Der Freischütz
Romantische Oper in drei Aufzügen von Carl Maria von Weber (1786-1826)
Libretto von Johann Friedrich Kind
In deutscher Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 2 Std. 50 Min. inkl. Pause nach dem 1. Teil nach ca. 1 Std. 35 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Vergangene Termine
September 2019
Oktober 2019
Gut zu wissen
Der Freischütz
Kurzgefasst
Der Freischütz
Aus der deutschen Romantik ist Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz nicht wegzudenken. Bis heute fasziniert das meisterhaft komponierte Werk in seiner Kombination aus Natur-Fantastik, Dämonie und Biedermeieridylle, hinter der sich freilich auch kleinbürgerliche Enge und latente Gewaltbereitschaft verbergen. Unsere Freischütz-Produktion, die vor drei Jahren Premiere hatte, wurde vom vielfach ausgezeichneten deutschen Schauspielregisseur Herbert Fritsch inszeniert – mit seiner unverwechselbaren Handschrift, die auf eine grellbunte und artistische, humorvolle und körperlich sehr direkte Theatersprache abzielt. Fritsch lässt seine Freischütz-Gesellschaft in den spektakulären, fantasievoll überzeichneten Kostümen von Victoria Behr um eine puppenstubenhafte Dorfkirche tanzen, kostet das Komödiantische im Stück lustvoll aus und schöpft alle Theaterkraft aus dem exaltierten Spiel von Chor und Sängersolisten mit einem ewig Unsinn treibenden Teufel Samiel immer mittendrin.
Hinter dem Theaterspass steht die sängerische Qualität in unserer Wiederaufnahme nicht zurück: Die amerikanische Sopranistin Jacquelyn Wagner, die von den Salzburger Osterfestspielen über Paris bis Dresden gerade zur ganz grossen Karriere durchstartet, gibt in der Partie der Agathe ihr Debüt am Opernhaus Zürich. Der zum Ensemble der Wiener Staatsoper gehörende Tenor Benjamin Bruns singt den Max. Mit Axel Kober, dem Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein, steht ein ausgewiesener Kenner des deutsch-romantischen Repertoires am Dirigentenpult.
Gespräch
Sechse treffen, sieben äffen!
In Webers «Freischütz» hat der Teufel seine Hand im Spiel, und der Regisseur darf sich von ihm nicht einschüchtern lassen. Ein Gespräch mit Herbert Fritsch vor der Premiere 2016 über die diabolische Herausforderung, den «Freischütz» zugleich als farbenfrohe Choroper, burleskes Volkstheater und furchterregendes Schauerdrama auf die Bühne zu bringen.
Herbert, wovon handelt der Freischütz?
Ein grosses Thema ist die Angst des Mannes vor der Frau. Die Angst, sich einer Frau gegenüber klein und ohnmächtig zu fühlen und dann nach Hilfe zu suchen, und diese Hilfe nicht zu bekommen und daran kaputt zu gehen. So ergeht es Max. Das ist ja ein sehr heutiges Thema: Was heisst Mann sein? Was heisst stark sein? Was bedeutet es, keinen Erfolg zu haben als Mann, plötzlich immer daneben zu treffen und zu versagen?
Der Misserfolg von Max bezieht sich aber im Freischütz nicht nur auf die Beziehung zu Agathe, sondern auch auf die Gesellschaft insgesamt, der er sich gegenübersieht. Die ist engstirnig und übt einen extremen Erwartungs- und Konformitätsdruck auf ihn aus.
Absolut. Max muss alles an einem bestimmten Tag richtig machen. Er muss treffen. Das ist übrigens auch der Druck, unter dem ich als Regisseur stehe. Der Freischütz ist so bekannt und schon so oft gemacht worden, und es ist schwer, diesem Stück gerecht zu werden. Plötzlich spürst du als Regisseur die gleiche Versagensangst wie Max. Eine stärkere Identifikation zwischen dem Regisseur und seiner Hauptfigur kann es gar nicht geben. Du bist umstellt von Erwartungen, die dich wie finstere Geister umgarnen. Und dann sollst du diesen unglaublichen Schuss machen. Wahnsinn.
Kannst du die Situation von Max noch etwas genauer beschreiben?
Er hat kein Vertrauen mehr, in nichts und niemanden. Man sagt ja, dass Vertrauen die Überwindung von Komplexität ist. Das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt, auch beim Regieführen. Wenn Vertrauen da ist, kannst du die Dinge geschehen lassen. Aber Max ist überall mit Komplexität konfrontiert. Stärkster Ausdruck davon ist Kaspar, der macht das alles noch schwieriger und undurchschaubarer, als es eh schon ist. Und Max fällt auf diese Komplexität rein anstatt zu sagen: Es ist, wie es ist. Ich schiesse jetzt halt mal und dann schauen wir weiter. Das schafft er nicht. Er hat auch das Vertrauen in sich selbst verloren. Er ist total allein. Furchtbar, diese Einsamkeit, der er ausgesetzt ist.
Du sagst, als Regisseur kennst du die Versagensängste von Max. Was ist deine Strategie dagegen?
Es gibt einen Heiligen, Josef von Copertino, er ist der Schutzpatron der Prüflinge. Er wird auch der heilige Einfaltspinsel genannt. Der ist ein grosses Vorbild für mich. Den haben im Kloster alle für den totalen Deppen gehalten, deshalb durfte er nicht zur Priesterprüfung. Er wollte es aber unbedingt. Mit Riesenschritten – Forrest Gump hat da seinen Ursprung – rennt er nach Bologna. Gerade noch rechtzeitig kommt er zur Prüfung. Die Kardinäle stellen ihm eine hochkomplexe theologische Frage. Josef von Copertino denkt lange nach und sagt dann einfach nur: «Amen!» Die Kardinäle sind völlig perplex, finden aber, dass das genau die richtige Antwort sei. Sie stellen die zweite Frage, wieder sagt Josef: «Amen». Die dritte Frage, wieder: «Amen». Er hat die Priesterprüfung bestanden. Das war der heilige Josef von Copertino.
Max wendet sich am Punkt grösstmöglicher Verzweiflung dem Dämonischen zu. Er geht in die Wolfsschlucht. Findest du, dass das Unheimliche immer noch eine wirksame Kraft ist, oder ist das nur schwarze Märchenromantik aus dem 19. Jahrhundert?
Nein, das ist Realität! Wir kennen doch alle Situationen, in denen wir das Unheimliche spüren. Du stehst auf einem hohen Felsen, guckst in die Tiefe und spürst plötzlich diesen Sog, der dich nach unten zieht und musst ganz schnell weggehen, damit du dem Zwang nicht erliegst, dich vornüber zu beugen. Manche Menschen sind von Kriminalität fasziniert. Ihnen geht es nicht darum, Leuten Geld abzuluchsen, sondern sie fühlen sich von dem Unheimlichen angezogen, der Verlockung, die dem Kriminellen innewohnt. Oder der Abgrund der Depression: Alles finster zu sehen, alles schwarz zu malen, kann einen unglaublichen Sog entwickeln, der einen immer weiter in die Tiefe zieht. Irgendwann fängst du an, die Schwärze auszukosten und dich in der Negation zu suhlen. Im Freischütz steckt das alles drin.
Und wie bringt man das Unheimliche auf die Bühne? Im Stück hat es ja seine Erscheinungsform in Gestalt von Samiel, dem Teufel. Zu Carl Maria von Webers Zeiten war das eine furchterregende Figur. Kann man ihn heute nur noch als Witzfigur auf die Bühne bringen?
Nein, überhaupt nicht. Es kommt ja auch immer darauf an, was Witz beinhaltet. Clowns können sehr böse sein. Der Arlecchino aus der Commedia dell’arte kann bestialisch lachen und hat in seiner Maske noch die Reste der Teufelshörner an der Stirn. Das vermeintlich Witzige kann sehr unheimlich sein. Aber der Witz hilft uns, in Distanz zu kommen zum Bösen. Ich finde, man darf den Zuschauern das Teuflische nicht distanzlos um die Ohren hauen wie in den humorlos aufgedonnerten Horrorfilmen.
Der Witz verleiht dem Teufel Souveränität.
Genau. Das beste Beispiel ist Mephisto. Fragst du einen Schauspieler, ob er lieber Faust oder Mephisto spielen will, wird er immer Mephisto wählen. Der sahnt nämlich ab beim Publikum. Ich selbst habe auf dem Theater immer gerne die abgefeimten, bösen Typen gespielt. Das stachelt die Schauspielerlust an. Ich kann es gar nicht genau erklären, worin die Faszination solcher Figuren liegt. Über Harlekine mit richtig bösem Humor haben die Leute geschrien vor Lachen, aber sie mussten auch damit rechnen, hingerichtet zu werden. Und die Teufelsdarsteller wurden nicht auf dem Friedhof begraben, sondern dahinter.
Der Freischütz ist ein aufwendiges Ausstattungsstück. Da gibt es Jäger, Gewehre, heruntergeschossene Adler, von der Wand fallende Ahnengemälde, Wolfsschluchtfelsen usw. Wie gehst du damit um?
Ich räume das alles ab. Nicht nur im Freischütz, sondern immer in meinem Theater. Ich finde, dass man sich frei machen sollte von diesem ganzen Ballast, gerade in der Oper. Für mich ist der Sänger oder der Schauspieler der Mittelpunkt des Theaters. Er muss mit Energie aufgeladen sein, er muss Funken schlagen und nicht die FeuerwaffenAbteilung. Für mich ist das die Grundsituation: Ein Darsteller singt oder erzählt eine Geschichte mit solcher Spannung und Konzentration, dass ich alles leibhaftig vor mir sehe. Dazu brauche ich keine Requisiten. Aus der Einfachheit des Theaters erwächst die Magie! Das ist ja gerade der Trick im Theater, dass die Zuschauer auf der Bühne Dinge sehen, die gar nicht passieren. Und davon handelt ja auch der Freischütz, insbesondere in der Wolfsschlucht.
Was heisst das konkret, wenn etwa im Freischütz geschossen wird und es keine Gewehre gibt?
Der ganze Chor schreit «Peng!».
So einfach, wie du sagst, ist dein Theater aber gar nicht. Was du auf die Bühne bringst, lebt auch von der Lust am Verschwenderischen: Du liebst die grosse Körpergeste, spektakuläre Artistik, übertriebene Aussprache, opulente Kostüme.
