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Coraline

Familienoper in zwei Akten von Mark-Anthony Turnage (*1960) für Kinder ab 8 Jahren
Libretto von Rory Mullarkey nach dem Roman von Neil Gaiman
Deutsche Übersetzung von Kerstin Schüssler-Bach
Schweizer Erstaufführung

In deutscher Sprache mit deutscher Übertitelung. Dauer 2 Std. inkl. Pause nach dem 1. Teil nach ca. 55 Min.

Gut zu wissen

Pressestimmen

«Die Familienoper Coraline von Mark-Anthony Turnage erzählt eine spannende Geschichte, Nina Russis Regie ist schlau, und gut gesungen wird am Opernhaus auch.»
Neue Zürcher Zeitung vom 18. November 2019

«Das Zürcher Opernhaus zeigt die Familienoper Coraline. Die Aufführung ist anders als Henry Selicks Kultfilm – und begeistert das Publikum.»
Tagesanzeiger vom 18. November 2019

Wie machen Sie das, Herr Bogatu?


Video statt Bühnenbild

Der technische Direktor am Opernhaus Zürich, Sebastian Bogatu, gibt Auskunft über willkommene Herausforderungen, welche Videoprojektionen mit sich bringen.

Die ersten vier Produktionen unserer Spielzeit hatten alle gemeinsam, dass Videoprojektionen darin eine grosse Rolle spielten. In Die Sache Makropulos blickte man durch ein Fenster auf einen vom Wind bewegten Wald - eine Videoprojektion. Im Ballett Das Mädchen mit den Schwefelhölzern zündete das Mädchen ein Streichholz an, und in einer Videoprojektion sah man, welchen Schaden die Kaufhausbrandstiftung der Terroristin Gudrun Ensslin einst anrichtete. Im Händel-Oratorium Belshazzar hat der Regisseur vorab mit den Darstellern gedrehte Filmsequenzen in das Bühnengeschehen montiert. Und in unserer aktuellen Familienoper Coraline werden die Tapeten des Bühnenzimmers «lebendig»: Farnblätter laufen wie Käfer die Wände hinauf und hinab.

Die Projektionen werden in der Regel mit einem Beamer (Modell «Boxer 4K30») erzeugt. Das Prinzip ist im Grunde nicht anders als beim guten alten Diaprojektor - nur dass der Lichtstrahl nicht durch ein Dia eingefärbt wird, sondern zunächst durch ein Prisma in drei Grundfarben rot, grün und blau aufgeteilt wird. Diese drei Lichtstrahlen treffen nun auf je einen Mikrochip, der mit knapp 9 Millionen kleinen, beweglichen Spiegeln versehen ist. Jeder einzelne Spiegel kann so gesteuert werden, dass er das Licht entweder auf einen bestimmten Punkt auf die Projektionsfläche reflektiert oder im Gehäuse des Beamers verschwindet - und das mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit von 4000 Mal pro Sekunde. Das Bündel von 27 Millionen rot, grün oder blau eingefärbten Lichtstrahlen geht, bevor es den Beamer verlässt, durch ein paar Linsen hindurch, damit diese dann ein gestochen scharfes Bild in der gewünschten Grösse auf einer Projektionsfläche anzeigen. Die für uns Menschen sichtbaren Farben entstehen durch die Mischung der drei Grundfarben, Dunkelheit entsteht durch das Weglassen dieser Farben.

Nun stellt sich eine naheliegende Frage: Wenn wir über eine so geniale Technik verfügen, brauchen wir dann eigentlich noch Bühnenbilder? Kann man das nicht alles einfach projizieren? Das geht nur beschränkt: Ein grosses und ganz banales Problem ist, dass vor der Projektionsfläche häufig Personen stehen und damit in der Regel im Bild des Beamers. Die projizierte Ziegelwand im Hintergrund würde also auch auf den Gesichtern und Kleidern der Personen auf der Bühne erscheinen, und die Personen würden einen Schatten auf die Wand werfen. Ein weiteres Problem ist die Beleuchtung auf der Bühne: Damit man die Darstellenden auf der Bühne sehen kann, werden Scheinwerfer eingesetzt, deren Licht immer an irgendeiner Stelle auf die Projektionsfläche trifft. Und dann sieht jeder, dass es sich um eine Projektionsfläche handelt und nicht um eine gemauerte Wand.

Sparen würden wir dadurch auch nicht: Auf der Bühne beleuchten wir die gebaute Hauswand aus unterschiedlichen Winkeln, und die Ziegel können dann z.B. ganz dramatische lange Schatten werfen. In einer Videoprojektion müsste man solche Wechsel aufwändig und teuer «erbauen» und animieren. Und spätestens, wenn die Regisseurin von Coraline möchte, dass die Hauptfigur durch eine Türe ins Haus verschwindet, muss man eben doch eine Wand mit Türrahmen und Türe bauen. Ganz ausgeschlossen ist der Verzicht auf ein Bühnenbild allerdings nicht: In Herbert Fritschs Inszenierung von King Arthur der Spielzeit 2014/15 gab es kein gebautes Bühnenbild, sondern «nur» Videos auf einer grossen Projektionsfläche.

Text von Sebastian Bogatu.
Dieser Artikel erschien im MAG 74, November 2019.
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