La bohème
Oper in vier Bildern von Giacomo Puccini (1858-1924)
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Roman «Scènes de la vie de Bohème»
In italienischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 2 Std. 30 Min. inkl. Pause nach dem 1. Teil nach ca. 1 Std. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Vergangene Termine
September 2018
Oktober 2018
Gut zu wissen
La bohème
Kurzgefasst
La bohème
Mit seiner Oper über vier Bohemiens, die vom künstlerischen Erfolg und der grossen Liebe träumen, ist Giacomo Puccini eines der wirkungsvollsten Werke für die Opernbühne gelungen. Der norwegische Regisseur Ole Anders Tandberg begreift La bohème als Künstleroper – und widmet sich ganz den Hoffnungen und Enttäuschungen der jungen Künstlerfreunde. In seiner grossen Liebe Mimì sieht der Schriftsteller Rodolfo vermeintlich eine Muse, die ihn zu künstlerischen Höhenflügen inspirieren soll, und entsprechend hat Tandberg eine bildstarke Inszenierung geschaffen: In einem norwegischen Theatersaal mit kleiner Bühne erwachen die poetischen Fantasien des jungen Künstlers zum Leben. Zu spät wird Rodolfo am Ende von der bitteren Wahrheit eingeholt, wenn er realisiert, dass Mimì nicht eine Muse, sondern eine Frau ist, die wirkliche Liebe und Zuwendung benötigt hätte.
Nach ihrem gefeierten Opernhaus-Debüt mit Donizettis La Fille du régiment steht die italienische Dirigentin Speranza Scappucci in dieser Wiederaufnahme erneut am Pult der Philharmonia Zürich. Guanqun Yu singt, wie in der Premierenserie dieser Produktion, die Mimì an der Seite von Benjamin Bernheim, der den Rodolfo ebenfalls bereits in Zürich und in der vergangenen Spielzeit auch mit grossem Erfolg an der Opéra de Paris gesungen hat.
Gespräch
Ein Traum vom Künstlerleben
Der Norweger Ole Anders Tandberg inszeniert «La bohème» von Giacomo Puccini. Vor der Premiere 2015 führte Fabio Dietsche mit ihm ein Gespräch über nordische Paris-Fantasien, Trugbilder von kreativen Karrieren und freier Liebe und die Muse als Lieblings-Illusion aller Künstler.
Ole Anders Tandberg, La bohème ist Ihre erste Inszenierung am Opernhaus Zürich. Worum geht es in diesem Stück und was fasziniert Sie daran?
Als Atheist und Existenzialist berührt es mich, wie in diesem Stück die Fragilität des Lebens dargestellt wird. Es geht um eine junge Liebe, die mit dem tragischen Tod von Mimì abrupt endet. Mimì stirbt, bevor sie wirklich gelebt hat. Innerhalb einer sehr kurzen und intensiven Zeitspanne erfahren Rodolfo und Mimì das höchste Liebesglück. Und in dieser Liebe zueinander finden sie den Sinn des Lebens. Aber es zeichnet sich schon ab, dass Mimì sterben wird. Wenn sie am Ende der Oper, nach der Trennung von Rodolfo, zu ihm zurückkommt, um zu sterben, finden wir die gegenteilige Situation vor: das Leben hat jeden Sinn verloren. Für einen Moment flackert er noch einmal auf – aber der Tod naht unausweichlich.
Liegt es an dieser Spannung zwischen höchstem Liebesglück und dem Wissen um dessen Endlichkeit, dass Puccinis Oper uns immer wieder so stark berührt?
Ich denke ja – und zwar weil uns gezeigt wird, wie das Leben nun einmal ist. Universal betrachtet, ist dem Einzelnen eine ungeheuer kurze Lebenszeit beschieden. Innerhalb dieser kurzen Zeit leben, lieben und sterben wir. Puccinis Oper lässt uns zwar nicht direkt über diese grossen Fragen nachdenken, aber sie lässt sie uns fühlen. Und diese Gefühle gehen jeden Interpreten und jeden Zuschauer unmittelbar etwas an. Deshalb ist das Werk so beliebt.
Weil die Oper so beliebt ist, hat sich in den Köpfen der Zuschauer eine genaue Vorstellung festgesetzt, wie La bohème zu sein habe. Im 20. Jahrhundert hat insbesondere die Inszenierung von Franco Zeffirelli die Rezeption geprägt. Was bedeutet es für einen Regisseur, sich einem solch bekannten Stück zu stellen?
Ich glaube, dass diese Vorstellung, wie eine Bohème-Inszenierung sein soll, vor allem damit zusammenhängt, dass die Handlung in Paris spielt, einem Ort mit grosser mythischer Ausstrahlung. Gerade kulturinteressierte Menschen haben eine genaue Vorstellung von Paris – und zwar von dem Paris, das sie aus der Kunst, dem Film, der Literatur und den Anekdoten kennen. Viele haben eine romantische Vorstellung vom Mythos Paris – und wenn eine Inszenierung von La bohème dieser Vorstellung gerecht wird, fühlt es sich richtig an. Dazu kommt, dass Puccini es wie kaum ein anderer verstand, für das Theater zu schreiben. Seine Partitur, die er mit höchster Präzision bis ins Detail ausgearbeitet hat, impliziert oft schon die szenischen Vorgänge, und das Libretto ist voll von realistischen Details. Zu diesem Realismus muss man sich als Regisseur verhalten. Es hat für mich keinen Sinn, sich diametral dagegenzustellen. Um zu einer eigenen Interpretation von Puccinis Werk zu kommen, habe ich mich deshalb gefragt, inwiefern das Stück etwas mit meinem eigenen Leben zu tun hat.
Und haben Sie Parallelen gefunden?