Immer wenn ich die Körper in einen Zustand des Überschwangs bringe, wenn Energie vergeudet wird, entsteht etwas Spannendes. Die Schauspieler sagen manchmal zu mir: Herbert, wenn wir die ganze Zeit mit dieser extrem hochgefahrenen Energie spielen, können wir am Ende nicht mehr. Ich sage aber: Wenn das Herz offen ist und man voll in den Wahnwitz geht, wird man am Ende noch viel mehr Energie haben als vorher. Da bauen sich grosse Glücksmomente auf, weil man spürt, wozu der Körper fähig ist, wie er strahlen kann. Ich bin total begeistert von den Solisten und dem Chor hier in Zürich, von der Kraft und der Lust und der Offenheit, mit der sich alle in die Arbeit schmeissen. Ich versuche immer die Trennung zwischen Musik und Schauspieldramatik aufzuheben. Von meinen Schauspielern erwarte ich, dass sie singen, wenn sie sprechen, und tanzen, wenn sie sich bewegen, und bei den Sängern umgekehrt. Wir haben hier viele Sänger im Ensemble, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, was im deutschen Singspiel oft als Problem empfunden wird. Ich finde es aber gerade interessant, eine Norwegerin, einen Engländer, eine Französin, einen Bulgaren und einen Russen deutsche Dialoge sprechen zu lassen. Ich bin voller Respekt, mit wieviel Leidenschaft sie sich den Texten widmen, und geniesse es, dass sie mit starkem Akzent sprechen. Sie bringen dadurch unglaublich viel an Persönlichkeit ein. Natürlich nehme ich sie streng in die Pflicht, was Aussprache, Betonung usw. angeht, aber da entsteht eine grosse Energie. Ist das nicht auch eine Form der viel beschworenen Integration, um mal einen Modebegriff der Gegenwart ins Feld zu führen? Im Schauspiel wird ständig über migrantisches Theater diskutiert, in der Oper ist das selbstverständlich.
Du propagierst ein direktes, umstandsloses Theater, das die Dinge gerne Karl-Valentinhaft beim Wort nimmt. Das aber wird als sehr künstlich wahrgenommen. Wie ist das zu erklären?
Ich hatte mal ein Schlüsselerlebnis, als ich die Traviata-Aufnahme aus der Scala mit der Callas und Di Stefano gehört habe. Da war ich an einer hochdramatischen Stelle regelrecht geschockt vor Ergriffenheit, als ob ich einen Verkehrsunfall erlebt hätte. Als ich die Aufnahme dann noch einmal mit Distanz gehört habe, ist mir klar geworden: Die Emotionen sind total gespielt, hergestellt, künstlich. Von da an wusste ich, dass das ganze methodacting, der vermeintliche Realismus, der aus tiefer emotionaler Einfühlung erwachsen soll, völlig ballaballa ist. Durch rein mechanische Vorgänge, die man ganz präzise und am besten übertrieben ausführt, entsteht wesentlich mehr. Ist es Realismus, wenn sich ein Schauspieler auf der Bühne eine Zigarette anzündet, ein Bier trinkt und dabei einen Monolog spricht, oder ist es realistischer, wenn einer den Text ganz bewusst in einer falschen, künstlichen Tonlage spricht? Es gibt ja diese typischen Situationen an den Schauspielschulen: Der Schüler macht etwas Ungelenkes, und der Lehrer sagt: Das glaube ich dir jetzt nicht. Furchtbar. Anstatt dass man aus der interessanten Verrenkung etwas entwickelt! Das Theater ist künstlich. Ich kann die Worte «ehrlich» und «bescheiden» im Zusammenhang mit dem Theater nicht hören! Wir sind doch auf der Bühne und nicht im Kloster! Und wir sind nicht ehrlich. Die Leute dürfen ruhig wissen, dass sie im Theater reingelegt werden. Theater ist Betrug! Wie Nietzsche in Jenseits von Gut und Böse sagt: Warum soll es immer um die Wahrheit gehen, warum nicht um die Unwahrheit? Die Leute sind von der Unwahrheit fasziniert, nicht von der Wahrheit. Theater lebt von der Verarschung. Wenn ich hinter die Bühne gehe, sehe ich ein Kulissenteil, auf dem «Wolfsschlucht» steht.
Manche Leute glauben, du würdest dich lustig machen über die Stücke. Das ist aber gar nicht so. Nimmst du dieses Missverständnis in Kauf?
Das muss ich. Ich kann den Zuschauern ja nicht vorschreiben, wie sie meine Stücke wahrzunehmen haben. Natürlich kenne ich das: Es gibt Leute, die unterstellen mir, ich würde puren «Klamauk» machen, und meine Bühnen sind nicht farbig, sondern «quietschbunt». Warum werden die Werke der modernen bildenden Kunst nie als quietschbunt beschrieben? Weil im Kontext von Theater immer noch Kategorien wie Wahrhaftigkeit und Bescheidenheit ins Feld geführt werden. Dann wird es natürlich schwierig, wenn man etwas Knalliges macht und Sachen überbetont. Das ist dann gleich eine Karikatur, und es wird gar nicht wahrgenommen, dass es zunächst Gestaltung ist, bewusste, klar gesetzte Gestaltung. Es ist der Versuch, das Gewöhnliche hinter sich zu lassen und in eine andere Welt vorzudringen.
In deiner King Arthur-Inszenierung hier am Opernhaus gab es in der Premiere einen Zwischenruf. Einer hat vom Rang gebrüllt: «Geht’s auch mit Niveau?» Was hat sich deiner Meinung nach da Luft verschafft?
Jeder hat einen anderen Begriff von Niveau, und der Zwischenrufer fand, dass sein Begriff missachtet wurde. Ich kann das nachvollziehen. Über der Oper liegt viel mehr noch als über dem Schauspiel eine Aura des Andächtigen mit diesen vielen eingespielten Ritualen. Die Kunst wird mit heiligem Ernst zelebriert, und – seien wir ehrlich – dieser Ernst überspielt manchmal auch eine gewisse Routine. Wenn man das mit Fratzenschneiden unterläuft, wird es als niveaulos empfunden. Die Konventionen zu stören, hat aber auch eine Qualität, man könnte auch sagen: Niveau. Aber halt ein anderes. Störung ist in unserer Welt nicht erwünscht. In unserer allgemeinen Coolness wird es als übertrieben und niveaulos empfunden, wenn einer zu zappeln anfängt. Bloss nicht ausrasten im Supermarkt, weil wieder mal nur eine Kasse besetzt ist! Immer blank face. Warum?
Womit wir wieder beim Freischütz wären: Auch Max soll immer schön in der Spur laufen und sich in die Realität der wohlgeordneten Försterwelt fügen.
Und genau das macht ihn kaputt. Im Freischütz ist die Frage nach der Realität ein ganz wichtiges Thema. Das Auge, das für den Jäger so wichtige Sinnesorgan, wird ständig getäuscht. Was ist Realität für Max? Für Agathe? Für Kaspar? Für uns? Und wer bestimmt eigentlich die Realität da draussen in der Welt? Wenn ich aus dem Fenster gucke, sehe ich Sachen, die ich nicht möchte. Also ist das nicht meine Realität. Ich will aber meine Realität!
Als Künstler hast du das Privileg, dir auf der Bühne deine eigene Realität zu schaffen.
Ich finde, jeder sollte sich seine eigene Realität schaffen.
Das Gespräch führte Claus Spahn.
Foto von Sabrina Zwach.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 41, September 2016.
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Essay
Das Grauen und das Lachen
In der Wolfsschlucht des «Freischütz» herrscht das Grauen. Aber wo das Grauen herrscht, ist auch das Lachen nicht weit. Denn Grauenhaftes kann lachhaft sein und Lachen grauenerregend. Sie sind Gegensätze und gehören doch zusammen: Eine kleine Dämonologie des Grauens und des Lachens und wie sie vielleicht zusammenhängen.
Vor langer, langer Zeit lebte in den Menschen ein Dämon. Er war fest eingeschlossen und hielt sich ruhig, bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem die Menschen glaubten, vom Baum der Erkenntnis essen zu müssen. Keine gute Idee. Ein schlecht gelaunter Kerl mit einem Flammenschwert trieb sie hinaus, damit sie Fleiss und Industrie entfalteten, Kapital und Arbeit, und jede Menge Ärger mit der Rollenverteilung. Aber das war noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass sich der eingeschlossene Dämon befreite. Wie konnte er das? Indem er sich teilte. Was einst ein umfassendes und mehr oder weniger schlummerndes Wesen war, das wurde nun zwei. Der eine Dämon nannte sich: Das Lachen. Der andere: Das Grauen. Das Lachen und Das Grauen wussten natürlich, dass sie ursprünglich ein einziges, richtig geiles Dämonendings gewesen waren, und dass sie das nie wieder werden würden. Das machte sie ganz wild. Unglücklich. Deprimiert. Zornig. Und böse. Vor allem böse.
Das Lachen und das Grauen wussten nicht, ob es besser wäre, sich irgendwann wieder zu vereinen, oder wenn einer den anderen verjagen würde. Wenn das Lachen die Menschen schüttelt, soll das Grauen verjagt sein. Und wenn das Grauen sie packt, soll für das Lachen kein Platz sein. Geklappt hat natürlich weder das eine noch das andere. Die Nachkommen von Adam und Eva nannten dies «das unglückliche Bewusstsein». Es wurden viele kluge Bücher darüber geschrieben, aber die Fragen waren nicht zu beantworten: Sollen wir über die Welt lachen oder uns vor ihr grauen? Soll ich über mich selbst lachen oder soll es mir vor mir selber grauen? Soll es mir vor mir selbst grauen, damit ich über die Welt lachen kann? Oder soll es mir vor der Welt grauen, damit ich über mich selbst lachen kann? Schon die Grammatik wird zum Problem. Und weil die Grammatik von Grauen und Lachen nie einen vernünftigen Aussagesatz zu bilden imstande war, suchte man sich parallele Dinge, Wesen und Welten, auf die man die verdammten zwei Dämonen loslassen konnte: Götter, Karneval, Opern… Seitdem ist immer was los, wenn es um das Lachen und um das Grauen geht. Nur mit der Erlösung will und will es nicht klappen.
