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Eine Frau, die weiss, was sie will!

Musikalische Komödie von Oscar Straus (1870-1954)

Musikalische Leitung Adam Benzwi Inszenierung Barrie Kosky Kostüme Katrin Kath Dramaturgie Pavel B Jiracek Lichtgestaltung Diego Leetz
Orchester der Komischen Oper Berlin

Dauer 1 Std. 20 Min. Keine Pause. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Eine Produktion der Komischen Oper Berlin.

Vergangene Termine

April 2019

Sa

27

Apr
19.00

Eine Frau, die weiss, was sie will!

Musikalische Komödie von Oscar Straus, Gute Laune-Abo

Gut zu wissen

Kurzgefasst

Eine Frau, die weiss, was sie will!

Kurzgefasst

Eine Frau, die weiss, was sie will!

Trailer «Eine Frau, die weiss, was sie will!»

Komische Oper Berlin


Gespräch


Spielwut von Knast bis Klapse

Am 27. April kommt die gefeierte Kult-Operette «Eine Frau, die weiss, was sie will» mit Musik von Oscar Straus von der Komischen Oper Berlin als Gastspiel nach Zürich. Dagmar Manzel und Max Hopp spielen in der temporeichen Inszenierung von Barrie Kosky 20 verschiedene Rollen.

Zwei Darsteller – 20 Rollen. Eine besondere Herausforderung?
Dagmar Manzel:
Es gehört ja zum Urtrieb des Schauspielers, sich verwandeln zu wollen und innerhalb kürzester Zeit in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Aber zugegeben: Im Falle unserer Aufführung von Eine Frau, die weiss, was sie will! sind die blitzschnellen Kostüm- und Figurenwechsel natürlich eine ungewöhnliche Aufgabe – die uns beiden allerdings eine diebische Freude bereitet. Während unserer Probenarbeit schien es mir manchmal so, als ob Max und ich miteinander im Sandkasten spielen und gemeinsame Streiche aushecken – und dabei haben wir uns gegenseitig immer weiter angespornt. Für mich war das ein regelrechtes Schauspiel-Fest!
Max Hopp: Besonders spannend fand ich dabei das Experimentieren mit dem Tempo. Wenn eine Farce zu langsam ist, stottert die Komik ab. Und so haben wir ständig ausprobiert, in welcher Geschwindigkeit unsere Dialoge stattfinden müssen, damit die Operette als Zweipersonenstück funktioniert.
Dagmar Manzel: Das ist vor allen Dingen notwendig, weil man sich in den Dialogen von Alfred Grünwald nicht verlieren darf. Operette ist kein Strindberg. Der Text sprudelt vor Esprit und ist höchst pointiert geschrieben – und muss dementsprechend auch auf den Punkt gesprochen werden. In den Theaterstücken von Georges Feydeau ist das ähnlich. Aber durch die Musik ist es in der Operette noch einmal eine besondere Herausforderung.

Wo liegen die grössten Unterschiede zwischen Musik und Sprechtheater?
Dagmar Manzel:
Die notierte Musik ist ein starres Korsett, innerhalb dessen man sich bewegen muss. Auch Sprechtheater ist letzten Endes eine Form von Musik, aber dort sucht man sich als Schauspieler seinen eigenen Rhythmus. Im Musiktheater sind Rhythmus und Tempo bereits vorgegeben – und man muss sich mehr oder weniger daran halten.
Max Hopp: Im Sprechtheater kann man zudem viel näher bei sich selbst und der Figur bleiben, die man darstellt. Wenn Musik im Spiel ist, muss man zusätzlich auch noch auf den Dirigenten schauen – es gibt also eine weitere Konzentrationsebene, die man ins Spiel integrieren muss. Dass es eine solche zusätzliche Ebene gibt, die sich nicht auf das Spiel auswirken darf, finde ich allerdings besonders reizvoll am Musiktheater.
Dagmar Manzel: Und trotzdem brauche ich als Darstellerin auch im Musiktheater das Gefühl, dass ich ständig improvisieren kann, obwohl man absolute Tempovorgaben hat. Wenn es einem dann gelingt, trotz des musikalischen Korsetts Freiräume zu nutzen und zu improvisieren, gibt mir das persönlich den allergrössten Adrenalin-Kick.