Zum Glück habe ich die Situation von Rodolfo nie erlebt, der dabei zusehen muss, wie seine grosse Liebe vor seinen Augen stirbt! Aber für mich ist wichtig, dass La bohème ein Stück über die Zeit der Jugend ist, in der noch alles im Leben möglich zu sein scheint. Die Gruppe von Bohemiens, um die es in diesem Stück geht, setzt sich aus sehr jungen Menschen zusammen, die ihre ersten Liebeserfahrungen machen und die noch voller Optimismus davon träumen, die Welt verändern und beherrschen zu können. Und das erinnert mich stark daran, wie ich selbst als Jugendlicher war. Ich habe in Norwegen gelebt und verzweifelt davon geträumt, nach Paris zu gehen und ein berühmter Künstler zu werden! Und Erlend, meinem Bühnenbildner, ging es damals genauso. Er wollte ein berühmter Maler werden...
Sie haben also die Situation, in der sich die vier Künstlerfreunde zu Beginn von Puccinis Oper befinden, in Ihrer Jugend selbst erlebt?
...wie wahrscheinlich viele andere junge Menschen auch, die davon träumen, grosse Künstler zu werden! Puccinis Oper beginnt mit dem Thema des Scheiterns. Rodolfo versucht an einem Drama zu schreiben, und Marcello malt an einem Bild; aber ihre Wohnung ist eiskalt, weil sie mit ihrer Arbeit kein Geld verdienen und weder Brennholz noch Essen kaufen, geschweige denn ihre Miete bezahlen können. Von einem grossen Künstlerdasein sind sie also weit entfernt. Aufgrund der Parallelen zu meiner eigenen Jugend beginnt das Stück bei uns in einem kleinen norwegischen Volkshaus, auf dessen Bühne die vier Künstlerfreunde ihr eigenes Theater zur Aufführung bringen wollen. Rodolfo schreibt das Stück, Marcello entwirft das Bühnenbild, Schaunard ist für die Musik und Colline, der Philosoph, für die Dramaturgie zuständig.
Das zweite Bild der Oper spielt im Quartier Latin, wo die Bohemiens den Weihnachtsabend feiern. Wie finden Sie in Ihrer Inszenierung den Weg aus dem norwegischen Volkshaus nach Paris?
Mit dem zweiten Bild komponierte Puccini eine grandiose Grossstadt-Szene, die in einer Stadt spielt, in der er bis dahin nie gewesen war. Seine eigenen Erfahrungen mit der Grossstadt machte er in Mailand – damals selber noch ein erfolg loser Musikstudent. Was Puccini in Musik umsetzt, ist also nicht seine reale Paris-Erfahrung, sondern seine Paris-Fantasie! Und genau so geht es in unserer Inszenierung Rodolfo. Aus der Trunkenheit der ersten Begegnung mit Mimì träumt er den Traum vom Künstlerleben in Paris. Dieser Traum, als Künstler in Paris zu leben, ist ja auch zu einem Mythos geworden, den wir in unserer Inszenierung thematisieren. Die fast absurd vielschichtige Musik, die Puccini für dieses zweite Bild schrieb, bestätigt uns in unserem Vorhaben, dieses Bild, das aus lauter gleichzeitigen, sich überlagernden Handlungen besteht, als grosse Traumsequenz zu entwerfen.
Befinden wir uns im dritten Bild wieder auf dem Boden der Tatsachen?
Zu Beginn des dritten Bilds etabliert Puccini eine neue Atmosphäre, die schon darauf hindeutet, dass sich die Stimmung zwischen Mimì und Rodolfo verändert hat. Der Ort der Handlung, ein Zollhäuschen am Pariser Stadtrand, mag etwas seltsam gewählt erscheinen, aber für die Atmosphäre ist er genau richtig; es herrscht eine eisige, unangenehme Kälte. Nach dem grossen Künstlertraum im zweiten Bild herrscht hier wieder das Thema des Scheiterns vor. Musetta und Marcello streiten, Rodolfo ist eifersüchtig und realisiert gleichzeitig, dass Mimì sehr krank ist – und dass er dieser Situation nicht gewachsen ist. Die beiden entscheiden, sich zu trennen. In unserer Inszenierung ist der ganze Beginn des Bilds mit den Zöllnern, Milchfrauen und Marktfahrern, Teil des Theaterstücks, das Rodolfo und Marcello auf die Bühne des Volkshauses zu bringen versuchen. Aber Rodolfo ist unzufrieden mit dem Ergebnis. Auch seine künstlerischen Ambitionen drohen zu scheitern...
Als Bohemien ist Rodolfo von seinen künstlerischen Ambitionen besessen. Opfert er ihnen seine grosse Liebe Mimì?
Es gibt eine Anekdote über Edvard Munch, der zum Kreis der Osloer Boheme gehörte. Als er nach einem romantischen Rendezvous mit einer Frau ins Bett gehen wollte und sie gerade dabei war, ihre Strümpfe auszuziehen, bat er sie, in dieser Position zu bleiben. Er begann, sie zu zeichnen – und als er damit fertig war, bedankte er sich und schickte sie weg. Er hatte komplett vergessen, wozu sie eigentlich da war! Auch Rodolfo sieht Mimì immer im Kontext seines künstlerischen Schaffens. Wenn er sie im zweiten Bild seinen Freunden vorstellt, sagt er: «Ich bin der Poet, und sie ist die Poesie»...
Das heisst also, Mimì ist in Puccinis Oper eine konstruierte Idealfigur. Puccini und seine Librettisten verschmolzen in ihr die Charaktere von zwei verschiedenen Frauen aus Henri Murgers Vorlage. Wie gehen Sie in Ihrer Inszenierung mit dieser Frauengestalt um, in der Rodolfo «den Traum, den er immer träumen wollte» erkennt?