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Es gibt jede Menge Modelle, das vielleicht verbreitetste (und leider auch trivialste) lautet: Das Grauen ist das Problem, und das Lachen ist die Antwort. Es gibt ein Ich, das dem Grauen das Lachen gegenüber stellt. Dann haben wir entweder einen lachenden Helden, oder einen Helden, der einen Lachen-Macher bei sich hat. Das Böse will den Helden Angst machen. Da Helden vor beinahe nichts Angst haben, muss es schon das Grauen sein. Das Grauen hat drei Ursachen: Das, wovor man Angst hat, ist nicht von dieser Welt (Himmel und Hölle brechen herein). Das, wovor man Angst hat, übersteigt das menschliche Mass (Können dies wirklich Menschen anderen Menschen antun?). Das, wovor man Angst hat, ist selbstwidersprüchlich (Wurde jener zum Schlächter, gerade weil er den Menschen Gutes bringen wollte? Ist jener Mensch, den ich am meisten begehrte, der, den ich am meisten fürchten muss?).
Dummerweise aber steckt in der Verkörperung des Grauens (die immer eine Abmilderung ist, denn das eigentliche, das richtige Grauen hat kein Bild und keinen Namen) immer auch wieder das Lachen. Entweder lacht das Monster – es tendiert dazu, schrill, laut und unaufhörlich zu lachen –, oder es ist selbst zum Lachen. Der Killerclown ist eine aktuell beliebte Figur des lachenden Grauens.
Natürlich verhält es sich auch andersherum. Was treibt einen lachenden Helden denn in der Welt herum? Warum bestellt er nicht seine Felder und liest am Abend die Zeitung? Warum sucht er die Gefahr, die ihn zum Lachen bringt? Genau. Weil ihn das Grauen treibt. Weil ein Held das Grauen lieber vor sich hat als in sich. Klar, dass wir von hier aus ein dialektisches Modell entwickeln: Grauen und Lachen überwinden einander, indem sie sich aufheben. Sie bezwingen einander nur, indem sie sich perpetuieren. Man mag zudem nach einem Umschlagpunkt suchen: Wer einfach nicht mehr aufhören kann zu lachen, erregt Grauen. Wer so viel Grauen akkumuliert, dass ihn nicht einmal die Götter beruhigen können, muss lachen.
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Grauen und Lachen entstehen aus dem Mythos und sind subjektive Empfindungen. Das eine hat mit dem anderen zu tun. Ich könnte mein Grauen nicht benennen, wenn es dafür nicht Vorbilder gäbe. Ist dies nicht ein grauenvoller Zusammenhang? Mir graut, weil anderen schon vor mir gegraut hat. Lachen und Grauen sind nicht nur in Mythos und Subjekt verborgen, sondern es sind auch Kulturtechniken. Es gibt ein Lachen, das verbindet, und eines, das trennt. Ein Friedenslachen und ein Kriegslachen. Es gibt ein Grauen, mit dem man allein nicht zurechtkommt, und ein anderes, das wohlige Schauer macht. Zeit, das Lagerfeuer zu entzünden. Und grausige Geschichten zu erzählen.
Lachen und Grauen sind da, schon länger als es Menschen gibt, wie wir sie kennen; Lachen und Grauen sind in jedem Menschen; Lachen und Grauen müssen aber auch gelernt werden. Wer darf wann und unter welchen Umständen über etwas lachen? Und wer darf sich wann und unter welchen Umständen vor etwas grauen? Lachen und Grauen müssen kontrolliert werden. «Erwachsen» und «frei» ist, wer Lachen und Grauen kontrollieren kann. Weil niemand je wirklich erwachsen und frei wird, müssen wir («die Gesellschaft», «der Staat») ein wenig nachhelfen. Eine Gemeinschaft besteht aus Menschen, die miteinander lachen und sich miteinander grauen. Eine Gesellschaft muss mehrere Lachkulturen und mehrere Kulturen des Grauens in sich vereinen. Leicht ist das nicht.
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Lachen und Grauen haben die selben Ursachen, meistens. Etwas ist nicht, was es scheint. Etwas ist undeutlich und uneins, nicht gestern und nicht heute, nicht da und nicht fort, nicht gesagt und nicht beschwiegen, nicht Bild und nicht Zeichen. Etwas, das ganz sein sollte, ist nur in Teilen da (Splatter) und etwas, das in Teilen funktionieren sollte, tut es als Ganzes nicht (Slapstick). Lachen und Grauen erheben sich, wo die Sinnsysteme Lücken aufweisen. Sie treten auf, wo Menschen mit grössten Mühen Sinn herzustellen versuchen. Alle Menschen, deren Beruf es ist, Sinn herzustellen, gibt es in einer lächerlichen und in einer grauenhaften Variante.
Das Böse versucht, das Zerbrochene von Lachen und Grauen auf seine Weise wieder herzustellen. Es bastelt, wo Götter schöpfen. Aber meistens ist es nicht so einfach. Das Grauen im Herz der Finsternis ist so jedenfalls nicht zu erklären. Na klar! Das Verdrängte! Lassen Sie mich doch in Ruhe mit dem Verdrängten. Da lache ich doch. Da graust es mir. Der kluge Mann mit der Couch aus Wien hat freilich auch nur einen neuen Begriff für den Ort gefunden, an dem sich Grauen und Lachen im Geheimen verabreden, um zu sehen, ob sie es nicht doch noch einmal miteinander versuchen.
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Es ist vernünftig, das Grauen und das Lachen ernst zu nehmen. Das fällt uns zunehmend schwer. Es ist einfach zuviel von dieser «Ironie» unterwegs. Es gibt Leute, die glauben, dass man das Lachen und das Grauen in Ironie auflösen könnte. Als könnte man über das lachen, worüber man lachen soll. Lachzwang für die niederen Stände! Ironie für die kulturell Bessergestellten! Nein, sagen die beiden Dämonen (sie sind sich eben dann doch in vielem einig), so wird das nichts! Wir lassen uns von euch keinen dritten Dämon aufschwatzen, dieses Dämönchen namens Ironie verspeisen wir bei der kleinsten Krise, ihr postmodernen Heuchler. Weil es nämlich keineswegs so ist, dass das, worüber man lacht, etwas ist, das man nicht ernst nimmt. Mit solchen Rationalisierungen kommt man den Dämonen nun wirklich nicht bei. Das Grauen liegt jenseits der Angst, und das Lachen liegt jenseits der Lust.
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Das Lachen will hinaus. Es explodiert und steckt an. Es ist, sagt man, einem Orgasmus verwandt. Gott, wie peinlich! Das Lachen verrät einen ja immer, hören Sie sich doch dieses hysterische Gekicher der Weiber an, oder das dumpfe männerbündische Höhöhö. Da lache ich doch lieber gleich gar nicht, wenn Lachen einen so entblösst.
Das Grauen will hinein. Es implodiert und macht einen stumm. Es ist, sagt man, einem Tod verwandt. Hölle, wie schrecklich! Das Grauen verrät einen ja immer, sehen Sie dieses Kreischen vor der Maus, diese Angst vor der Mutter. Das Grauen zersetzt den Körper.
Im Lachen spielt das Es, im Grauen das Über-Ich verrückt. Vielleicht ist es auch umgekehrt. Jedenfalls wird Lachen leicht Musik, und Grauen wird leicht Text. Während sich also im Vordergrund auf der Bühne Lust und Angst begegnen, balgen sich im Hintergrund Lachen und Grauen. (Auch das kann man natürlich einmal herumzudrehen versuchen.) Kein Wunder, dass die Katastrophe auf der Bühne als Erlösung gesehen wird. Erst einmal. Das Happy End von Lachen und Grauen ist meistens fad. Oder es ist eigentlich gar keines. Denn dies ist der Stand des unglücklichen Bewusstseins: Dass der Mensch dringend sein Lachen und sein Grauen zusammenbringen muss. Und dass dabei fast nie etwas Gescheites herauskommt. Es sei denn, dieses Bewusstsein wäre seines eigenen Unglücks, nun ja, bewusst. So entsteht die Poesie des Lachens. So entsteht die Poesie des Grauens. So entsteht die Poesie der unversöhnbaren Einheit von Lachen und Grauen.
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Die Verteilung von Lachen und Grauen ist auch eine Frage der Macht. Das Lachen den Mächtigen, das Grauen den Ohnmächtigen, so hätten sie es gern. Das Lachen wie das Grauen sind auch als Waffen zu gebrauchen. Leute, die gelernt haben, die beiden Dämonen als Kulturtechniken zu domestizieren, konnten auch lernen, dass sich in Lachen und Grauen Machtverhältnisse abbilden lassen. Das geht auf sehr einfache Weise, im Lachen über des Kaisers neue Kleider, oder im Grauen vor dem Vampir, der eigentlich die rachsüchtige Wiederkehr des entmachteten Fürsten ist. Aber es wird immer komplizierter, je feiner man die Waffen justiert. Wenn man sie beide in Bezug miteinander einsetzt, bekommt der gespaltene Dämon einen neuen Namen. Er heisst jetzt: Kritik.
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Aber vergesst die Gefühle nicht. Und vergesst die Körper nicht! Ist es nicht so, dass man sich beides mal, im Lachen wie im Grauen, «angefasst» fühlt? Etwas Körperloses greift nach dem Körper: es streicht über die Oberfläche, es piekst, es kitzelt, es reisst. Der Körper kann nicht einer bleiben unter dem Anfassen dieser Dämonen. Er macht die Spaltung der Dämonen nach. Was lacht und was graut, will sich lösen. So muss aus dem Lachen wie aus dem Grauen jeweils ein Genre werden. Im Genre sind diese drei Dinge, der Mythos, die Wahrnehmung, der Körper, aufgehoben; auf eine Poetik von Lachen und Grauen folgt eine Semantik. Wir können das Lachen nicht und nicht das Grauen vollständig kontrollieren und «kultivieren». Aber mit den Zeichen des Lachens und mit den Zeichen des Grauens ist das etwas anderes. Ja, so müsste es gehen: Das Lachen und das Grauen werden an die semantische Leine des Genres genommen. Da weiss man, was man darf, was man soll, was einen erwartet. Und dass man immer wieder zurück kann.
Denn Lachen und Grauen sind immer auch epidemisch. Sie wollen sich in der Zeit ausdehnen. Man kann einfach nicht aufhören zu lachen und sich zu grausen. Es ist mächtiger als ich. Es überkommt mich. Es ergreift Besitz von mir.