Wo endet das Wort, wo beginnt die Musik?
Max Hopp:
Musik beginnt für mich in dem Moment, wo es Dinge gibt, die man mit Worten nicht mehr ausdrücken kann. Was mich als singender Schauspieler in einer Operette interessiert, ist zu versuchen, eine Szene textlich soweit auf die Spitze zu treiben, dass man den Punkt erreicht, an dem sich Musik entladen muss. Nicht, weil sie da einfach so steht und komponiert ist, sondern weil man in dem Augenblick mit Worten nicht mehr weiterkommt. Dann erreicht man eine Ebene, die mit der inneren Sprache der Gedanken zu tun hat und sich mithilfe von Musik veräussert.
Dagmar Manzel: Was ich an der Ebene der Musik besonders spannend finde, ist, dass man eine Figur mit Musik tatsächlich verändern kann. Im Schauspiel kommt Musik oft aus der Büchse und wird dafür benutzt, dramaturgische Löcher zu stopfen oder Atmosphäre zu schaffen. Aber dass du damit ganz grundsätzlich die Haltung einer Figur variieren und verschiedene Schichten der Persönlichkeit einer Figur aufdecken und sichtbar machen kannst – das kann in dieser Form nur das Musiktheater. Man hat mit Musik einfach so unendlich viel mehr Möglichkeiten, mit einem Text zu arbeiten. Einfach nur dadurch, wie man mit dem Gesang oder mit dem Text ansetzt und beide miteinander – oder sogar gegeneinander – in Verbindung setzt.

In Eine Frau, die weiss, was sie will! geht es um Theater im Theater und den Beruf des Schauspielers. Worin liegt die Magie dieses Berufs?
Max Hopp:
Für mich geht es beim Schauspielen letzten Endes um die Magie, sich über das Darstellen des Anderen selbst näherzukommen. Wir Schauspieler haben das unheimliche Privileg, auf der Bühne verschiedenste Identitäten ausleben zu dürfen. Ich darf all diese Figuren im Theater spielen – von Mönch bis Mörder – und muss dafür nicht in den Knast wandern und werde auch nicht in die Klapsmühle eingewiesen! Dabei zu spüren, wie andere Menschen vielleicht sein könnten, bringt mich mir in den verschiedenen Facetten, die ich selbst in mir trage, ja näher. Darüber entdecke ich mich. Und das ist das Grossartige an dem Beruf. Ausserdem darf man ewig Kind bleiben. Man darf spielen, die ganze Zeit – und man muss nicht im Büro sitzen und den ganzen Tag auf der Schreibmaschine herumtippen.
Dagmar Manzel: Das Theater erlaubt es einem, Träume und Sehnsüchte auszuleben, so dass sie eben keine Träume und Sehnsüchte mehr sind, sondern in dem Moment auf der Bühne Realität werden. Für mich bedeutet es Glückseligkeit und auch eine Form der Reinigung, diese Momente erleben zu können. Es ist dann auch in Ordnung, dass man die Rolle ablegt, wenn die Vorstellung vorbei ist, man nach Hause kommt und nicht mehr an den Abend denkt. Aber wenn ich ganz grundsätzlich das Theater nicht hätte, würde ich wahrscheinlich im richtigen Leben mit vielem nicht umgehen können. Für mich ist das Theater wirklich lebensnotwendig. Und je älter ich werde, desto mehr lerne ich, auf dem Theater loszulassen und eine Figur einfach so zu spielen, wie ich sie für mich machen muss. Ich merke, dass man mit der Zeit beginnt, immer mehr in sich zu ruhen. Ich weiss immer deutlicher, was ich will. Und das ist ein schönes Gefühl.