Ich habe zunächst tatsächlich darüber nachgedacht, ob Mimì nur in den Träumen des Dichters existiert, oder ob sie eine Frau aus dem Drama sein könnte, das er gerade schreibt. Ich habe dann aber gemerkt, dass der tragische Schluss der Oper seine Wirkung verlieren würde, wenn Mimì keine real existierende Figur wäre. Das Problem liegt darin, dass Rodolfo Mimì idealisiert. Er stilisiert sie zu einem Teil seines perfekten Lebenstraums – und verliebt sich in diese idealisierte Frau. Im dritten Bild stellt sich jedoch heraus, dass Mimì krank ist und wirkliche Liebe, Zuwendung und Fürsorge benötigt. Um diese Realität zu begreifen und sich ihr zu stellen, ist Rodolfo zu jung. Weil er mit der Realität überfordert ist, reagiert er mit Eifersucht und völlig unerwachsen. Er sieht zu diesem Zeitpunkt keine andere Möglichkeit, als sich von ihr zu trennen.
Und wenn er schliesslich realisiert, was passiert, ist es zu spät...
Das ist die grosse Tragik dieses Stücks. Und der eigentliche Konflikt des Bohemiens: Einerseits will er erwachsen werden und etwas erreichen – und auf der anderen Seite will er völlige Freiheit haben, und tun und lassen können, was er will.
Im vierten Bild leben die vier Bohemiens noch einmal ausgelassen ihre Freiheit aus, geben sich ganz dem Spiel hin...
...und dann kommt plötzlich der volle Ernst des Lebens zur Tür herein. Um dem Traum zu entfliehen und sich der Realität zu stellen ist es dann zu spät. Es bleiben nur wenige Stunden bis zu Mimìs Tod. Das Paradoxe dieser Schlusssituation ist, dass erst die Gewissheit, dass Mimì sterben wird, der vergangenen Zeit der Liebe ihre volle Bedeutung gibt!
Neben der zentralen Liebesgeschichte zwischen Mimì und Rodolfo gibt es in La bohème aber mit Marcello und Musetta ein zweites Paar, das eine ganz andere Vorstellung von Liebe zu haben scheint...
Wenn Musetta im zweiten Bild mit ihrem alten reichen Liebhaber Alcindoro auftritt und alle Blicke auf sich zieht, gibt sie sich eigentlich als Exhibitionistin preis. Man kann das so interpretieren, als würde sie das nur tun, um Marcello eifersüchtig zu machen. Ich glaube aber, dass sie das wirklich geniesst! Die freie Vorstellung von Liebe, die Musetta und Marcello haben, hängt für mich wieder mit meiner eigenen Jugend zusammen: ich bin während der 70er-Jahre aufgewachsen. Viele von uns hatten damals das Gefühl, dass wir durch unsere Vorstellungen von freier Liebe die Welt revolutionieren würden! Aber im Grunde waren wir genau so eifersüchtig wie alle anderen auch. Ich glaube, wenn Musetta und Marcello vor das gleiche existenzielle Problem gestellt würden wie Rodolfo und Mimì, würde ihnen ihre freie Einstellung in der Liebe – die vordergründig besser zu funktionieren scheint – nicht viel bringen.
Henri Murger beschreibt im Vorwort zu seinen Scènes de la vie de bohème das Leben der falschen Boheme, das in der Bedeutungslosigkeit endet, und das Leben der wahren Boheme, das nur ein Übergangsstadium zum Erfolg ist. Im letzten Kapitel von Murgers Buch sind Rodolfo und Marcello etablierte Künstler geworden. Zeichnet sich diese Entwicklung auch in der Oper ab?
Was Rodolfo angeht, glaube ich, dass er nach dem Tod von Mimì endlich sein Drama schreiben kann. Die Muse inspiriert nur dann, wenn sie abwesend ist und wenn man von ihr träumen kann. Wenn sie krank im Zimmer steht und einen mit den realen Problemen des Lebens konfrontiert, ist das nicht möglich... Aber Mimì ist doch keine Muse, sie ist eine reale Frau! Die Muse ist eine grosse Einbildung des westlichen Künstlers, die ihm im besten Fall zum Erfolg verhilft; und sie ist eine Lieblingsgestalt des westlichen Publikums, weil die Geschichten, die von einer Muse inspiriert sind, die schönsten sind!
Das Gespräch führte Fabio Dietsche.
Foto von Danielle Liniger.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 33, Oktober 2015.
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Pressestimmen
«Tandberg siedelt das Geschehen in einer phantastischen Welt zwischen Realität und Traum an»
Neue Zürcher Zeitung vom 02. November 2015
«Was er jetzt in Zürich mit Giacomo Puccinis La Bohème anstellte, ist bemerkenswert.»Badische Zeitung vom 03. November 2015
Die geniale Stelle
Was für ein Akkord! Eigentlich nichts weiter als ein h-Moll-Dreiklang. Aber die sorgfältige und äusserst sensibel abschattierte Instrumentation lässt den simplen Klang zu etwas Besonderem werden: Die Holzbläser spielen pianissimo in tiefer Lage, drei Hörner treten zunächst ganz zart mit einem kleinen Akzent hervor und gehen dann ebenfalls zum Pianissimo über, während der Klang der Holzbläser erstirbt. Dieser sanft changierende Klang erhält durch einen kaum hörbaren Beckenschlag im vierfachen Piano eine fast unirdische, jenseitige Zartheit.
Und wirklich ist es der Moment des Todes, den dieser Akkord bezeichnet. Die todkranke Mimì ist an den Ort zurückgekehrt, wo sie einmal glücklich war, um dort zu sterben. In den Armen ihres geliebten Rodolfo schläft sie sanft ein und niemand von den fieberhaft um sie bemühten Freunden bemerkt, dass sie in den Schlaf versunken ist, aus dem niemand erwacht. Nur dieser eine Akkord im Orchester lässt ahnen, was gerade geschehen ist. Der Tod, so scheint er zu sagen, ist keine grosse Sache, vielmehr ein alltägliches Ereignis und eins, das jedem von uns bevorsteht. Ein Leben erlischt, das Leben geht weiter.