Es ist die Frage, ob die Androiden, Roboter, Postmenschen nicht lachen und nicht sich grausen dürfen, oder ob sie beides lernen müssen, um wirklich die Geschichte der Menschen fortsetzen zu können. Algorithmen lachen nicht. Drohnen graust vor nichts. Daran müssen wir noch arbeiten. Am Tag, als der paranoide Androide zum ersten Mal schallend lachte, begann es ihn vor seiner Zukunft dermassen zu gruseln, dass er den Selbstzerstörungsmechanismus aktivierte. Tricky, nicht wahr? Es bedeutet: Das Grauen und das Lachen gehören zum Menschen; sie machen ihn erst dazu. Wir sind in unserer Geschichte durch Lachen und Grauen verbunden. In Bruch und Kontinuität.
Text von Georg Seesslen.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 41, September 2016.
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Meine Rolle
Die erste deutschsprachige Partie, die ich studiert habe, war Pamina in Mozarts Zauberflöte. Allerdings hatte ich in den USA, wo ich herkomme und Gesang studiert habe, leider keinen Deutschunterricht. Bei meinen Anfängen im deutschen Opernfach habe ich also nur die korrekte Aussprache gelernt. Das hat sich glücklicherweise geändert, als ich Ensemblemitglied an der Deutschen Oper Berlin geworden bin: Dank einer älteren Dame, bei der ich am Anfang wohnte, und sehr geduldigen Freunden, habe ich angefangen, auch im Alltag Deutsch zu sprechen. Beim Einstudieren von grossen Strauss- oder Wagner-Partien kommt mir diese Erfahrung heute sehr zugute.
Das Beherrschen von verschiedenen Sprachen ist für uns Sängerinnen und Sänger immer wieder eine Herausforderung und wirkt sich natürlich auf die Qualität der Aufführungen aus. Meine erste Agathe habe ich diesbezüglich in einer etwas seltsamen Konstellation gesungen: Es war eine Freischütz-Inszenierung in der südfranzösischen Stadt Toulon. Richtig gut Deutsch gesprochen hat im Team eigentlich niemand, und das war – obwohl wir eine schöne Zeit hatten – für diese Oper nicht immer ganz leicht…
In der Zwischenzeit habe ich wichtige Erfahrungen im deutschsprachigen Fach gemacht, darunter auch in der Schweiz, wo ich in St. Gallen Beethovens Leonore zum ersten Mal gesungen habe, oder in Salzburg, wo nach der Eva in den Meistersingern nun die erste Elsa im Lohengrin ansteht. Natürlich ist es mir wichtig, auch italienische Partien zu pflegen, von Mozart etwa oder Händel, aber Rollen wie beispielsweise Arabella oder die Marschallin von Strauss liegen mir schon ganz besonders am Herzen. Oder Euryanthe, eine andere und viel weniger bekannte Partie von Weber… Ich habe sie gerade erst am Theater an der Wien für mich entdeckt – wunderbar!
Ich glaube, an den beiden Partien von Weber gefällt mir ganz besonders, dass sie trotz aller Schwierigkeiten und dramatischer Momente auch immer sehr lyrisch bleiben. Das liegt mir. Und dann ist da natürlich der charakterliche Aspekt der Reinheit, der Hoffnung und Willensstärke, der für so viele deutsche Sopranpartien bestimmend ist – auch für Agathe: Sie wartet beharrlich und geduldig auf die Hochzeit mit dem Jäger Max, von der sie sich viel verspricht. Max, der sich vor der Hochzeit durch einen Probeschuss beweisen muss, ist aber nervös und verunsichert. Er ist Agathe also keine Stütze. Sie findet ihre ganze Kraft und Zuversicht daher in ihrem tiefen Glauben, der in der berühmten Arie «Leise, leise, fromme Weise» besonders deutlich zum Ausdruck kommt.
Agathes Gläubigkeit hat aber auch eine andere Seite: sie ist nämlich auch schrecklich abergläubisch. In jedem ungewöhnlichen Ereignis, sei es auch noch so klein, sieht sie immer gleich ein böses Omen. Und dieser Hang zum Pessimismus ist so stark, dass ihre schlimmen Träume und Ahnungen schliesslich wirklich wahr werden: Am Ende geht Max’ Schuss daneben, und alles was bleibt, ist die Hoffnung auf eine vertagte Hochzeit. Aus diesem Grund gefallen mir die Szenen mit Agathes Vertrauter Ännchen besonders gut: Ännchen ist das pure Gegenteil von Agathe und versucht stets, sie mit ihrer optimistischen und humorvollen Art zu ermuntern.
Abergläubischen Ängsten und schlechten Träumen bin ich selbst natürlich auch schon begegnet. Jede Künstlerin, jeder Künstler kennt das ... Aber am Ende ist die Hoffnung meist doch die stärkere Kraft!
Jacquelyn Wagner stammt aus den USA, studierte in New York und Michigan und begann ihre Karriere als Ensemblemitglied an der Deutschen Oper Berlin. Zu den Höhepunkten der jüngeren Vergangenheit zählen Leonore («Fidelio») an der Mailänder Scala und der Semperoper Dresden, Euryanthe am Theater an der Wien, Eva («Meistersinger») bei den Salzburger Osterfestspielen, Marschallin («Rosenkavalier») sowie Desdemona («Otello») in Düsseldorf und Donna Anna («Don Giovanni») an der Opéra de Paris. Am Opernhaus Zürich gibt sie als Agathe ihr Debüt.
Foto von Simon Pauly.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 71, September 2019.
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Wie machen Sie das, Herr Bogatu?
Ganz schön schief
Ein Blick hinter die Kulissen und in die Welt der Bühnentechnik von «Der Freischütz». Der technische Direktor am Opernhaus Zürich, Sebastian Bogatu, gibt Auskunft über ein vielfältiges Bühnenbild, komplizierte Dreiecksflächen und über KollegInnen, die fast wahnsinnig geworden wären.
So einfach. So kompliziert. So leicht. So schwer. So spektakulär. So stellt sich das auf der Drehscheibe stehende Freischütz-Bühnenbild von Herbert Fritsch aus technischer Sicht dar.
So einfach, weil es nur aus drei Elementen besteht: Ein gelbes Haus mit einem roten Dach, ein gelber Turm mit einer roten Turmspitze und ein grüner Boden.
So kompliziert, weil der Turm und das Haus aus grossen dreieckigen Flächen bestehen, die in allen möglichen Winkeln nahtlos aneinanderstossen und deren Teilungen man natürlich möglichst nicht sehen sollte. Die Komplexität einer solchen Konstruktion aus Stahl und Holz ist so hoch, dass unsere erfahrene technische Produktionsleiterin Marina Nordsiek beim Konstruieren am Bildschirm fast wahnsinnig geworden wäre: Kein Winkel gleicht dem anderen, keine Fläche liegt parallel zu einer anderen. Das bedeutet auch für die Herstellung in unseren Werkstätten, dass jedes einzelne Stahlprofil und jede Latte unterschiedliche Längen und Winkel haben und von Hand millimetergenau eingepasst werden mussten. Jede kleine Abweichung bei der Konstruktion hätte dazu geführt, dass keine Fläche mehr an die andere gepasst hätte und grosse Spalten entstanden wären. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass hunderte dieser Profile in der Konstruktion verbaut wurden, wird einem die Leistung von Marina und den Werkstätten bewusst. Die Komplexität wurde dadurch noch verstärkt, dass Herbert gerne Darsteller auf das Hausdach und den Turm stellen möchte und deshalb alles sehr stabil sein muss.
So leicht, weil Haus, Turm und Dach wie Marionetten an Seilen hängen und fliegen können sollen, und so schwer, weil sie bei aller optischen Leichtigkeit doch aus einer grossen Menge an Stahl und Holz bestehen.
So spektakulär, weil alles extrem glänzen soll: So hochglänzend, dass wir das in einer auf Hochglanz spezialisierten Werkstatt lackieren lassen mussten. Das Ergebnis sind in satten Farben spiegelnde Wand- und Bodenflächen.
Spektakulär aber auch, weil sich Herbert (während ich diesen Text schreibe) auf den Probebühnen auf den fliegenden Elementen Handlungen ausdenkt, die mir wohl noch die eine oder andere schlaflose Nacht bereiten werden...
Text von Sebastian Bogatu.
Illustration von Anita Allemann.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 41, September 2016.
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Auf dem Pult
Dieses traurige kleine Motiv im Fagott erklingt ganz zum Schluss von Webers Oper. Es ist der Moment der Wahrheit. Um beim Probeschuss um die Hand Agathes nicht zu versagen, ging Max, der Titelheld, einen unheilvollen Pakt mit dem Teufel ein und liess sich in der Wolfsschlucht Freikugeln giessen. Als Agathe beim Schuss niedersinkt («Schiess nicht! Ich bin die Taube»), sich dann aber zum Glück wieder erholt, verlangt Fürst Ottokar bei Max nach einer Erklärung. Dieses Fagott-Motiv nun leitet Max’ Geständnis ein, dass er mit Samiel, dem Teufel, paktierte. Dreimal erklingt das Motiv. Zunächst zu den Worten «Herr, unwert bin ich Eurer Gnaden», dann zu «Ich kann nicht wagen, mich zu beklagen» und schliesslich bei «Zu schwach war ich». Ottokar will Max gänzlich aus der Dorfgemeinschaft ausstossen, doch dann erscheint der Eremit. Überzeugt vom Unsinn des Brauches des Probeschusses bittet er für Max um Vergebung und erreicht, dass Max ein Probejahr erhält. Ich persönlich verbinde mit dieser Stelle ebenfalls einen Moment der Wahrheit: Der Freischütz war die erste wichtige Oper in meinem eigenen Probejahr und bewirkte wohl, dass ich schliesslich ins Orchester aufgenommen wurde. An dieser Stelle begriff ich, dass man dieses Solo mit grossem Ton und viel Zeit spielen sollte. Weber schreibt dolce darunter. Das bedeutete in der damaligen Zeit vor allem espressivo und ist daher mit besonderem Ausdruck zu spielen. Es war natürlich besonders schön, dass damals Nikolaus Harnoncourt am Pult stand, der mir dafür auch den nötigen Raum gab.
—Urs Dengler
Die geniale Stelle
Agathe kann nicht schlafen. Max ist nicht gekommen. Hat er etwa beim Sternschiessen wieder danebengeschossen, wie es in letzter Zeit so oft geschehen ist? Wenn er auch morgen beim Probeschuss versagt, kann er – so will es das Herkommen – nicht Nachfolger des Oberförsters werden, und sie können nicht heiraten.