Das Interview stammt aus dem Programmheft der Komischen Oper und wurde geführt von Pavel B. Jiraček.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 67, März 2019.
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Fotogalerie

 

Szenenbilder «Eine Frau, die weiss, was sie will!» - Komische Oper Berlin

Biografien


Adam Benzwi, Musikalische Leitung

Adam Benzwi

Adam Benzwi stammt aus Kalifornien und lebt in Berlin. Er studierte an der Columbia University, New York und der Stanford University, Kalifornien. Seit 2013 ist er regelmässiger Gast an der Komischen Oper Berlin. Als Musikalischer Leiter und Arrangeur verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit Barrie Kosky u. a. bei den Produktionen Ball im Savoy, Eine Frau, die weiss, was sie will!, Märchen im Grand-Hotel sowie Die Perlen der Cleopatra. Am Flügel begleitet er Solisten wie Dagmar Manzel, Andrea Sawatzki, Daniela Ziegler, Gisela May, Helmut Baumann und Désirée Nick. Seit 2000 arbeitet er mit Angela Winkler zusammen, mit der er die CD «Ich liebe dich, kann ich nicht sagen» herausbrachte, gefolgt von Konzerten u. a. im Théâtre des Abbesses in Paris und im Berliner Ensemble. Er ist musikalischer Leiter der legendären Produktion von Cabaret in der Bar jeder Vernunft in Berlin sowie Marlene mit Judy Winter am Renaissance-Theater. My Fair Lady im Admiralspalast arrangierte er neu und leitete die Produktion von Peter Lund musikalisch. Auch in Film und Fernsehen ist Adam Benzwi regelmässig zu sehen. Zuletzt wirkte er in dem Kinofilm The Florence Foster Jenkins Story mit Joyce DiDonato mit. Schon seit Ende der 80er Jahre beteiligt er sich am Aufbau des Studiengangs Musical/Show in der Universität der Künste Berlin, dessen Musikalischer Leiter er mittlerweile ist. Zudem ist er Mitglied des Fachausschusses beim Bundeswettbewerb Gesang.



Barrie Kosky, Inszenierung

Barrie Kosky

Barrie Kosky war von 2012 bis 2022 Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin. Er inszeniert u.a. an Opernhäusern wie der Bayerischen Staatsoper, der Pariser Oper, dem Royal Opera House Covent Garden und an der Wiener Staatsoper, bei den Salzburger und den Bayreuther Festspielen, dem Glyndebourne Festival sowie an Schauspielhäusern wie dem Deutschen Theater Berlin und dem Schauspiel Frankfurt. 1996 war er Künstlerischer Leiter des Adelaide Festivals und von 2001 bis 2005 Co-Direktor des Schauspielhauses Wien. An der Komischen Oper Berlin inszenierte er Die Zauberflöte (zusammen mit «1927»), die inzwischen weltweit zu sehen ist und 2019 in mehreren Kategorien mit den australischen Helpmann Awards ausgezeichnet wurde, sowie u.a. Die Nase und Pelléas et Mélisande. Für Aus einem Totenhaus (Staatsoper Hannover) erhielt er 2009 den Theaterpreis «Der Faust», für Castor et Pollux (English National Opera) 2011 den Laurence Olivier Award. 2014 wurde er in der Kategorie «Regisseur des Jahres» mit dem International Opera Award ausgezeichnet und 2016 in der Kritikerumfrage der Opernwelt zum «Regisseur des Jahres» gewählt. Die Komische Oper Berlin wurde in derselben Zeitschrift für die Spielzeit 2012/13 zum «Opernhaus des Jahres» ernannt, 2015 folgte der International Opera Award in der Kategorie «Ensemble des Jahres». Seine Bayreuther Inszenierung Die Meistersinger von Nürnberg wurde 2017 in der Kritikerumfrage der Opernwelt zur «Aufführung des Jahres» gewählt. 2020 kürte ihn die Zeitschrift Die deutsche Bühne zum «besten Opernregisseur». Am Opernhaus Zürich inszenierte Barrie Kosky La fanciulla del West, Macbeth, Eugen Onegin, Die Gezeichneten und Boris Godunow.