Und doch – bei aller Zartheit markiert dieser Akkord einen starken Bruch der harmonischen Kontinuität. Die unmittelbar vorhergehende Passage, die Mimìs friedliches Einschlafen schildert, verliert sich in einem dissonanten Akkord, der nach Des-Dur aufgelöst werden müsste. Wenn nach einer langen Stille der h-Moll-Akkord eintritt, der auch den folgenden Dialog der Freunde grundiert, wird hörbar, dass etwas Unwiderrufliches geschehen ist. Denn wie alltäglich der Tod immer sein mag, die Welt ist danach nicht mehr, wie sie war. Ein Mensch fehlt für immer, und das reisst eine Lücke, die nichts schliessen kann.
Mimì geht so unauffällig, still und freundlich aus der Welt, wie sie in ihr gelebt hat. Es war ein kleines, unbedeutendes Leben, in dem wenig Glück war. Ein Leben grosser Not und kleiner Freuden: am Aufblühen des Frühlings, an einem billigen rosa Häubchen, das Rodolfo ihr zu Weihnachten schenkte, an der zärtlichen Zuwendung der Freunde, die sich um die Todkranke bemühen und zuletzt an dem schönen weichen Muff, in den geschmiegt sie aus dem Leben scheidet.
Puccini komponiert den Tod, wie es diesem Leben angemessen ist. Nur einen Akkord schenkt er Mimì, aber dieser eine Klang ist ergreifender als so manches bombastische Requiem, weil Puccini seine ganze eminente Instrumentationskunst auf ihn verwendete, weil er seine ganze Liebe für dieses zarte Wesen in ihn fliessen liess. Puccini, der so oft die kleinen Leute zu Helden seiner Werke machte und immer wieder seine Vorliebe für die kleinen Dinge bekundete, war auch kompositorisch ein «Meister des ganz Kleinen», der präzisen Ausarbeitung winziger und dennoch bedeutender Details, und darin vielleicht Richard Wagner am nächsten. Wie ein bescheidener Grabstein, so bescheiden, dass man ihn fast übersehen könnte, steht dieser eine Akkord in der Partitur, als ein zärtliches Denkmal für die kleine tapfere Frau, deren Leben sich vollendet hat.
Text von Werner Hintze.
Dieser Artikel ist erschienen im MAG 76, Februar 2020.
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La bohème
Synopsis
La bohème
Erstes Bild
Der Schriftsteller Rodolfo und der Maler Marcello versuchen zu arbeiten. Es ist kalt und sie haben Hunger, da sie mit ihrer Kunst kaum Geld verdienen. Um zu heizen, opfert Rodolfo das Manuskript seines Dramas. Der Philosoph Colline kommt dazu. Am Heiligabend wurden seine Bücher, die er ins Pfandhaus bringen wollte, nicht angenommen. Der Musiker Schaunard hat mit einem skurrilen musikalischen Auftrag ein bisschen Geld verdient. Er bringt Brennholz, Essen und Wein mit. Der Hausbesitzer Benoît überrascht die vier Bohemiens und fordert die Miete. Die Freunde geben ihm zu trinken und fragen ihn über seine Affären aus. Als sich herausstellt, dass er seine Ehefrau betrogen hat, geben sie sich entrüstet und werfen ihn hinaus. Sie beschliessen, den Weihnachtsabend im Quartier zu feiern. Nur Rodolfo will noch einen Moment arbeiten. Als er allein ist, klopft es. Die Nachbarin Mimì bittet ihn, ihre Kerze wieder anzuzünden. Sie wirkt erschöpft und kränklich. Als sie ihren Schlüssel fallen lässt, erlischt, scheinbar zufällig, auch Rodolfos Kerze. Beim Suchen treffen sich ihre Hände. Die beiden kommen sich näher und verlieben sich.
Zweites Bild
Heiligabend in Paris. Im Gedränge einer freudig erregten Menge feilscht Schaunard um ein verstimmtes Horn. Colline kauft ein seltenes Buch und einen Mantel. Rodolfo schenkt Mimì ein Häubchen. Marcello wirbt um die schönen Mädchen. Vor dem Café Momus stellt Rodolfo den Freunden seine neue Liebe Mimì vor. Als sie sich zum Essen niederlassen, kommt Marcellos Freundin Musetta in Begleitung von Alcindoro, einem älteren, reichen Verehrer. Sie erkennt Marcello und schickt Alcindoro unter einem Vorwand fort. Musetta und Marcello fallen sich in die Arme. Die Bohemiens mischen sich unter den allgemeinen Trubel. Als Alcindoro zurückkommt, findet er nur noch deren Rechnung vor.
Drittes Bild
Zwei Monate später, früh an einem kalten Wintermorgen. Mimì sucht nach Marcello und bittet ihn um seinen Rat: Ihr Zusammenleben mit Rodolfo werde durch dessen Eifersucht unerträglich. Marcello rät ihr, sich zu trennen. Rodolfo, der nebenan eingeschlafen ist, wacht auf. Mimì hält sich im Hintergrund. Rodolfo gesteht Marcello ebenfalls, sich von seiner Geliebten trennen zu wollen. Aber nicht nur, weil er eifersüchtig sei, sondern auch wegen Mimìs hoffnungsloser Krankheit. Durch einen Hustenanfall verrät Mimì ihre Anwesenheit. Von Gefühlen überwältigt, beschliessen Mimì und Rodolfo noch bis zum Frühling zusammenzubleiben. Marcello liefert sich indessen eine heftige Eifersuchtsszene mit Musetta.
Viertes Bild
Ein paar Monate später. Rodolfo und Marcello geben vor, zu arbeiten. Insgeheim denken sie an die glücklichen Zeiten, die sie mit Mimì und Musetta verbracht haben. Colline und Schaunard kommen. Sie bringen trockenes Brot und einen Hering mit. Immer ausgelassener albern die vier Bohemiens herum, tanzen und spielen eine Zweikampf-Szene. Auf dem Höhepunkt der Stimmung stürzt Musetta herein. Mimì folgt ihr – sie ist todkrank. Die Bohemiens richten ihr ein Bettlager. Musetta opfert ihre Ohrringe, damit Marcello Medizin besorgen kann. Sie selbst will Mimì einen Muff für deren kalte Hände kaufen. Colline folgt ihrem Beispiel und geht seinen Mantel verkaufen. Schaunard lässt die beiden wiedervereinten Liebenden allein. Mimì und Rodolfo erinnern sich an ihre gemeinsame Zeit. Als die Freunde zurückkehren und die baldige Ankunft eines Arztes melden, schläft Mimì ein. In Gedanken versunken merkt Rodolfo erst am betretenen Schweigen seiner Freunde, dass Mimì gestorben ist.