Das Rezitativ, mit dem Agathes grosse Szene beginnt, schildert ihre existenzielle Not auf ebenso bewegende wie subtile Weise: Es beginnt mit einem zarten Motiv der Klarinette, das man für den Ausdruck inneren Friedens halten könnte, wenn es nicht nach kurzem Aufschwung so kraftlos absinken würde. Dieses Absinken wiederholt sich am Ende von Agathes erster Gesangsphrase und fällt hier noch stärker auf. Denn sie stellt eine Frage, am Ende der Phrase müsste die Singstimme also ansteigen. Dieser Bruch mit der Konvention, unterstreicht die Tendenz zu abwärtsgerichteten musikalischen Gesten. Noch einmal ertönt das einleitende Motiv, wendet sich aber nun überraschend nach Moll: Agathe singt – wieder auf eine absteigende Linie – vom Kummer, der untrennbar mit der Liebe verbunden ist. Wie ein Echo erklingt diese Linie sehr leise in den Bässen, aber bevor die Musik endgültig zu versiegen scheint, tritt mit einer überraschenden harmonischen Wendung ein Fis-Dur-Septakkord ein: Agathe denkt an Max, der durch den Wald zu ihr kommen muss. Ob der Mond scheint, damit er den Weg auch findet? Auch bei dieser Frage sinkt die Stimme am Ende wieder regelwidrig ab, das Orchester ist fast verstummt, nur noch die Violinen stützen den letzten Ton mit der Terz hd, die in diesem harmonischen Umfeld zwangsläufig als h-Moll gehört wird, die Tonart auswegloser Trauer. Agathe ahnt Schlimmes, aber sie lässt sich nicht gehen, sie will wissen, wie es da draussen aussieht.
Was nun folgt, ist eine jener Stellen, welche das Besondere der Oper, ihre spezifischen Möglichkeiten, die keiner anderen Gattung des Theaters zu Gebote stehen, gross und bewegend hervortreten lassen: Die Musik vermag, die eigentlich banale Bühnenaktion – Agathe öffnet das Fenster, um nach dem Wetter zu sehen – zu einem Wunder zu verklären und zu einem zentralen Vorgang des ganzen Dramas zu machen.
Den Anfang machen die Bässe, indem sie die Terz der Violinen um den Grundton G ergänzen und damit das vermeintliche h-Moll nach G-Dur umdeuten. Nach und nach hinzutretende Bläser hellen den Klang auf, ein kurzer chromatischer Aufstieg der Oberstimmen führt über mehrere harmonische Schritte zum dynamischen Höhepunkt in H-Dur, mit einem enthusiastischen Aufschwung setzt die Singstimme ein, eine lange absteigende Koloratur folgt: Agathe, hingerissen von der im Mondlicht daliegenden Landschaft, sinkt in die Knie. Die Unruhe ist vergangen, die harmonische Instabilität überwunden, eine zärtliche Geste des Orchesters leitet in die Grundtonart der Szene zurück, ein Gefühl von Geborgenheit stellt sich ein, und nun ist der Weg frei für Agathes von naivem Gottvertrauen erfülltes Gebet, dessen schlichte Melodie sich über den sanft wogenden Streichern «zum Sternenenkreise aufschwingt».
Was dieser Passage grosse Tiefe verleiht, ist das Paradoxon, das die Musik hier ausbreitet: Das Gefühl der Geborgenheit wird nicht im geschützten Innern des Hauses, sondern im Schritt nach draussen erlangt. Nicht wo der Mensch mit sich allein ist, sondern im unmittelbaren Kontakt mit dem Kosmos – der fromme Katholik hätte von der göttlichen Ordnung der Welt gesprochen – findet der Mensch zu sich und gewinnt die Zuversicht, die ihn die Nöte und Ängste des Lebens tragen und überwinden lässt.
Text von Werner Hintze.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 71, September 2019.
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Der Freischütz
Synopsis
Der Freischütz
ERSTER AUFZUG
Der Jäger Max wird von anhaltendem Schusspech verfolgt. Obwohl er zu den besten Schützen des Dorfes gehört, trifft er nichts mehr. Er steht unter grossem Druck, denn er will Agathe, die Tochter des Erbförsters Kuno, heiraten. Bedingung für diese Hochzeit ist ein öffentlich abgelegter Probeschuss. So will es ein alter Brauch: Nur wem der Probeschuss gelingt, darf die Försterstochter heiraten und die Försterei erben.
Auch beim grossen Sternschiessen hat Max versagt. Der Bauer Kilian hat ihn besiegt und ist der neue Schützenkönig. Das Volk feiert den Sieger und verspottet den Verlierer Max.
Der Erbförster Kuno setzt der immer aggressiver werdenden Verhöhnung ein Ende. Auf Bitten Kilians erzählt er noch einmal, wie es zur Tradition des Probeschusses kam: In alten Zeiten pflegte man Wilderer zur Strafe auf einen Hirschen zu binden. Ein Vorfahre Kunos im Försteramt wurde Zeuge einer solchen Szene, bekam Mitleid und versprach dem Schützen, der den Hirsch erlegt, ohne den Wilderer zu verletzen, das Erbe der Försterei. Der Schuss gelang, aber es ging das Gerücht um, der Schütze hätte eine teuflische Freikugel geladen. Deshalb beschloss man, dass jeder Anwärter auf die Försterei zuerst einen Probeschuss ablegen muss.
Max verzweifelt an seiner verloren gegangenen Treffsicherheit und dem drohenden Verlust seiner geliebten Agathe.
Der sinistre Jäger Kaspar nimmt Max zur Seite und redet ihm ein, sein Gewehr sei verhext. Er verleitet ihn zum Trinken und erklärt ihm, nur mit einer Freikugel werde er beim Probeschuss erfolgreich sein. Er könne Freikugeln beschaffen, man müsse sie nur gemeinsam um Mitternacht in der Wolfsschlucht giessen. Mit einer von Kaspars Kugeln erlegt Max einen in unerreichbarer Höhe fliegenden Adler. Das überzeugt diesen. Max willigt ein, um Mitternacht in die Wolfsschlucht zu kommen.
Kaspar, der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, triumphiert: Vom Netz der Hölle sei Max umgarnt, nichts mehr könne ihn vor dem Fall retten.
ZWEITER AUFZUG
Agathe wartet am Vorabend ihrer Hochzeit im Forsthaus sehnlichst auf Max. Ein Bild des Urahnen Kuno ist von der Wand gefallen. Ännchen, eine junge Verwandte Agathes, versucht die bekümmerte Braut aufzuheitern, die sich um Max und das gemeinsame Liebesglück sorgt. Endlich erscheint Max. Doch er will gleich wieder fort. Er behauptet, einen kapitalen Hirsch geschossen zu haben, der noch in der Wolfsschlucht liege. Den müsse er nach Hause schaffen. Die bangen Frauen können ihn vom Gang an den verrufenen Ort nicht abbringen.
Kaspar wartet in der furchterregenden Wolfsschlucht auf Max. Er ruft den schwarzen Jäger Samiel. Der erscheint. Kaspars Pakt mit Samiel sieht vor, dass er ihm alle drei Jahre ein neues Opfer zuführen muss, sonst ist seine eigene Seele des Teufels. Am folgenden Tag läuft Kaspars Frist ab. Samiel gestattet den Guss von sieben Freikugeln für Max und Kaspar: «Sechse treffen, sieben äffen.» Das heisst: Sechs Kugeln treffen nach dem Willen des Schützen, aber die siebente lenkt Samiel nach seinem eigenen Willen.
Max trifft in der Wolfsschlucht ein. Ihn schaudert. Er sieht den Geist seiner toten Mutter, und in einer weiteren Spukvision, wie Agathe stürzt. Kaspar vollzieht das Ritual des Freikugelgiessens. Jeder Guss wird von gespenstischen Erscheinungen begleitet. Der Höllenspuk steigert sich von Kugel zu Kugel.
DRITTER AUFZUG
Am Morgen der Hochzeit und des Probeschusses hat Max den Fürsten Ottokar und seine Jagdgesellschaft mit treffsicheren Schüssen beeindruckt. Vier Freikugeln hat er von Kaspar bekommen, drei hat er verschossen. Die vierte hebt er sich für den Probeschuss auf. Kaspar verschiesst seine drei Kugeln sinnlos, aufdass für den Probeschuss nur noch die siebente und letzte übrig bleibt.
Agathe ist in angstvoller Stimmung. Sie deutet die Albträume der vergangenen Nacht als schlechte Vorzeichen. Sie sah sich als weisse Taube, auf die Max zielte. Sie sucht Trost in ihrem Vertrauen auf Gott. Ännchen versucht sie erneut aufzumuntern mit einer scherzhaften Gruselgeschichte.
Die Brautjungfern singen Agathe ein Lied und Ännchen bringt den Jungfernkranz. Aber in der Schachtel befindet sich eine Totenkrone. Agathe beschliesst, sich einen neuen Jungfernkranz winden zu lassen aus den weissen Rosen, die ihr ein frommer Eremit bei einem Besuch zum Schutz gegen Unheil geschenkt hat.
Der Augenblick des Probeschusses ist gekommen. Der Fürst zeigt auf eine weisse Taube als Ziel. Max schiesst. Agathe bricht zusammen. Aber sie ist nur ohnmächtig geworden. Die Kugel hat sie nicht getroffen, durch die weissen Rosen des Eremiten war sie geschützt. Stattdessen ist Kaspar tödlich getroffen.
Max gesteht, mit Freikugeln geschossen zu haben. Fürst Ottokar verbietet ihm die Hochzeit mit Agathe und verbannt ihn aus der Dorfgemeinschaft. Wundersam erscheint der fromme Eremit und ergreift Partei für Max. Er empfiehlt, die Verbannung von Max in ein Probejahr umzuwandeln und den unmenschlichen Brauch des Probeschusses abzuschaffen.