Manon Lescaut09, 13, 16, 19, 23 Feb; 01, 06, 13, 16, 22 Mär 2025 Die lustige Witwe04, 08, 16, 21, 26 Mär 2025


Dagmar Manzel

Dagmar Manzel

Dagmar Manzel studierte Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Feste Engagements führten sie ans Staatsschauspiel Dresden und ans Deutsche Theater Berlin, wo sie mit Regisseuren wie Thomas Langhoff, Heiner Müller und Frank Castorf zusammenarbeitete. Sie gewann zahlreiche Preise, wie etwa den Goldenen Vorhang (Publikumspreis des Berliner Theaterclubs) für Eine Frau, die weiss, was sie will! und für Die Perlen der Cleopatra an der Komischen Oper Berlin sowie für Glückliche Tage am Deutschen Theater Berlin, den Adolf-Grimme-Preis, den Bayerischen Fernsehpreis, den Preis als Schauspielerin des Jahres 2002 der Fachzeitschrift «Theater heute», den Deutschen Fernsehpreis, den Deutschen Filmpreis, den Faust 2014 und den Deutschen Hörbuchpreis 2014. 2002 übernahm sie die Titelrolle in Thomas Schulte-Michels Inszenierung von Jacques Offenbachs Operette Die Grossherzogin von Gerolstein am Deutschen Theater Berlin, 2008 spielte sie die Hauptrolle in Schulte-Michels’ Inszenierung von Offenbachs Operette La Périchole am Berliner Ensemble. An der Komischen Oper war sie in Sweeney Todd (Mrs. Lovett), Im Weissen Rössel, Sieben Songs/Die sieben Todsünden, MENSCHENsKIND, Kiss me, Kate, Anatevka und Ball im Savoy zu erleben. Seit 2015 spielt sie im Franken-Tatort die Hauptkommissarin Paula Ringelhahn. Dagmar Manzel hat zudem zahlreiche Hörspiele eingesprochen. 2017 erschien ihr Buch Menschenskind. Eine Autobiographie in Gesprächen mit Knut Elstermann beim Aufbau Verlag.



Max Hopp

Max Hopp

Max Hopp studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Ein erstes Engagement führte ihn 1995 ans Theater Bremen. Darauf war er an den Schauspielhäusern in Hamburg und Zürich engagiert, an den Münchner Kammerspielen und den Salzburger Festspielen. Ab 2005 gehörte er zum Ensemble der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, wo er u. a. in Berlin Alexanderplatz (Regie: Frank Castorf), Prometheus (Regie: Dimiter Gotscheff) und Wozzeck (Regie: David Marton) zu erleben war. 2010 debütierte er an der Komischen Oper Berlin als Zahlkellner Leopold (Im weissen Rössl). Es folgten u. a. My Fair Lady (Higgins) in der Regie von Andreas Homoki sowie Anatevka (Tevje) in der Regie von Barrie Kosky. Ausserdem war er in Koskys Inszenierung von Orpheus in der Unterwelt in Salzburg, Berlin und Düsseldorf zu sehen. 2019 zeigte Max Hopp mit der damals unbekannten Operette von Offenbach Die Prinzessin von Trapezunt im TfN Hildesheim seine erste Regiearbeit. Anschliessend führte er bei Zanaida in Mainz und Così fan tutte in Luzern Regie. Regelmässig spielt er zudem in zahlreichen Fernsehserien, u. a. im Usedom Krimi als Staatsanwalt Dr. Brunner und in Tatort sowie in den Kinofilmen Das schweigende Klassenzimmer (Regie: Lars Kraume) oder Der goldene Handschuh (Regie: Fatih Akin). Max Hopp ist Mitgründer des «nootheater», einer Berliner Künstlergemeinschaft, die zahlreiche Theater- und Hörstücke sowie zwei Filme produziert und veröffentlicht hat. Der Film Morgenröte im Aufgang – Hommage à Jacob Böhme gewann 2016 den deutschen Filmgeist-Preis. Am Opernhaus Zürich debütierte er als Regisseur 2022/23 mit Barkouf.