Biografien
Speranza Scappucci, Musikalische Leitung
Speranza Scappucci
Speranza Scappucci gehört zur jungen Generation der international gefragten DirigentenInnen. Seit der Spielzeit 2017/18 ist sie Chefdirigentin der Opéra Royale de Wallonie in Liège. Sie studierte an der New Yorker Juilliard School sowie am Conservatorio di Musica Santa Cecilia in Rom und gab danach ihr Debüt an der Wiener Staatsoper mit La traviata und La Cenerentola. Kürzlich dirigierte sie Donizetti’s Maria Stuarda am Théatre des Champs-Élysées in Paris, Tosca an der Washington National Opera, gab ihr Debüt an der Semperoper Dresden mit La bohème und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona mit einer konzertanten Aufführung von Attila. Als Chefdirigentin dirigierte sie Verdis Requiem, Aida und I puritani in Liège. Außerdem leitete sie sinfonische Konzerte in Luzern, Lausanne und Wien. In der Saison 2019/20 hat sie als Musikdirektorin sowohl Madama Butterfly, La Cenerentola und La sonnambula an der Opéra Royal de Wallonie Liège dirigiert und mit Il barbiere di Siviglia gab sie ihr Debüt an der Canadian Opera Company Toronto. Ausserdem war sie 2019/2020 in Budapest, Lyon und Paris in sinfonischen Konzerten zu erleben. Die Spielzeit 2020/21 startete sie mit Così fan tutte in Toulouse, dirigierte La traviata am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, Les Contes d’Hoffmann in Liège sowie Lucia di Lammermoor am New National Theatre in Tokyo. Ihre erste CD – Mozartarien mit der lettischen Sopranistin Marina Rebeka und dem Royal Liverpool Orchestra – erschien 2013. 2016 folgte das Album Il mio canto mit Saimir Pirgu und dem Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino und 2019 eine Einspielung mit Ödön Rácz und dem Franz Liszt Chamber Orchestra.
Ole Anders Tandberg, Inszenierung
Ole Anders Tandberg
Ole Anders Tandberg ist Norweger und gehört zu den profiliertesten Theater und Opernregisseuren Skandinaviens. Nach seiner Ausbildung an der Guildhall School of Music and Drama London, der School of Architecture in Oslo und dem Dramatic Institute in Stockholm machte er ab Mitte der 90erJahre zunächst mit Schauspielinszenierungen u.a. am Nationaltheater Oslo und am Royal Dramatic Theatre Stockholm auf sich aufmerksam. Er hat sich des klassischen Theaterrepertoires von Shakespeare über Ibsen bis hin zu Jon Fosse angenommen. Darüber hinaus adaptierte er zahlreiche Werke für die Bühne, darunter Fuglane von Tarjei Vesaas, Dämonen von Fjodor Dostojewski sowie den Roman Mein Kampf des Norwegers Karl Ove Knausgård, dessen dramatische Fassung er 2015 am Stockholmer Staatstheater zur Aufführung brachte. In den letzten Jahren hat sich Tandberg, der auch als Bühnenbildner tätig ist, zunehmend der Oper zugewandt: An der Oper Oslo inszenierte er Monteverdis L’incoronazione di Poppea und Il ritorno d’Ulisse in patria, Lady Macbeth von Mzensk sowie Rigoletto; an der Königlichen Oper Stockholm Prokofjews Der feurige Engel, Ravels L’Enfant et les sortilèges und die Mozart Opern Le nozze di Figaro, Così fan tutte, Don Giovanni, Die Zauberflöte, Candide und Die lustige Witwe. 2015 debütierte er mit seiner Produktion von Lady Macbeth von Mzensk an der Deutschen Oper Berlin, wohin er 2017 für Carmen und 2018 für Wozzeck zurückkehrte. Zuletzt inszenierte er 2022 Der fliegende Holländer an der Staatsoper in Prag.
Erlend Birkeland, Bühnenbild
Erlend Birkeland
Erlend Birkeland stammt aus Norwegen. Er studierte u.a. an der Kunstschule Kolding in Dänemark, an der Staatlichen Handwerks und Kunstindustrieschule Oslo und der norwegischen Staatlichen Kunstakademie. Noch während seiner Ausbildung entstand die Ausstattung von Dagen vender am Norwegischen Nationaltheater. Er vertrat Norwegen 1999 auf der Internationalen Quadriennale in Prag mit seinem Bühnenbild zu Fuglane. Mit Ole Anders Tandberg verbindet ihn eine langjährige künstlerische Partnerschaft. Mittlerweile hat Erlend Birkeland nahezu hundert Inszenierungen in Norwegen, Schweden und Dänemark ausgestattet, hauptsächlich für das Schauspiel, aber auch zunehmend für Oper und Musiktheater. 2010 war er an der Komischen Oper Berlin für das Bühnenbild von Händels Orlando verantwortlich. 2015 gestaltete er die Bühne für Lady Macbeth von Mzensk an der Deutschen Oper Berlin, La bohème am Opernhaus Zürich, Ibsens Peer Gynt und Klein Eyolf am Nationaltheater in Oslo sowie Ibsens Volksfeind, Die Regenschirme von Cherbourg (Jacques Demy) und Karl Ove Knausgårds Mein Kampf in Stockholm. Zuletzt entstanden die Bühnenbilder für Wozzeck an der Deutschen Oper Berlin, für Tosca an der Oper in Malmö und für Rigoletto an der Königlichen Oper Stockholm. Seit 2015 ist er Professor für Bühnenbild in Oslo.