Biografien
Axel Kober, Musikalische Leitung
Axel Kober
Axel Kober absolvierte sein Dirigierstudium an der Hochschule für Musik in Würzburg. Er ist seit 2009 Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg und setzt mit seinem breiten Repertoire vom Barock bis zu Uraufführungen in Oper und Ballett entscheidende Akzente. Feste Engagements hatte er zuvor an den Theatern Schwerin, Dortmund und Mannheim sowie als Musikdirektor an der Oper Leipzig, wo er auch regelmässig Sinfoniekonzerte des Gewandhausorchesters dirigierte. In Düsseldorf leitete er bisher u.a. die Premieren von Peter Grimes, Die lustige Witwe, Tristan und Isolde, Parsifal, Castor et Pollux, Dialogues des Carmélites, Falstaff, Aida, Die Frau ohne Schatten, Elektra, The Rake’s Progress und Jörg Widmanns Gesicht im Spiegel. Nach seinem Debüt bei den Bayreuther Festspielen im Sommer 2013 (Tannhäuser) kehrte er 2014, 2021, 2022 mit dem gleichen Werk und 2015 mit dem Fliegenden Holländer dorthin zurück. Neben seinen sinfonischen Tätigkeiten führten ihn Gastdirigate jüngst an die Deutsche Oper Berlin (Parsifal, Tannhäuser, Lohengrin), an die Staatsoper Hamburg (Jegeni Onegin, La traviata, Ariadne auf Naxos, Macbeth) und an die Semperoper Dresden (Elektra). 2016/17 debütierte Axel Kober an der Wiener Staatsoper mit Hänsel und Gretel und dirigierte an diesem Haus 2018/19 einen kompletten Ring des Nibelungen, Arabella, Tosca und Hänsel und Gretel. Den Ring dirigierte er zudem auch kürzlich an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Im Herbst 2017 übernahm er zudem die Position des Chefdirigenten der Duisburger Philharmoniker. In Zürich leitete er zuletzt 2019 die Wiederaufnahme von Tannhäuser.
Herbert Fritsch, Inszenierung und Bühnenbild
Herbert Fritsch
Herbert Fritsch absolvierte eine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Anschliessend spielte er an verschiedenen Bühnen im In- und Ausland sowie von 1993 bis 2007 bei Frank Castorf an der Berliner Volksbühne. Parallel arbeitete er als Regisseur und Medienkünstler und entwickelte sein intermediales und serielles Kunstprojekt hamlet_x. Seine erste Regiearbeit zeigte er am Luzerner Theater (Molières Der Geizige). 2011 wurden zwei seiner Inszenierungen zum Berliner Theatertreffen eingeladen: Ibsens Nora oder Ein Puppenhaus vom Theater Oberhausen und Hauptmanns Der Biberpelz vom Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Auch seine Inszenierungen an der Berliner Volksbühne Die (s)panische Fliege, Murmel Murmel, der die mann und Pfusch wurden zum Theatertreffen eingeladen. Für das Bühnenbild zu Murmel Murmel wurde er von der Zeitschrift «Theater heute» zum Bühnenbildner des Jahres ernannt. 2013 inszenierte er mit Drei Schwestern am Opernhaus Zürich seine erste Oper. Es folgten zahlreiche Inszenierungen u.a. Don Giovanni an der Komischen Oper in Berlin, Ohne Titel Nr. 1 / Eine Oper von Herbert Fritsch an der Volksbühne, welche zum Berliner Theatertreffen 2014 eingeladen wurde, King Arthur am Opernhaus Zürich und zuletzt 2022 Der fliegende Holländer an der Komischen Oper Berlin. Am Schauspielhaus Zürich inszenierte er Die Physiker, Der schwarze Hecht, Wer hat Angst vor Hugo Wolf, Grimmige Märchen und Totart Tatort. 2016 gewann er den 3sat-Preis für der die mann und 2017 wurde er mit dem Theaterpreis Berlin ausgezeichnet. Herbert Fritsch ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin.
Victoria Behr, Kostüme
Victoria Behr
Victoria Behr studierte Kostümbild bei Prof. Dirk von Bodisco an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. Nach ihrem Studium assistierte sie am Schauspielhaus Bochum, dem Schauspielhaus Zürich, dem Opernhaus Zürich und bei den Salzburger Festspielen. Seit 2008 arbeitet Victoria Behr als freie Kostümbildnerin. Es entstand eine enge Zusammenarbeit mit dem Regisseur Herbert Fritsch u.a. am Theater Oberhausen, Centraltheater Leipzig, Theater Bremen, Thalia Theater Hamburg, Schauspiel Köln, Residenztheater München, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Opernhaus Zürich, an der Komischen Oper Berlin und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. In der Kritikerumfrage der Zeitschrift «Theater heute» wurde Victoria Behr 2011 (Nora), 2012 (Die (s)panische Fliege), 2014 (Ohne Titel Nr. 1), 2015 (der die mann) und 2020 (Amphitryon) als Kostümbildnerin des Jahres ausgezeichnet. Ebenfalls zur Kostümbildnerin des Jahres wurde sie 2013 von der Zeitschrift «Opernwelt» gewählt – für Frau Luna an der Berliner Volksbühne und für Drei Schwestern am Opernhaus Zürich. Victoria Behr entwarf ausserdem Kostüme für Produktionen der Regisseure Antú Romero Nunes, Barrie Kosky, Benedict Andrews, Niklaus Helbling, Jan Bosse, Peter Carp, Matthias Hartmann, Marcus Lobbes und Stefan Pucher und arbeitete dabei u.a. am Burgtheater Wien, der Bayerischen Staatsoper, der Wiener Staatsoper, den Salzburger Festspielen, dem Festival d’Aix-en-Provence, dem Theater Freiburg und dem Deutschen Theater Berlin.
Ernst Raffelsberger, Choreinstudierung
Ernst Raffelsberger
Ernst Raffelsberger stammt aus Gmunden, Oberösterreich. Er studierte Musikpädagogik und Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien (Chorleitung bei Prof. Erwin Ortner) und anschliessend Chordirigieren am Salzburger Mozarteum bei Prof. Walter Hagen-Groll. Von 1983 bis 1986 war er Kapellmeister der Wiener Sängerknaben. In dieser Zeit leitete er das Ensemble in Wien und auf Tourneen durch Europa, Südafrika, Kanada und die USA. Ab 1986 war Ernst Raffelsberger Chordirektor und Kapellmeister am Landestheater Salzburg (Mitwirkung bei der Salzburger Mozartwoche und den Salzburger Festspielen). 1989 wurde er von Donald Runnicles als Chordirektor und Kapellmeister an das Theater in Freiburg/Breisgau berufen. Seit Herbst 1993 ist Ernst Raffelsberger am Opernhaus Zürich als Chordirektor engagiert. Hier hat er inzwischen über 100 Premieren betreut und mit vielen namhaften Dirigenten wie Riccardo Chailly, Christoph von Dohnányi, Vladimir Fedoseyev, Sir John Eliot Gardiner, Daniele Gatti, Bernard Haitink, Nikolaus Harnoncourt, Zubin Mehta und Franz Welser-Möst zusammengearbeitet. Gastspiele mit dem Opernhaus Zürich führten ihn nach Wien, London, Paris und Tokio. Zahlreiche CD- und DVD-Aufnahmen dokumentieren diese Arbeit. Im Sommer 2012 begann zusätzlich seine Tätigkeit als Chordirektor der Salzburger Festspiele. Er ist dort für die Produktionen der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor verantwortlich. In seiner ersten Festspielsaison kam es u. a. zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Riccardo Muti und Sir Simon Rattle.
Torsten König, Lichtgestaltung
Torsten König
Torsten König, geboren in Leipzig, arbeitet seit über 30 Jahren als Lichtdesigner für Theater, Tanz, Musiktheater und Performance. Im Rahmen seines ersten Theaterengagements war er ab 1983 als Beleuchter am Kleist-Theater Frankfurt (Oder) tätig, ab 1987 als Beleuchtungsmeister und Lichtdesigner, u.a. für Regisseure wie Frank Castorf, Andreas Kriegenburg und Leander Haußmann. 1993, unmittelbar nach Beginn der Intendanz Frank Castorfs, ging er auf Initiative von Andreas Kriegenburg an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin – zunächst als Beleuchtungsmeister, ab 2005 wurde als Leiter der Abteilung Beleuchtung. Hier arbeitete er mit Regisseuren wie Andreas Kriegenburg, Frank Castorf, Christoph Marthaler, Christoph Schlingensief, Dimiter Gotscheff, Jürgen Gosch u.a., dem Choreografen Johann Kresnik sowie Bühnenbildnern wie Bert Neumann, Hartmut Meyer, Anna Viebrock, Katrin Brack, Mark Lammert und Barbara Ehnes zusammen. In der Berliner freien Szene entwickelte er das Lichtdesign für Produktionen des Choreografen Martin Stiefermann/ MS Schrittmacher und des Regisseurs/Autoren Daniel Cremer. Seit 2011 verbindet Torsten König eine kontinuierliche Arbeitsbeziehung mit Herbert Fritsch, u.a. für Volksbühne-Inszenierungen wie Die (s)panische Fliege, Murmel, Murmel, Pfusch oder der die mann. Torsten König verstarb im April 2019.
Claus Spahn, Dramaturgie
Claus Spahn
Claus Spahn ist seit 2012 Chefdramaturg am Opernhaus Zürich. In dieser Funktion ist er massgeblich an der Spielplangestaltung des Hauses beteiligt. Er ist als Produktionsdramaturg tätig und verantwortet die zentralen Publikationen des Opernhauses wie Programmbücher, das monatliche Magazin MAG, Podcasts und Werkeinführungen. Sein Interesse gilt vor allem der modernen und zeitgenössischen Musik, dem Opernrepertoire des Barock und der Entwicklung neuer musiktheatralischer Konzepte. Er hat am Opernhaus Zürich Musiktheaterprojekte von Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann, George Benjamin, Roman Haubenstock-Ramati und Uraufführungen von Heinz Holliger, Christian Jost und Stefan Wirth betreut Als Produktionsdramaturg hat er für die Regisseure Sebastian Baumgarten, Herbert Fritsch, Jan Philipp Gloger, Tatjana Gürbaca, Andreas Homoki, Barrie Kosky, Nadja Loschky, David Marton und Evgeni Titov gearbeitet. Eine enge künstlerische Partnerschaft verbindet ihn ausserdem mit dem Choreografen und ehemaligen Direktor des Balletts Zürich, Christian Spuck. Für Christian Spuck war er in Zürich stückentwickelnd an den Produktionen Anna Karenina, Nussknacker und Mausekönig und Monteverdi beteiligt und hat Libretti für die Ballette Orlando nach Virginia Woolf (Uraufführung 2021 am Moskauer Bolshoi-Ballett) und Bovary nach Gustave Flaubert (Uraufführung 2023 am Berliner Staatsballett) geschrieben. Ausserdem ist er Librettist der Kammeroper Der Traum von Dir des Schweizer Komponisten Xavier Dayer, die 2017 am Opernhaus Zürich uraufgeführt wurde.
