lucia di Lammermoor sowie den Notar in der konzertanten Aufführung von La sonnambula. Seit der Spielzeit 2019/20 gehört er zum Ensemble des Opernhauses Zürich und war hier u.a. als Abdallo in Nabucco, als Nathanaël in Les Contes d’Hoffmann, als Macduff in Macbeth, als Froh in Das Rheingold sowie in Il trovatore und in I Capuleti e i Montecchi zu erleben. Bei den Bregenzer Festspielen sang er Il principe Yamadori in Madama Butterfly, den Fürsten Alexis in Umberto Giordanos Siberia sowie Don Riccardo in Ernani. Kürzlich gab er am Opernhaus Zürich sein Rollendebüt als Alfredo in La traviata und sang ausserdem Tybalt in Roméo et Juliette sowie den verrückten Hutmacher in Alice im Wunderland.

Simon Boccanegra27 Sep; 04, 13, 19, 25 Okt 2024 Der fliegende Holländer21, 24, 30 Nov; 06, 10 Dez 2024 Roméo et Juliette31 Dez 2024; 03, 08, 11, 17, 26 Jan 2025 Die lustige Witwe04, 08, 16, 21, 26 Mär 2025 Salome29 Mai; 01, 07, 12, 15 Jun 2025