Maria Geber, Kostüme
Maria Geber
Maria Geber stammt aus Schweden. Ihre Ausbildung erhielt sie an der Gerlesborgs Art School, dem San Francisco Art Institute und an der Beckmanns School of Design in Stockholm. Sie gehört seit langem zu den wichtigsten Kostümdesignerinnen Skandinaviens. Ihr Werk umfasst die Zusammenarbeit mit Choreografen und Regisseuren wie Mats Ek, Brigitta Egerbladh, Ole Anders Tandberg, Suzanne Osten, Etienne Glaser, Mattias Andersson, Rickard Günther, Linus Tunström und Sofia Jupiter (Salome, Die tote Stadt). Neben dem Kostümdesign entwirft sie auch Bühnenbilder. In langjähriger Zusammenarbeit mit Ole Anders Tandberg entstanden u.a. die Kostüme für Der feurige Engel, L’Enfant es les sortilèges, L’incoronazione di Poppea, Il ritorno d’Ulisse in patria, Le nozze di Figaro, Così fan tutte, Die Zauberflöte, Don Giovanni, Lady Macbeth von Mzensk, Rigoletto und Wozzeck. Sie arbeitete u.a. an der Deutschen Oper Berlin, der Königlichen Oper Stockholm und an der Norwegischen Oper in Oslo. Maria Geber lehrt als Assistenzprofessorin Kostümdesign an der Stockholm Academy of Dramatic Arts.
Franck Evin, Lichtgestaltung
Franck Evin
Franck Evin, geboren in Nantes, ging mit 19 Jahren nach Paris, um Klavier zu studieren. Nachts begleitete er Sänger im Café Théâtre Le Connetable und begann sich auch für Beleuchtung zu interessieren. Schliesslich entschied er sich für die Kombination aus Musik und Technik. Dank eines Stipendiums des französischen Kulturministeriums wurde er 1983 Assistent des Beleuchtungschefs an der Opéra de Lyon. Hier arbeitete er u. a. mit Ken Russel und Robert Wilson zusammen. Am Düsseldorfer Schauspielhaus begann er 1986 als selbstständiger Lichtdesigner zu arbeiten und legte 1993 die Beleuchtungsmeisterprüfung ab. Besonders eng war in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit Werner Schröter und mit dem Dirigenten Eberhard Kloke. Es folgten Produktionen u. a. in Nantes, Strassburg, Paris, Lyon, Wien, Bonn, Brüssel und Los Angeles. Von 1995 bis 2012 war er Künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung der Komischen Oper Berlin und dort verantwortlich für alle Neuproduktionen. Hier wurden besonders Andreas Homoki, Barrie Kosky, Calixto Bieto und Hans Neuenfels wichtige Partner für ihn. Im März 2006 wurde Franck Evin mit dem «OPUS» in der Kategorie Lichtdesign ausgezeichnet. Seit Sommer 2012 arbeitet er als künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung an der Oper Zürich. Franck Evin wirkt neben seiner Tätigkeit in Zürich weiterhin als Gast in internationalen Produktionen mit, etwa an den Opernhäusern von Oslo, Stockholm, Tokio, Amsterdam, München, Graz sowie der Opéra Bastille, der Mailänder Scala, dem Teatro La Fenice, der Vlaamse Opera und bei den Bayreuther Festspielen.
Christian Günther, Choreinstudierung
Christian Günther
Christian Günther stammt aus Freiburg im Breisgau und studierte zunächst Orchesterdirigieren in München. Nach Gastverträgen am Staatstheater Stuttgart, dem Staatstheater am Gärtnerplatz und der Münchner Biennale war er von 2002-2007 Stellvertretender Chordirektor und ab 2004 auch 2. Kapellmeister am Theater Bremen. Seit 2007 ist er Dozent für Dirigieren an der Hochschule für Künste Bremen und leitete dort bis 2012 das Ensemble Atelier Neue Musik. Seit 2008 ist er Stellvertretender Chordirektor an der Hamburgischen Staatsoper. In der Spielzeit 2012/13 leitete er den Chor interimistisch zusammen mit dem Zürcher Chordirektor Janko Kastelic und arbeitet seit 2013 als Stellvertreter von Eberhard Friedrich, dessen Assistent er 2017 auch bei den Bayreuther Festspielen war. In Hamburg betreute er unter anderem die Premiere von Gounods Faust in der Inszenierung von Andreas Homoki und die Premiere von Fürst Igor von Borodin, einer Koproduktion mit dem Opernhaus Zürich. 2018 arbeitete Christian Günther zum ersten Mal mit dem Chor des NDR in einer Einstudierung von Mozarts Don Giovanni zusammen.
Fabio Dietsche, Dramaturgie
Fabio Dietsche
Fabio Dietsche studierte Dramaturgie an der Zürcher Hochschule der Künste sowie Querflöte bei Maria Goldschmidt in Zürich und bei Karl-Heinz Schütz in Wien. Erste Erfahrungen als Dramaturg sammelte er 2012/13 bei Xavier Zuber am Konzert Theater Bern, wo er u.a. Matthias Rebstocks Inszenierung von neither (Beckett/Feldman) in der Berner Reithalle begleitete. Seit 2013 ist er Dramaturg am Opernhaus Zürich, wo er sein Studium mit der Produktionsdramaturgie von Puccinis La bohème abschloss. Hier wirkte er u.a. bei den Uraufführungen von Stefan Wirths Girl with a Pearl Earring und Leonard Evers Odyssee, an der Kammeroper Jakob Lenz von Wolfgang Rihm und an der Schweizerischen Erstaufführung von Manfred Trojahns Orest mit. Er arbeitete u.a. mit Robert Carsen, Tatjana Gürbaca, Rainer Holzapfel, Andreas Homoki, Ted Huffman, Mélanie Huber, Barrie Kosky, Hans Neuenfels und Kai Anne Schuhmacher zusammen. Zurzeit studiert er berufsbegleitend Kulturmanagement an der Universität Zürich.