Bevor er ans Opernhaus Zürich wechselte, war Claus Spahn 14 Jahre lang Feuilletonredakteur bei der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT und dort verantwortlich für das Fachressort Musik. Von 1990-1997 war er als freier Musikjournalist vor allem für die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk tätig. In seiner Funktion als Journalist hat er die Entwicklungen des internationalen Kultur-, Musik- und Opernbetriebs über Jahrzehnte hinweg beobachtet und kommentiert, war Radio-Moderator, Juror bei Internationalen Musikwettbewerben und Workshopleiter für kulturjournalistisches Schreiben. Claus Spahn ist in Deutschland geboren, hat in Freiburg im Breisgau klassische Gitarre studiert und eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München absolviert.
Michael Hauenstein, Kuno
Michael Hauenstein
Michael Hauenstein ist in Möriken im Kanton Aargau aufgewachsen. Seine Gesangsausbildung begann er 2006 bei Ivan Konsulov in Zürich. 2017 erhielt er für seine Verkörperung des Timur (Turandot) den österreichischen Musiktheaterpreis als bester Nachwuchskünstler. Im Mai 2011 debütierte er als Tom (Un ballo in maschera) am Pfalztheater Kaiserslautern. 2012 folgte im gleichen Theater sein Debüt als Warlaam in der Neuproduktion von Boris Godunov. 2013 sang er Zacharias (Nabucco) in Kaiserslautern und am Theater Halle. Ebenfalls in Kaiserslautern sang er in Glucks Iphigénie en Aulide sowie Sparafucile in einer Neuproduktion von Rigoletto. Am Tiroler Landestheater Innsbruck war er als Rocco (Fidelio), Timur (Turandot), Wassermann (Rusalka) sowie als La Roche (Capriccio) zu erleben. 2016 folgte im Theater Basel sein erster Auftritt als Komtur (Don Giovanni). In Zürich, wo er in der Spielzeit 2017/18 Mitglied des Ensembles war, interpretierte er u.a. Don Basilio (Il barbiere di Siviglia), Mattis (Ronja Räubertochter), Don Inigo Gomez (L’Heure espagnole), Bartolo (Le nozze di Figaro), Kuno (Freischütz) und Littore, 3. Famigliare (L’incoronazione di Poppea). Auch im Konzertbereich ist er regelmässig zu erleben, zu seinem Repertoire gehören die Bass-Partien in Verdis Requiem, Rossinis Petite Messe solenelle, Beethovens Missa Solemnis und in Dvořáks Stabat Mater. 2014 entstand seine erste CD mit dem Radio Sinfonieorchester Sofia mit Arien u.a. aus Faust, Eugen Onegin, Don Carlo, Nabucco und Il barbiere di Siviglia. Am Opernhaus Zürich sang er zuletzt 2022 Graf Waldner in Arabella.
Jacquelyn Wagner, Agathe
Jacquelyn Wagner
Jacquelyn Wagner studierte an der Manhattan School of Music und an der Oakland University of Michigan und ist Gewinnerin zahlreicher Wettbewerbe, u. a. des Internationalen Gesangswettbewerbs «Francisco Viñas» und des Gesangswettbewerbs «Renata Tebaldi». Zudem war sie Finalistin in Plácido Domingos «Operalia 2008». Sie begann ihre berufliche Karriere als Ensemblemitglied an der Deutschen Oper Berlin und gastiert mittlerweile an vielen Opernhäusern in Europa und den USA. Ein Meilenstein ihrer Karriere war Strauss’ Arabella in einer Neuproduktion an De Nederlandse Opera Amsterdam. Weitere wichtige Auftritte der letzten Jahre umfassen u.a. ihr Debüt am Opernhaus Zürich als Agathe in Der Freischütz, Donna Anna in Don Giovanni an der Pariser Oper, Rosalinde in Die Fledermaus an der Deutschen Oper Berlin, die Titelpartie in Alcina und Desdemona in Otello an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf sowie die Titelrolle von Euryanthe am Theater an der Wien. 2021 gab Jacquelyn Wagner als Contessa in Le nozze di Figaro ihr Debüt in Aix-en-Provence. 2021/22 gastierte sie u.a. als Elsa in Lohengrin bei den Salzburger Osterfestspielen, als Arabella am Opernhaus Zürich, als Leonore in Fidelio in Hamburg und gab Konzerte beim Brucknerfest in Linz. 2022/23 gab die Sopranistin ihre Hausdebüts als Magda in La rondine beim Puccini Festival in Torre del Lago, als Donna Anna (Don Giovanni) am Teatro Regio in Turin und als Contessa (Le nozze di Figaro) an der Staatsoper Stuttgart. Sie sang ausserdem Agathe am Theater an der Wien und dem Teatro Real de Madrid, Donna Anna an der Wiener Staatsoper und Arabella an der Semperoper Dresden.
Lydia Teuscher, Ännchen
Lydia Teuscher
Lydia Teuscher wurde in Freiburg geboren und studierte an der Hochschule für Musik in Mannheim sowie am Welsh College of Music and Drama. Von 2006 bis 2008 gehörte sie dem Ensemble der Dresdner Semperoper an, wo sie Pamina, Susanna (Le nozze di Figaro), Ännchen (Der Freischütz), Valencienne (Die lustige Witwe) und Gretel sang. Weitere Engagements führten sie als Zerlina (Don Giovanni) ans Bolshoi Theater in Moskau, als Pamina zur Salzburger Mozartwoche, zum Festival d’Aix-en-Provence, ans Bolshoi Theater Moskau und an die Deutsche Staatsoper Berlin sowie als Susanna, Gretel und Cherubino ans Glyndebourne Festival. An der Bayerischen Staatsoper debütierte sie 2009 als Ighino in der Neuproduktion von Pfitzners Palestrina unter Simone Young. Liederabende gestaltete sie mit Graham Johnson in London, Köln und Antwerpen. Ausserdem konzertierte sie mit der Bachakademie Stuttgart unter Helmuth Rilling, dem Royal Concertgebouw Orchestra unter Sir Roger Norrington, der Double Bande unter René Jacobs, dem Tonhalle-Orchester Zürich unter David Zinman, der Hamburger Camerata und dem Barockorchester L’Arco. Mit dem Amsterdam Baroque Orchestra unter Ton Koopman ging sie auf Europatournee und mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment auf Tour nach Korea und Japan. Zudem sang sie J.C. Bachs Lucio Silla konzertant unter Ivor Bolton, Händels Aci, Galatea e Polifemo mit Le Concert d’Astrée unter Emmanuelle Haïm und Bachs Matthäuspassion mit dem Concertgebouw Orchestra unter Ivor Bolton. Die Spielzeit 2022/23 führte sie u.a. in der Titelrolle von Schuberts Alfonso und Estrella nach Helsinki und Budapest sowie als Solistin in Haydns Schöpfung an die Usher Hall Edinburgh.
Christof Fischesser, Kaspar
Christof Fischesser
Christof Fischesser studierte Gesang in Frankfurt am Main. Im Jahr 2000 gewann er den ersten Preis beim Bundeswettbewerb für Gesang in Berlin, worauf er an das Staatstheater Karlsruhe engagiert wurde. 2004 wechselte er an die Staatsoper Berlin, von 2012 bis 2015 war er Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich, mit dem ihn seither eine enge Zusammenarbeit verbindet. Er gastierte ausserdem an der Wiener Staatsoper, am Royal Opera House London, an der Opéra Bastille Paris, dem Teatro Real in Madrid, der Staatsoper München, der Komischen Oper Berlin, der Semperoper Dresden, der Opéra de Lyon, am Théâtre du Capitole de Toulouse, an der Houston Grand Opera, der Lyric Opera Chicago sowie den Opernhäusern von Antwerpen, Kopenhagen und Göteborg. Sein breitgefächertes Repertoire umfasst u.a. Rollen wie König Marke (Tristan und Isolde), Landgraf (Tannhäuser), König Heinrich (Lohengrin), Gurnemanz (Parsifal), Sarastro (Zauberflöte), Figaro (Le nozze di Figaro), Rocco (Fidelio), Banquo (Macbeth), Mephisto (Faust) und Baron Ochs von Lerchenau (Der Rosenkavalier). Zahlreiche CDs und DVDs dokumentieren sein künstlerisches Schaffen, so z.B. Beethovens Fidelio unter Claudio Abbado (mit Nina Stemme und Jonas Kaufmann), Massenets Manon unter Daniel Barenboim (mit Anna Netrebko und Rolando Villazon) oder Wagners Lohengrin unter Kent Nagano (mit Anja Harteros und Jonas Kaufmann). In Zürich war er u. a. als König Heinrich, Rocco, Orest (Elektra), Kaspar, Daland, Fürst Gremin, Gurnemanz (Parsifal), Il Marchese di Calatrava, Padre Guardiano (La forza del destino) sowie als Hunding (Die Walküre) zu erleben.
Benjamin Bruns, Max
Benjamin Bruns
Benjamin Bruns stammt aus Hannover. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Kammersängerin Renate Behle. Nach Festengagements am Theater Bremen, an der Oper Köln und an der Semperoper Dresden gehörte er von 2010-2021 dem Ensemble der Wiener Staatsoper an, wo er die grossen lyrischen Partien seines Stimmfaches wie Tamino, Don Ottavio und Ferrando sang. Sein Repertoire umfasst zudem u.a. Matteo (Arabella), Belmonte (Die Entführung aus dem Serail), Don Ramiro (La Cenerentola), die Titelrollen in Mozarts Lucio Silla und La clemenza di Tito oder den italienischen Tenor in den beiden Strauss-Opern Capriccio und Der Rosenkavalier. Gastspiele führten ihn u.a. an die Berliner Staatsoper und die Deutsche Oper Berlin, die Bayerische Staatsoper in München, an das Teatro Real in Madrid, an die Salzburger Festspiele und ans Teatro Colón in Buenos Aires. Sein Debüt bei den Bayreuther Festspielen gab er 2012 als Steuermann (Der fliegende Holländer). Oratorium und Liedgesang bilden für den Künstler einen wichtigen Gegenpol zu seinem Bühnenschaffen. Dabei musiziert er u.a. mit den Berliner Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, den Wiener Philharmonikern, dem Boston Symphony Orchestra, dem Sydney Symphony Orchestra, dem Kammerorchester Basel sowie Chor und Orchester der Accademia di Santa Cecilia in Rom. 2022/23 war er u.a. als Solist beim Neujahrskonzert in der Elbphilharmonie, in Schuberts Sinfonie Nr. 8 im Concertgebouw in Amsterdam sowie in Mahlers Sinfonie Nr. 8 im Gewandhaus Leipzig zu erleben.