David Junghoon Kim, Rodolfo
David Junghoon Kim
David Junghoon Kim stammt aus Südkorea. Er schloss seine Gesangsausbildung an der Seoul National University ab und war danach von 2015 bis 2017 Stipendiat im Jette Parker Young Artist Programme am Royal Opera House in London. Er ist Preisträger des Francisco Viñas Wettbewerbs, des Voci Verdiane Wettbewerbs und der International Singing Competition in Toulouse. Am Covent Garden in London sang er zahlreiche Partien, u.a. war er als Lord Arturo Bucklaw (Lucia di Lammermoor), als Ruiz (Il trovatore), Flavio (Norma), Nathanaël (Les Contes d’Hoffmann), Gastone (La traviata), Augustin Moser (Die Meistersinger von Nürnberg), Il conte di Lerma (Don Carlo), Pong (Tudandot) und Macduff zu erleben. Dabei arbeitete er mit Dirigenten wie Gianandrea Noseda, Antonio Pappano, Daniele Rustioni und Bertrand de Billy. In der Spielzeit 2017/18 gab er zudem sein Debüt an der Oper Köln als Alfredo in La traviata, an der Grange Park Opera (UK) als Roméo in Roméo et Juliette und an der Opera Rara in London in der Uraufführung von Donizettis L’Ange de Nisida.
Benjamin Bernheim, Rodolfo
Benjamin Bernheim
Benjamin Bernheim studierte bei Gary Magby in Lausanne und war Mitglied des Internationalen Opernstudios und des Ensembles am Opernhaus Zürich. Der französische Tenor hat sich inzwischen als regelmässiger Gast an den renommiertesten Bühnen etabliert, u. a. an der Opéra de Paris, der Wiener und der Berliner Staatsoper und dem Royal Opera House Covent Garden. 2020 wurde er bei den Les Victoires de la Musique Awards als «Opernsänger des Jahres» ausgezeichnet und von Le Syndicat professionnel de la critique als «Musikalische Persönlichkeit des Jahres». Im selben Jahr erhielt sein Debütalbum einen «Diapason d’Or» und einen «Choc de Classica». Höhepunkte seiner bisherigen Karriere waren die Titelrolle in Faust (Opéra national de Paris, Lyric Opera of Chicago, Théâtre des Champs Elysées und Lettische Nationaloper), Roméo in Roméo et Juliette (Opéra national de Paris und Opernhaus Zürich), Rodolfo in La bohème (Opéra national de Paris, Opernhaus Zürich, Royal Opera House, Staatsoper Berlin und Wiener Staatsoper), Edgardo in Lucia di Lammermoor (Opernhaus Zürich, Wiener Staatsoper und Salzburger Festspiele) sowie Alfredo in La traviata (Teatro alla Scala, Royal Opera House, Opernhaus Zürich, Semperoper Dresden, Deutsche Oper, Opéra national de Bordeaux und Staatsoper Berlin). Er gab Liederabende u. a. bei den Salzburger Festspielen, dem Verbier Festival, beim La Grange au Lac, dem Théâtre des Champs-Élysées, der Philharmonie de Luxembourg und dem Wiener Konzerthaus. Jüngst gab er am Opernhaus Zürich sein Rollendebüt als Ruggero Lastouc in Puccinis La rondine. Benjamin Bernheim ist Exklusivkünstler der Deutschen Grammophon.
Yuriy Yurchuk, Marcello
Yuriy Yurchuk
Yuriy Yurchuk, Bariton, stammt aus der Ukraine und studierte Gesang an der DePaul University in Chicago. Er wurde bei zahlreichen Wettbewerben mit Preisen ausgezeichnet, darunter die Queen Sonja International Music Competition in Oslo (2015), die Montserrat Caballé International Singing Competition in Spanien (2015) und die Jensen Foundation Vocal Competition in den USA (2014.) Als Mitglied des Jette Parker Young Artists Programme in London war er auf der Bühne des Royal Opera House Covent Garden u.a. als Blazes in Peter Maxwell Davies’ The Lighthouse, als Angelotti in Tosca, als Steuermann in Tristan und Isolde sowie als Germano in Rossinis La scala di seta zu erleben. Bis vor kurzem war Yuriy Yurchuck Ensemblemitglied in Covent Garden, wo er Schlémil in Les Contes d’Hoffmann und Baron Douphol in La traviata sang und als Prinz Yamadori (Madama Butterfly), Mandarin in Turandot sowie in Die Nase zu erleben war. In der Spielzeit 2017/18 sang er Conte Rodolpho in Jacopo Foronis Margherita beim Wexford Opera Festival, die Titelrolle in Jewgeni Onegin an der Ukrainischen Nationaloper in Kiew sowie Ping in Turandot am Opernhaus Zürich.
Stanislav Vorobyov, Colline
Stanislav Vorobyov
Stanislav Vorobyov stammt aus Russland und studierte am Moskauer Konservatorium. Er war Mitglied des Internationalen Opernstudios (IOS) und ist seit der Spielzeit 2018/19 Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich. Er war hier u.a. als Colline (La bohème), Alidoro (La Cenerentola), Oberpriester (Nabucco), Notar (Der Rosenkavalier), Reinmar von Zweter (Tannhäuser), Faust (Der feurige Engel), Zaretsky (Eugen Onegin), Cesare Angelotti (Tosca), Fünfter Jude und 1. Nazarener (Salome), Lord Rochefort (Anna Bolena), Dottor Grenvil (La traviata), Prospero Salsapariglia (Viva la mamma), Crébillon (La rondine) und Zuniga (Carmen) sowie als Roberto (I vespri siciliani) und Roucher (Andrea Chénier) zu hören. Ausserdem sang er Don Basilio (Il barbiere di Siviglia) bei den Bregenzer Festspielen, Nourabad (Les Pêcheurs de perles) an der Oper Vlaandern und in Luxemburg sowie Ombra di Nino (Semiramide) im Concertgebouw Amsterdam. An den Bregenzer Festspielen 2022 war er als Onkel Bonzo in Madama Butterfly und als Il capitano/L’ispettore in Umberto Giordanos Siberia zu erleben. 2023 kehrte er erneut als Onkel Bonzo nach Bregenz zurück.