Ildo Song, Ein Eremit
Ildo Song
Ildo Song stammt aus Südkorea. Er absolvierte seine Gesangsausbildung an der Universität von Seoul und ist Preisträger zahlreicher südkoreanischer Wettbewerbe. In Europa wurde er 2014 mit dem 3. Preis beim Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb in Düsseldorf ausgezeichnet. Zu seinem Repertoire gehören Partien wie Sarastro (Die Zauberflöte), Sparafucile (Rigoletto), die Titelpartie in Le nozze di Figaro und Don Alfonso (Così fan tutte), die er auf verschiedenen Bühnen in Seoul, darunter das Seoul Art Center, verkörperte. Von 2015 bis 2017 gehörte er zum Internationalen Opernstudio in Zürich und war hier u.a. in Il viaggio a Reims, La traviata, Orlando paladino, Don Carlo, Un ballo in maschera und L’Heure espagnole / L’Enfant et les sortilèges zu erleben. Seit der Spielzeit 2017/18 gehört er zum Ensemble des Opernhauses Zürich. In letzter Zeit sang er u.a. den Onkel Bonze in Madama Butterfly, Le Fauteuil / L’arbre in L’Enfant et les sortilèges, La Voce in Idomeneo, Mandarin in Turandot, Doktor Grenvil in La traviata, Julian Pinelli in Die Gezeichneten, Il Conte di Ceprano in Rigoletto, Alessio in der konzertanten Aufführung von La sonnambula, Oroveso in Norma und ein Eremit in Der Freischütz. Er gastierte zudem jüngst als Onkel Bonze und Oroveso am Teatro di San Carlo in Neapel.
Yannick Debus, Kilian
Yannick Debus
Yannick Debus studierte Gesang an der Musikhochschule Lübeck, an der Hochschule für Musik Basel und an der Schola Cantorum Basiliensis. Parallel zu seiner Gesangsausbildung studierte er in Lübeck Musiktheorie und Gehörbildung. Während des Studiums sang er an den Theatern Kiel und Lübeck u. a. die Hauptrolle des Dichters in L’impresario in angustie (Cimarosa). Im Rahmen der Jungen Oper Schloss Weikersheim war er im Sommer 2017 in der Rolle des Vaters in Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel zu erleben. Im Sommer 2018 sang er bei der Kammeroper Schloss Rheinsberg die Rolle des Guglielmo in Così fan tutte. Er war am Theater Basel in der Rolle des Kaisers Overall in Viktor Ullmanns Der Kaiser von Atlantis und als Figaro in Milhauds La mère coupable und bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik als Emireno in Händels Ottone, re di Germania zu erleben. Von 2020-2022 war er Mitglied des Internationalen Opernstudios in Zürich und war hier u.a. als Kilian in Der Freischütz, als Sprecher und 2. Priester in Die Zauberflöte, als Hermann in Les Contes d’Hoffmann, als Thierry in Dialogues des Carmélites und als Pieter in Girl with a Pearl Earring zu erleben. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit René Jacobs, mit dem er als Orpheus in Telemanns gleichnamiger Oper in Basel zu erleben war, und 2022 als Apollo in Händels Apollo e Dafne, als Kilian und Ottokar in der CD-Release Tournee vom Freischütz, und in Israel in Egypt. 2022 sang er im Konzerthaus Berlin Haydns Schöpfung und in der Berliner Philharmonie Beethovens 9. Sinfonie.
Florian Anderer, Samiel
Florian Anderer
Florian Anderer wurde in Karlsruhe geboren. Schon während der Schulzeit trat er im Badischen Staatstheater Karlsruhe auf und studierte anschliessend von 2001 bis 2005 Schauspiel an der Hochschule der Künste in Bern. 2003 erhielt er ein Stipendium der Armin-Ziegler-Stiftung. Er gastierte am Luzerner Theater und spielte Karl Moor in Schillers Die Räuber bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Es folgten Engagements in Greifswald und Hildesheim, wo er in der Regie von Karin Drechsel den Alfred in Horvaths Geschichten aus dem Wiener Wald und den Tambourmajor (Woyzeck) spielte. Am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin arbeitete er 2011 erstmals mit Herbert Fritsch zusammen (Der Diener zweier Herren). Ab der Spielzeit 2012/13 arbeitete Florian Anderer als freiberuflicher Schauspieler auf deutschen Bühnen und war u.a. in Herbert Fritschs Operetten-Debüt Die Banditen am Theater Bremen, in Der Raub der Sabinerinnen am Thalia Theater Hamburg sowie in Grimmige Märchen am Schauspielhaus Zürich zu sehen. An der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin spielte er in Herbert Fritschs Inszenierungen Frau Luna und Ohne Titel Nr.1 – eine Oper von Herbert Fritsch. Mit demselben Team entstanden an der Volksbühne zudem Die (s)panische Fliege, Murmel Murmel, der die mann und Pfusch. Von 2017-2019 war er festes Ensemblemitglied der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. Neben seiner Tätigkeit am Theater wirkt er regelmässig in Hörspiel-, Film- und Fernesproduktionen mit.
Benjamin Mathis, Erster Jäger
Benjamin Mathis
Benjamin Mathis, 1981 geboren, lebt in Basel und Zürich. Nach ersten Theatererfahrungen mit Lieb Mi! (Regie: Sebastian Nübling) am Jungen Theater Basel und am Vorstadttheater Basel, studierte er Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. Während des Studiums spielte er am Theater Basel, am Theater an der Sihl und am Theater der Künste Zürich und arbeitete dabei mit Regisseur:innen wie Christina Paulhofer, Volker Hesse, Stephan Müller und Joachim Schlömer. Nach seinem Studium war er für zwei Spielzeiten am Theater Junge Generation Dresden engagiert. Seit der Spielzeit 2010/11 arbeitet er als freischaffender Schauspieler u.a. am Schauspielhaus Zürich, am Luzerner Theater, am Theater Basel, an der Kaserne Basel, am Vorstadttheater Basel, am Roxy Birsfelden und in der Roten Fabrik Zürich. Mit der Zürcher Opernproduktion Die Soldaten in der Regie von Calixto Bieito gastierte er in der Spielzeit 2013/14 am Opernhaus Zürich, an der Komischen Oper Berlin und am Teatro Real Madrid. Seither arbeitet er regelmässig am Opernhaus Zürich als Schauspieler und Tänzer u.a. mit den Regisseuren Sebastian Baumgarten, Hans Neuenfels und Herbert Fritsch. Er ist Mitglied der freien Theatergruppe „Glück“ mit der er verschiedenste Projekte und Performances an Theatern und in Galerien verwirklicht. 2019 spielte er die Rolle des Roger Graf in dem Schweizer Spielfilm Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes.
Sebastian Zuber, Zweiter Jäger
Sebastian Zuber
Sebastian Zuber, geboren 1986, wuchs in Basel auf. Nach einem abgeschlossenen Bachelorstudium in Jura studierte er Zeitgenössischen Tanz an der Salzburg Experimental Academy of Dance. Er war Mitglied im Ensemble der international erfolgreichen Tanzproduktion More than naked der Choreografin Doris Uhlich und erhielt Engagements am Opernhaus Zürich, unter anderem bei Christoph Marthaler in Il viaggio a Reims, Sebastian Baumgarten in Hamletmaschine und Belshazzar sowie bei Herbert Fritsch in Der Freischütz. Er ist Gründungsmitglied des Yugsamas Movement Kollektives, mit welchem er Let the body speak und Collage me herausbrachte. Seit 2016 ist er Tänzer der Johannes Wieland Company und performte in Mariannengraben, Rite of spring, You will never be my number one fan, Stück ohne Titel und in der Wiederaufnahme You will be removed. Als Ensemblemitglied entstanden Zusammenarbeiten mit den Gastchoreografen Tom Weinberger in Segments on notes und Helder Seabra in Röntgen. Als Choreograf und Produzent brachte er die Uraufführungen Professional failure, Lowball, Accalia und Industrial Seagrass auf die Bühne. 2019 choreografierte er am Staatstheater Mainz für das Theaterstück Aggro Alan von Alexander Nerlich. Unter der Serie Quercimovers lancierte er eine exklusive Workshopreihe auf Korsika. Seit 2021 kuratiert und produziert er Gastspiele wie Darwintodarwin von Johannes Wieland, WILT and shine von Florian Zumkehr und 42 der Panorama Dance Company in der neuen Kulturstätte Walzhalle/Münchenstein. Zuletzt choreografierte er am Opernhaus Zürich Turandot (Regie: Sebastian Baumgarten).
Karen Forster, Solo-Viola
Karen Forster
Karen Forster, geboren in Edmonton, Kanada, ist Solobratschistin der Philharmonia Zürich.
Nach ihrem Bachelor Studium in Vancouver vervollständigte sie ihre Ausbildung mit dem Master an der renommierten Juillard School in bei Karen Tuttle.
In New York kam es auch zum Solodebüt mit dem Bratschenkonzert von William Walton unter Alan Kay im weltberühmten Lincoln Center. Anschliessend beendete Karen Forster ihr Studium mit dem Solistendiplom bei Hatto Beyerle in Hannover.
Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben gab es unter anderem beim Lionel Tertis Wettbewerb. Nach vier Jahren als Solobratschistin des Sinfonieorchesters Basel wurde Karen Forster an das Opernhaus Zürich an die gleiche Position bei der Philharmonia Zürich geholt.
In Zürich ist sie nicht nur als Solistin, sondern auch als sehr geschätzte und gefragte Kammermusikerin tätig. Ebenso gilt ihre grosse Leidenschaft der historischen Aufführungspraxis, welche sie als Solistin und Orchestermitglied bei La Scintilla zum Ausdruck bringt. Ergänzend zu ihrer Tätigkeit als Solistin und Orchestermusikerin unterrichtete Karen Forster an der Musikhochschule Luzern und jetzt an der Orchesterakademie der Philharmonia Zürich.