Guanqun Yu, Mimì
Guanqun Yu
Guanqun Yu stammt aus China. Sie gehört zu den vielversprechendsten Sopranistinnen der jüngeren Generation und ist regelmässig an internationalen Opernhäusern zu Gast. Sie war 2008 Gewinnerin des Belvedere Gesangswettbewerbs und wurde im selben Jahr Mitglied des Opernstudios am Teatro Comunale di Bologna. Seither debütierte sie u. a. in Honeggers Jeanne d’Arc au bûcher im Wiener Musikverein, sang Mimì (La bohème) unter Fabio Luisi beim Pacific Festival in Sapporo und Donna Elvira (Don Giovanni) in Bologna. 2012 gab sie ihr Debüt an der Metropolitan Opera als Leonora (Il trovatore) und war Preisträgerin des Plácido Domingo Operalia Wettbewerbs. Es folgte Lucrezia (I due Foscari) an Domingos Seite in Valencia, wo sie auch als Desdemona (Otello) unter Zubin Mehta zu erleben war. Weitere Höhepunkte waren u.a. ihre Debüts als Gräfin (Le nozze di Figaro) in Peking, als Mathilde (Guillaume Tell) an der Hamburgischen Staatsoper und als Contessa (Le nozze di Figaro) an der Bayerischen Staatsoper. Sie war als Desdemona an der Deutschen Oper Berlin und an der Oper Köln, als Mimì am Opernhaus Zürich sowie als Liù (Turandot) bei den Bregenzer Festspielen und in Köln zu erleben. 2015 sang sie Contessa sowie Rosina (The Ghosts of Versailles) in Los Angeles. Für ihre Interpretation der Rosina wurde sie mit einem Grammy ausgezeichnet. In der Saison 2017/18 war sie als Liù an der Met und am Opernhaus Zürich, als Amelia Grimaldi (Simon Boccanegra) in Hamburg, als Mimì in München und als Elettra (Idomeneo) wiederum in Zürich zu erleben. Desdemona sang sie in der aktuellen Spielzeit an der Deutschen Oper Berlin und an der Staatsoper Hamburg.
Georgia Jarman, Musetta
Georgia Jarman
Georgia Jarman stammt aus New York. Sie studierte an der Boston University und an der Manhattan School of Music Gesang. In den USA war sie u.a. an der Metropolitan Opera als Rosina (Il barbiere di Siviglia), als Adina (L’elisir d’amore) und Rosina an der New York City Opera und als Olympia, Antonia, Giulietta und Stella (Les Contes d’Hoffmann) an der Boston Lyric Opera zu erleben. Sie sang zudem Musetta an der Opéra National de Bordeaux, Gilda an der Santa Fe Opera, Norina (Don Pasquale) an der Atlanta Opera, Manon an der Oper Malmö und Maria Stuarda an der Washington Concert Opera. In der Spielzeit 2014/15 gab sie ihr Debüt am Covent Garden in London, wo sie Roksana in Król Roger von Szymanowski sang und 2017 Agnès in Written on Skin. Regelmässig ist sie zu Gast beim Caramoor Summer Music Festival, wo sie zuletzt in den konzertanten Aufführungen Zenobia in Aureliano in Palmira, Marzelline in Fidelio sowie Amina in La sonnambula sang. In der Spielzeit 2017/18 war sie an der Opéra National de Bordeaux als Lucia in Lucia di Lammermoor und als Violetta (La traviata) an der Dallas Opera zu hören. In Zukunft sind Auftritte an der Oper Philadelphia, an der Staatsoper Hamburg und der Opéra de Lyon geplant.
Valeriy Murga, Alcindoro
Valeriy Murga
Valeriy Murga studierte an der Ukrainischen Nationalen Musikakademie Kiew. Sowohl beim 41. Concours International de Chant in Toulouse 1996 als auch beim 7. Julian-Gayarre-Wettbewerb in Pamplona 1998 gehörte er zu den Finalisten. 1997 gewann er den zweiten Preis beim Maria Callas Grand Prix in Athen und konnte 1999 am Cardiff Singer of the World-Wettbewerb (BBC) teilnehmen. 1997 bis 1999 war er Solist der Ukrainischen Nationaloper Kiew, wo er u.a. die Rollen Figaro, Don Giovanni, Germont, Escamillo, Onegin, den Fürsten Igor und Schaunard verkörperte. In seinem Repertoire befinden sich ausserdem Partien wie der Marchese di Posa (Don Carlo) und Schaklowity (Chowanschtschina). Am Opernhaus Zürich trat Valeriy Murga noch als Mitglied des IOS u.a. in Tosca (Sciarrone, Schliesser) und Rigoletto (Monterone) auf. Seit Beginn der Spielzeit 2000/01 ist er hier fest engagiert und war u.a. in Pique Dame (Jelezki), Carmen (Moralès), Salome (2. Soldat), Il barbiere di Siviglia (Fiorello/Ufficiale), La sonnambula (Alessio), Rigoletto (Marullo und Monterone), L’italiana in Algeri (Ali), Faust (Wagner) sowie in Familienopern wie u.a. Das Gespenst von Canterville (Dr. Bürkli), Robin Hood (Little John), Das verzauberte Schwein (Schwein) und Jim Knopf (Halbdrache/Oberbonze Pi Pa Po) zu hören. In Tiefland gastierte er am Liceu Barcelona und in L’italiana in Algeri an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Zuletzt war er in Zürich u.a. in Die Odyssee (Eurylochos), Dialogues des Carmélites (Le Geôlier), La bohème (Dottor Grenvil), Alice im Wunderland (Schlafmaus/Zwiddeldum), La rondine (Butler) und Die lustige Witwe (Bogdanowitsch) zu erleben.